Waldbauernschule: Lust auf Wald
Schulungsvideos bereichern seit Corona die Waldbauernschule. In diesem Herbst gibt es frei Haus Infos zum Schutz vor Wildschäden.
Klare Aussagen in Ton und Bild, jederzeit verfügbar und dazu noch eine flotte Auftaktmusik: Das Online-Angebot der Waldbauernschule im Herbst 2021 ist nicht nur für Brandenburger Waldbesitzer eine Bereicherung. Jeder der rund 100.000 Frauen und Männer, die in Brandenburg – oft nur ein, zwei Hektar – Wald besitzen, kann sie sich ansehen. Der Zugang ist frei und kostenlos.
Leicht gemacht ist somit der erste Schritt, überhaupt einen Bezug zu seinem Eigentum zu finden und sich dessen bewusst zu werden, dass das Stück baumbewachsener Erde, das er oder sie einmal geerbt hat, nicht von allein gedeiht. Für andere, die sich schon aktiv kümmern und schon mal an einer Schulung des Waldbauernverbandes teilgenommen haben, ist es ein digitales Vorspiel zu einer der Exkursionen, die gerade überall im Land noch bis November traditionell angeboten werden.
Aktuelles vom Chef
Zum Auftakt geht Waldbauern-Vorsitzender Enno Rosenthal online auf die aktuelle Situation in Brandenburgs Wäldern ein. Obwohl es mehr Regen als in den Vorjahren gab, habe sich die Lage noch nicht entschärft. „Wahrscheinlich ist im Unterboden noch so viel Trockenheit, dass die Oberbodenfeuchte noch nicht durchgedrungen ist“, so Rosenthal.
In der Fichte habe man es vermehrt mit dem Borkenkäfer und in den alten Kiefern mit dem Diplodia-Triebsterben zu tun. Auch der Holzmarkt habe sich noch nicht erholt. Die hohen Erzeugerpreise der Waldindustrie würden nicht an die Waldbauern weitergegeben, so Rosenthal. Er empfiehlt: Wenn Einschlag, dann nur das stärkere Holz, weil das ganz gut zu verkaufen sei. Rosenthal ermuntert erneut, die Marktmacht der Waldbesitzenden zu bündeln, und hofft, dass die Oberförstereien und Revierförstereien die Privatwaldbesitzer dabei unterstützen, um gemeinsam zu besseren Holzmarktpreisen in Brandenburg zu kommen.
Anders als es in einem Versammlungsraum möglich wäre, redet Rosenthal über die Folgen des Diplodia-Triebsterbens an einer Stelle im Wald, wo es zu sehen ist: „Absterbende Kronen sind ein Zeichen, dass schnell gehandelt werden muss, wenn wir derzeit hier 60 bis 70 €/Festmeter (LAS) für die älteren Kiefern erzielen, sollten wir handeln, bevor die Rinden abfallen“, empfiehlt er.
Videos mit Tipps, um Wildschaden zu vermeiden
In den Videos der Referenten der Waldbauernschule dreht sich alles um den Wildschaden und wie man ihn verhindert. Kay Hagemann führt in das Thema ein und erläutert verschiedene Verbissarten und jeweilige Folgen. Er unterscheidet Terminaltriebverbiss und Seitentriebverbiss mit den entsprechenden Wuchsdeformationen bei verschiedenen Baumarten.
Doch es müssen nicht immer die Äser sein: Der Fegeschaden durch einen Rehbock kann an einer Kiefer zum Totalverlust führen, wenn das Cambium komplett geschädigt ist. Am Beispiel einer abgesteckten Waldfläche erläutert Hagemann, wie Entmischung vonstattengeht, warum Trauben-, Stiel- und Roteiche, die gerade so aus der Heidelbeere herausgucken, gegen die Spätblühende Traubenkirsche keine Chance haben, wenn sie nicht geschützt werden.
Schutz vor Verbiss
Thomas Meyer und Martin Schmitt, zwei weitere Referenten der Waldbauernschule Brandenburg, gehen dann in Lektion eins sehr anschaulich darauf ein: Welche Schutzmaßnahmen kann ich anwenden? Wie teuer sind sie? Und welche Maßnahmen eignen sich für welchen Zweck? Schmitt erklärt, wann sich ein Zaun lohnt (2.000 bis 2.500 m2), was er kostet (mehr als die Förderung von 5,00 €/m) und welche Vorteile (Begleitvegetation wächst mit hoch) und Nachteile (funktioniert nur mit Pflege) er hat.
Und Meyer zeigt, wie aufwendig es ist, einen Zaun auch wieder abzubauen. Dann geht es um Einzellösungen wie Terminalknospenschutzmanschetten oder Wuchshüllen am Robinienstab. Die beiden Referenten haben 15 Jahre Erfahrung mit dem Verbiss- und Fegeschutz, als Zuschauer kann man in jedem Fall profitieren. In zwei weiteren Videos geht es um Jagdmanagement. Nicht nur für Waldbesitzer ein lohnenswertes Thema.
(c) Waldbauernschule/Screenshots
Neuruppiner Erklärung der Waldbauern
Bereits Ende August verabschiedete die 17. Waldbauernversammlung die „Neuruppiner Erklärung zum Erhalt der Wälder und der Vielfalt des Eigentums“. Darin fordern die Waldbauern Unterstützung für eine nachhaltige, schonende, vorratspflegliche Waldwirtschaft. Nutzungseinschränkungen sowie bewusster Nutzungsverzicht auf einem Teil der Waldfläche sind kein Tabu mehr.
Zudem fordern sie eine verlässliche leistungs- und strukturabhängige, direkte Existenzsicherung für die Tätigkeit der Zusammenschlüsse von Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern und speziell für Brandenburg eine Beseitigung bürokratischer Hemmnisse beim Waldumbau durch eine Umstellung des Förderverfahrens von der auf einzelbetriebliche Einzelmaßnahmen bezogenen Förderung hin zu einer leistungsbezogenen Flächenprämie.