Waldumbau: Sächsisches Bündnis will naturnahe Bewirtschaftung
Auf der agra 2022 will ein Zusammenschluss forstlicher Vereinigungen für seine Ziele werben. Das „Bündnis für die Zukunft des sächsischen Waldes“ steht für naturnahe Wälder und deren wirtschaftliche Nutzung.
Für Sachsens Wälder geht es um viel: Sie müssen künftig dem fortschreitenden Klimawandel nicht nur trotzen, sondern ihn durch CO2-Bindung soweit es geht auch bremsen. Gleichzeitig sollen sie die Rohstoffversorgung mit Holz aus regionaler und umweltverträglicher Erzeugung sichern und dabei nicht zuletzt ihren Eigentümern und Bewirtschaftern ein Auskommen bieten. Mit ihrer fachlichen Kompetenz stehen Sachsens forstliche Vereine und Verbände für diese und weitere Ziele ein, für Belange des Naturschutzes etwa oder den Erhalt der Erholungsfunktion des Waldes. Um ihren eng mit dem Waldumbau in Sachsen verbundenen Anliegen Nachdruck zu verleihen, haben sie sich im „Bündnis für die Zukunft des sächsischen Waldes“ zusammengeschlossen.
Forstverbände sind gemeinsam stärker
„Sachsen hat viele forstliche Vereinigungen und Verbände, aber sie sind nicht groß und haben jeder für sich allein nur wenig Schlagkraft, vor allem im Vergleich zu großen Umweltverbänden“, sagt Henrik Lindner, stellvertretender Landesvorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Landesverband Sachsen, und ehrenamtlicher Koordinator des sächsischen Wald-Bündnisses. Gemeinsam tritt man daher in Form eines losen Zusammenschlusses als Bündnis in Erscheinung. Mitglieder sind Sächsischer Waldbesitzerverband, Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft Landesgruppe Sachsen, Sächsischer Forstunternehmerverband, Bund Deutscher Forstleute Sachsen, Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Landesverband Sachsen, Sächsischer Forstverein, Stiftung Wald für Sachsen und Ökologischer Jagdverein Sachsen.
Auch wenn es in Detailfragen verschiedene Ansichten gebe, sei man im Großen und Ganzen einer Meinung. „Dass die Zusammenarbeit bei uns in Sachsen so gut funktioniert, ist anderswo nicht selbstverständlich“, gibt Henrik Lindner zu verstehen. Ein Grund sei wohl, dass die Akteure in den Vereinigungen in der Regel in Tharandt studiert haben, sich persönlich kennen und ein gutes Miteinander pflegen.
„Weg von Reinbeständen und hin zu widerstandsfähigen Mischwäldern“
Erstes großes gemeinsames Vorhaben war 2019 die Herausgabe eines Positionspapiers zur Landtagswahl und seine Diskussion mit den Parteien. Weiter hat sich das Bündnis im Interesse des Waldumbaus für eine angemessene Bejagung des Rotwilds ausgesprochen und damit eine Gegenposition zum Jagdverband und den Hegegemeinschaften besetzt sowie eine koordinierte Stellungnahme in der Anhörung zur Novellierung des Waldgesetzes abgegeben.
Die übergreifenden Interessen der Partner im Bündnis betreffen den Waldumbau und die Nutzung des Waldes. „Wir müssen weg von Reinbeständen und hin zu widerstandsfähigen Mischwäldern“, betont Henrik Lindner. Eine Bedingung dafür sei, die aus forstlicher Sicht zu hohen Wildbestände abzubauen – „das heißt nicht, Wild auszurotten, sondern es auf ein waldverträgliches Maß zu reduzieren.“ Großflächige Stilllegungen des Waldes lehnt das Bündnis ab. „Stattdessen fordern wir eine naturnahe Bewirtschaftung, die Mehrwert für die Natur bringt und zugleich regionale Rohstoffe liefert“, betont der Diplom-Forstingenieur. Forstflächen aus der Nutzung zu nehmen, verknappe und verteuere den Rohstoff Holz, der dann aus anderen Weltregionen eingeführt würde, wo er unter wenig nachhaltigen Bedingungen gewonnen werde.
Pflanzbeet macht Waldumbau in Sachsen anschaulich
Auf der Landwirtschaftsmesse agra wird sich das Bündnis für den sächsischen Wald in der agra Forstwelt (Halle 2, Stand J21) mit einem 500 m2 großen Gemeinschaftsstand präsentieren. Mittelpunkt der Präsentation ist ein 120 m2 großes Pflanzbeet, das anhand von Baumsetzlingen das Thema Wiederbewaldung aufgreift und anschaulich demonstriert. Zudem sind Vorträge unter anderem zur Wiederbewaldung und zur wachsenden Bedeutung der Weißtanne in Sachsens Wäldern geplant.