Windkraftanlagen nur zu einem Fünftel ausgelastet
Mit mehr als 2.800 Windkraftanlagen liegt Sachsen-Anhalt im bundesweiten Vergleich auf Platz fünf. Diese erzeugen im Jahresverlauf aber nur 19 % der maximal möglichen Strommenge.
In Sachsen-Anhalt waren Anfang dieses Jahres insgesamt 2.858 Windkraftanlagen mit einer installierten Leistung von rund 5.253 Megawatt (MW) am Netz. Das geht aus Angaben des vormaligen Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft und Energie (MULE) zur Windenergie im Land hervor.
Danach belegt Sachsen-Anhalt aktuell hinter Niedersachsen, Brandenburg, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen im bundesweiten Vergleich den fünften Platz bei der kumulierten Windleistung. Mit 43 neu errichteten Windkraftanlagen und einer durchschnittlichen Anlagengröße von fast 3,25 Megawatt im Jahr 2020 setzte Sachsen-Anhalt den Zubautrend fort und liegt damit im obersten Viertel des Länderrankings.
Windkraft punktet in Wintermonaten
Wie das Statistische Landesamt in Halle (Saale) jetzt mitteilte, betrug die durchschnittliche Auslastung der Windkraftanlagen in Sachsen-Anhalt seit Januar 2018 bis Juli 2021 gerade einmal 19,2 %. Dieser Auslastungsgrad stellt die erzeugte Strommenge in Relation zur theoretisch maximal erzeugbaren Strommenge bei ständigem Vollbetrieb der Windkraftanlagen dar.
Die Photovoltaikanlagen in Sachsen-Anhalt kamen demgegenüber auf eine Auslastung von sogar nur 11,3 %. Das liegt daran, dass diese Anlagen in den Nachtstunden keinen Strom erzeugen können. Während in den Sommermonaten der vergangenen drei Jahre der Solarstrom verlässlich anlag, hatte der Wind höhere Leistungswechsel erkennen lassen. Vor allem im Winter 2020 und Frühjahr 2021 wehte er weniger stark als in den Jahren davor. Die besten Windmonate liegen der Statistik zufolge in Sachsen-Anhalt von Dezember bis März, die Sonnenstromerzeugung ist um den Monat Juni am produktivsten.
Windenergie: Faire Pacht als Ziel
Sobald auch nur die leiseste Chance besteht, dass ein neues Windenergiegebiet ausgewiesen wird, schwärmen die Projektplaner aus und wollen sich die Flächen sichern. Die Eigentümer bekommen dann Verträge vorgelegt, die verlockende Einnahmen versprechen. Doch Papier ist geduldig und die Materie kompliziert. mehr
Biogasanlagen weit höher ausgelastet
Zum Vergleich: Der durchschnittliche Auslastungsgrad von Biogasanlagen zur Stromerzeugung lag in Sachsen-Anhalt laut dieser Statistik über den genannten Zeitraum von Anfang Januar 2018 bis Mitte dieses Jahres um 50 %, bei monatlichen Schwankungen zwischen 45 % bis knapp über 60 %. Das entspricht etwa dem Zweieinhalbfachen der Auslastung von Windkraftanlagen und dem Vier- bis Fünffachen derer von Photovoltaikanlagen hierzulande.
Sachsen-Anhalt weist derzeit etwa ein Prozent seiner Landesfläche als Windvorranggebiete und Windeignungsgebiete aus. Nach den Vorstellungen der Grünen im Land seien zwei Prozent nötig, um die ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen. Die Stiftung Klimaneutralität sieht in Sachsen-Anhalt sogar ein Flächenpotenzial von 2,4 % für Windkraftanlagen.
Hunderte Windkraftanlagen vor dem Aus?
Dem vormaligen Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie des Landes zufolge fallen in Sachsen-Anhalt in den nächsten fünf Jahren landesweit potenziell 842 Windkraftanlagen mit einer Leistung von zusammen 1.321 MW aus, weil die EEG-Förderung ausläuft. Davon liegen 587 Anlagen mit rund 860 MW Leistung nicht in Windvorrang- und -eignungsgebieten.
Der Anteil der Windenergie an der Bruttostromerzeugung aus erneuerbaren Energien lag im Jahr 2019 in Sachsen-Anhalt bei 61,5 %. Bei der Erzeugung regenerativen Stroms dominiert die Windkraft im Land.