Zahl der Wölfe wächst rasant weiter
Offiziell gibt es 105 Wolfsrudel in Deutschland, außerdem 25 Paare und 13 erwachsene Einzelwölfe. Das geht aus den amtlichen Meldungen der Bundesländern hervor. Vor gut einem Jahr galten noch 77 Rudel, 40 Paare und drei Einzelwölfe als nachgewiesen. Doch die Zahlen bilden nur einen Teil des tatsächlichen Bestands ab.
Das Wolfsvorkommen konzentriert sich weiterhin auf das Gebiet von der sächsischen Lausitz in nordwestliche Richtung über Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern nach Niedersachsen. Die meisten Rudel leben in Brandenburg (41), gefolgt von Sachsen (22) und Niedersachsen (21). Zum ersten Mal konnten in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein jeweils einzelne territoriale Wölfe bestätigt werden. Weitere territoriale Vorkommen wurden in Thüringen und Bayern nachgewiesen.
Nur erwachsene Tiere werden gezählt
Neben den 105 Rudeln sind weiterhin 25 Wolfspaare sowie 13 sesshafte Einzelwölfe für das Monitoringjahr 2018/19 bestätigt worden. Im vorhergehenden Monitoringjahr 2017/18 wurden 77 Rudel, 40 Paare und 3 Einzelwölfe nachgewiesen. Gezählt werden nur erwachsene Tiere, keine Welpen. Begründet wird dies mit der hohen Sterblichkeit im ersten Lebensjahr. Als Rudel gilt jede feste Gruppe mit mehr als zwei Tieren. Wie groß ein Rudel ist, hängt vor allem vom Lebensraum und seinem Beuteangebot ab. Manche Wolfsforscher geben für Durchschnittsberechnungen fünf bis sieben Individuen als Faustzahl an, andere neun.
Über 80 Wölfe überfahren
„Der Wolfsbestand in Deutschland nimmt zu“, konstatiert Prof. Beate Jessel, die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), das zusammen mit der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) aus den Meldungen der Länder die amtlich bestätigten deutschen Wolfszahlen zusammenstellt. Gesteigen ist auch die Zahl der Totfunde, im Vergleich zum Vorjahr um 60 Prozent. Waren es im Monitoringjahr 2017/2018 noch 61 tote Tiere, so sind nun 99 Totfunde von den Bundesländern gemeldet worden. Mehr als die Hälfte der 83 durch den Verkehr getöteten Wölfe waren Welpen. Auch die Zahl der illegalen Tötungen nahm von sechs auf acht zu.
Der Deutsche Jagdverband (DJV) kritisiert die vorgelegten Daten, da sie nicht den aktuellen Stand wiedergeben: Die Zahlen sind bereits über ein halbes Jahr alt und berücksichtigen den Nachwuchs vom Frühsommer 2019 nicht. „Diese Daten bilden die Grundlage, auf der anderthalb Jahre diskutiert und argumentiert werden soll – das ist ein Fehler im System“, so DJV-Vizepräsident Helmut Dammann-Tamke. Das sei nicht nachvollziehbar und einer der Gründe, warum das Vertrauen in die bundesweiten Populationsdaten zunehmend schwinde. „Wir fordern künftig eine zeitnahe und an der realen Situation ausgerichtete Informationspolitik – geschieht dies nicht, wird weiter Vertrauen und damit Akzeptanz verspielt“, so der DJV-Vizepräsident weiter.
Jagdverband erwartet im nächsten Jahr 1.800 Tiere
Der Jagdverband geht auf der Basis von Literaturwerten für Europa von etwa 8 bis 10 Tieren je Rudel aus. Die Populationszuwachsrate liegt in Deutschland jährlich bei etwa 35 Prozent. Nach DJV-Hochrechnungen lebten bereits im Frühsommer 2019 rund 1.300 Wölfe in Deutschland. Im kommenden Frühsommer sind es nach diesen Berechnungen bereits knapp 1.800 Wölfe. Grundlage sind die Angaben des BfN für das Frühjahr 2018.
Der DJV mahnt an, dass die Umweltminister bisher eine Antwort schuldig geblieben sind, wie künftig mit der Ausnahmesituation in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Niedersachsen umgegangen werden soll, wo sich die meisten Wölfe konzentrieren. In Deutschland hat sich heute bereits ein Wolfsbestand etabliert, der weit über dem liegt, was in anderen europäischen Ländern als Gesamtbestand zugelassen wird. Im Nachbarland Frankreich ist beispielsweise die Obergrenze von 500 Wölfen festgelegt, berichtet der Verband. red