Welsh Black Züchter: Erfahrungsaustausch im Südharz
Gastgeber für das diesjährige Sommertreffen der Welsh-Black-Züchter des Bundesverbandes dieser extensiven Fleischrindrasse war der Landwirtschaftsbetrieb Schröter im sachsen-anhaltischen Tilleda.
Die Vorfreude in der Mitgliedschaft des Verbandes Deutscher Welsh Black Züchter und Halter (VDWB) war geweckt und riesengroß, als ihnen Ende Juli die Einladung des Bundesverbandes zum diesjährigen Sommertreffen ins Haus flatterte. Endlich bot sich nach monatelangen pandemiebedingten Einschränkungen wieder einmal eine Gelegenheit, sich mit Berufskolleginnen und -kollegen im direkten Kontakt austauschen zu können.
Gastgeber der Runde am letzten Augustsonnabend mit Züchterinnen und Züchtern aus Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt war der Landwirtschaftsbetrieb Schröter in Tilleda im Landkreis Mansfeld-Südharz (Sachsen-Anhalt).
Holsteins und „Blackies“
Die beiden Hauptstandbeine des Unternehmens sind die Milcherzeugung und der Marktfruchtbau. Seit elf Jahren züchtet die Familie um Betriebsinhaber Jörg Schröter neben Holstein-Friesian-Milchvieh auch Fleischrinder der Rasse Welsh Black.
Die kleine Herde der robusten „Blackies“, wie der 53-Jährige seine Tiere nennt, umfasst rund 20 Mutterkühe samt Nachzucht. Der Südharzer Hof am Fuße des Kyffhäusergebirges ist einer von lediglich zwei Herdbuchzuchten in Sachsen-Anhalt, die sich dem Waliser Schwarzvieh widmen.
Die andere Zuchtstätte ist der Familienbetrieb Burchardt in Kloster Neuendorf im Altmarkkreis Salzwedel. Beide sind Mitglied im VDWB und im Rinderzuchtverband Sachsen-Anhalt eG (RSA), der das Herdbuch im Land führt. Karl-Heinz Burchardt vertritt als Beirat im Welsh-Black-Verband die Züchterschaft in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Seine Tochter Victoria (17) engagiert sich im Verband für die Nachwuchsförderung.
Fleischrindzucht : Wie in Tilleda alles begann
Auf dem Hof in Tilleda konnten sich die teils über Hunderte Kilometer angereisten Gäste nach dem Eintreffen zunächst bei Kaffee, Kuchen und belegten Broten stärken. Jörg Schröter ließ derweil zuerst den Start des Familienbetriebes in der Milchproduktion Revue passieren, ehe er auf die Anfänge in der Fleischrindzucht zu sprechen kam. Die ersten Welsh Black erwarb er 2010 bei Züchter Reinhardt Müller in Halle. Damals konnten Schröters von der Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG) gut 20 ha Weideland kaufen.
Das Los aus zahlreichen Splitterflächen umfasste neben Dauergrünland auch einige Streuobstwiesen. Die schützenswerten Biotope waren seinerzeit jedoch völlig verbuscht und in einem beklagenswerten Zustand. „Bei den Überlegungen, wie wir die Areale effektiv nutzen können, kam uns die Idee, extensive Fleischrinder zu halten“, so Jörg Schröter. Die Wahl sei schließlich auf Welsh Black gefallen, weil sich die Rasse durch ihren gutmütigen Charakter auszeichnet, für extensive Freilandhaltung eignet und gute Tageszunahmen aufweist. Der aktuelle Herdenbulle, Merlin, inzwischen neun Jahre alt, stammt aus der Zucht des Niedersachsen Rudolf Michaelis, der in Tilleda geehrt wurde (Kasten).
Wanderpokal vergeben
Mit dem Wanderpokal des Verbandes Deutscher Welsh Black Züchter und Halter wurden Annedore und Rudolf Michaelis aus Rätzlingen im Landkreis Uelzen (Niedersachsen) für besondere Verdienste um die Zucht dieser Rasse geehrt.
Sie züchten seit 1989 Welsh Black und gehören zu den Gründungsmitgliedern des VDWB. Den Pokal überreichte Karl-Heinz Burchardt (r.), Züchter aus dem altmärkischen Kloster Neuendorf und Beirat im Verband für Sachsen-Anhalt, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern, in Tilleda.
Absatz über Fleischerei
Die Fleischrinder sind inzwischen fest im Betrieb Schröter etabliert. Der aktuelle Bestand, einschließlich Kälber und Absetzer, umfasst rund 70 Tiere. Seit Jahren werden alle männlichen Absetzer und nicht zur Remontierung benötigte weibliche Tiere an die örtliche Fleischerei Makrinius vermarktet, die diese schlachtet und zerlegt.
Der Landwirtschaftsbetrieb erhält für die naturnah aufgezogenen Tiere einen Obolus auf die jeweils aktuellen Marktnotierungen. Und die Metzgerei kann so die steigende Nachfrage ihrer Kundschaft nach regional erzeugtem Rindfleisch in höchster Qualität bedienen.
Um die Mittagszeit ging es hinaus auf die Weiden in der Tilledaer Gemarkung, wo zunächst eine Herde Mutterkühe mit ihren Kälbern und anschließend eine Gruppe männlicher Absetzer in Augenschein genommen wurden. Die Berufskolleginnen und -kollegen zollten Jörg Schröter große Anerkennung für seine prächtig entwickelten Fleischrinder.
Wieder auf dem Hof angekommen, gewährte der Gastgeber einen Einblick in seine Milchviehhaltung. Hier setzt der Betrieb mit einer durchschnittlichen Herdenleistung von rund 12.000 kg Milch pro Kuh und Jahr sowie zahl reichen züchterischen Erfolgen auf Schauwettbewerben Maßstäbe und das nicht nur auf Landesebene.
Am frühen Nachmittag kamen dann Fleisch und Burger von Schröters Welsh-Black-Rindern aus handwerklicher Herstellung der Fleischerei Makrinius auf den Grill. Als „Grillmeister“ betätigte sich Züchter Ludwig Vetter aus Sölden im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald (Baden-Württemberg). Das zarte, feinfaserige und optimal marmorierte Fleisch bestach auch durch seinen hervorragenden Eigengeschmack.
Welsh-Black-Züchter: Mehr als 100 Mitglieder
Der Verband Deutscher Welsh Black Züchter und Halter mit Sitz im niedersächsischen Egestorf, OT Schätzendorf, hat nach eigenen Angaben in Deutschland, Österreich und Luxemburg insgesamt rund 130 Mitgliedsbetriebe. In Deutschland wird die Rasse Welsh Black seit Anfang der 1980er-Jahre gezüchtet.
Im Jahr 2020 waren bei den deutschen Rinderzuchtorganisationen im Herdbuch (HB) bundesweit 98 Zuchtbetriebe mit zusammen 66 HB-Bullen und 754 HB-Kühen dieser Rasse eingetragen. Davon entfielen jeweils fünf Betriebe auf die RinderAllianz/Mecklenburg-Vorpommern (drei Bullen, 41 Kühe) bzw. die Rinderproduktion Berlin-Brandenburg (drei Bullen, 39 Kühe). Drei Betriebe auf die RinderAllianz/Sachsen-Anhalt (drei Bullen, 33 Kühe), zwei auf die Qnetics/Thüringen (neun Kühe) sowie ein Betrieb auf die Masterrind/Meißen (ohne Tiere).