Land schafft Verbindung blockiert Aldi-Lager
In Niedersachsen und NRW protestieren Landwirte gegen eine mögliche Butterpreissenkung durch Aldi. Mit Traktoren blockieren die Bauern Lager des Discounters. Der versucht die Lage zu beruhigen.
Seit Sonntagabend blockieren Landwirte mit Traktoren ein Aldi-Lager in Hesel im niedersächsischen Landkreis Leer. Zeitweise sollen 400 Fahrzeuge vor Ort gewesen sein. Mit ihrem Protest wenden sich die Bauern gegen die aus ihrer Sicht drohende Butterpreissenkung durch den Discounter. Die Landwirte kündigten an, solange in Hesel bleiben zu wollen, bis sie verlässliche Zusagen bekommen. Sie verlangen angemessene Preise für ihre Produkte. Einem Bericht des NDR zufolge soll es im Laufe des heutigen Vormittags Verhandlungen zwischen den Landwirten und Vertretern des Einzelhandelsunternehmens geben.
Polizei eskortiert Lkw aus Lager
Weitere Landwirte wollen später mit Treckern vor Ort eintreffen, um ihre Berufskollegen abzulösen. Gegenwärtig scheinen sich die Fronten vor Ort in Ostfriesland zu verhärten. So werde versucht, mit Hilfe von Polizeieskorten Lkw aus dem komplett abgeriegelten Aldi-Lager herauszubringen. Das wird aus Kreisen der Initiative Land schafft Verbindung (LsV) Niedersachsen berichtet. Auch vor einem Aldi-Lager in Beverstedt im Landkreis Cuxhaven (ebenfalls Niedersachsen) versammelten sich heute Morgen Landwirte. Berichten der Polizei zufolge sind diese mit rund 20 Traktoren vorgefahren. In Schleswig-Holstein soll es schon am Wochenende einzelne Proteste gegeben haben. Seit Montagabend gebe es auch in Nordrhein-Westfalen Blockaden, berichten lokale Medien.
Bauernprotest vor Aldi-Zentrallager in Wilsdruff
Mit einer Kundgebung vor dem Aldi-Zentrallager in Wilsdruff hat Land schafft Verbindung Sachsen gegen die Preispolitik des Lebensmitteleinzelhandels protestiert. Die Landwirte seien bereit, ihre „Betriebe zu schützen“. mehr
LSV: „Völlig falsches Zeichen“
Der Vorstand von LsV Deutschland betonte gestern, dass die angedachten Butterpreissenkungen im Rahmen der turnusmäßigen Ausschreibungen für Butter gerade zum jetzigen Zeitpunkt ein „völlig falsches Zeichen“ setzten. Die LsV-Spitzenvertreter verwiesen auf die laufenden Aktionen und das aus ihrer Sicht durchaus vielversprechende Treffen vom 11. Dezember 2020 zwischen Land schafft Verbindung und dem Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH).
Der Preisführer Aldi habe hier eine ganz besondere Verantwortung. Land schafft Verbindung rief den Discounter nachdrücklich dazu auf, dieser nachzukommen und die aktuellen Butterkontrakte als ein Signal an die Landwirte ohne Butterpreissenkungen abzuschließen. Aldi müsse entsprechend seiner mündlich zugesagten Wertschätzung und seiner Verantwortung für die heimische Landwirtschaft handeln und eben nicht auf saisonale Preishochs und Preistiefs reagieren.
Stattdessen sollte Aldi hier klar und deutlich ein Exempel statuieren und die Preise für Butter nicht absenken. Damit würde das Unternehmen aktiv seine Bereitschaft zeigen, seinen Worten auch Taten folgen zu lassen. Abschließend forderte LsV Deutschland den Discounter auf, den gemeinsamen, gut begonnenen Dialog nicht zu gefährden.
Aldi: Nach Weihnachten ein normaler Vorgang
Die Aldi-Spitze hatte in einem Schreiben mit Datum vom 26. Dezember darauf hingewiesen, dass der Rückgang der Butterpreise nach Weihnachten „völlig normal“ sei. Dieser Vorgang wiederhole sich „jedes Jahr aufs Neue“. Er sei eine Reaktion auf die aufgrund höherer Nachfrage vor dem Fest gestiegenen Preise. In den Angeboten der Molkereien sei dieses Prinzip bereits enthalten. Das vom Sprecher des Verwaltungsrates, Markus Dicker, unterzeichnete Schreiben wurde den Organisatoren der Blockaden nach Unternehmensangaben übergeben. Darin nimmt Dicker Bezug auf ein Treffen von Handelsvertretern mit Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner am 22. Dezember.
Aldi erneuert in dem Schreiben seine Bereitschaft, seinen Beitrag zu langfristigen Verbesserungen entlang der Wertschöpfungskette zu leisten. Schon Anfang des neuen Jahres wolle Klöckner dazu über konkretere Vereinbarungen reden. (zuletzt aktualisiert am 29.12., 11 Uhr) red
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