Zwischen Luzerne und Landpartie
Am 11. Juni ist es soweit, dann öffnen wieder viele Betriebe ihre Tore für die 27. Brandenburger Landpartie. Einer, der von Anfang an bei der Landpartie dabei ist, ist unser Praxispartner, die Agrargenossenschaft Ranzig.
Auf Luzerne hat die Agrargenossenschaft Ranzig bei der Fütterung ihrer 650 Milchkühe noch nie verzichtet. Eine ganzjährig gleichbleibend hohe und definierte Futterqualität ist die oberste Direktive des Betriebes, und die selbst produzierte Luzernesilage gehört selbstverständlich dazu. Bei den derzeit exorbitanten Futtermittelpreisen ist das ganz eindeutig von Vorteil. Auf 120 der insgesamt 1.800 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche wächst die Futterpflanze.
Hohes Risiko für gute Futtergrundlage
Bei unserem Praxispartnerbesuch am 17. Mai mäht Robin Schmidt gerade eine der letzten Luzerneflächen in Dorflage von Stremmen. Mit den insgesamt 9,50 m breiten Mähwerken am grünen 230-PS-Schlepper schafft er 50 – 60 ha am Tag. Die Luzernestängel werden mittels Walze angecrackt, welken an und werden tags darauf siliert – grundsätzlich unter Zusatz von Milchsäure, teils mit chemischem Siliermittel.
Die Luzerne kommt naturgemäß mit den geringen Niederschlägen ganz gut zurecht. Auch mit dem Ergebnis der Ernte von 80 ha Futterroggen und 200 ha Feldgras sind die Ranziger zufrieden. Spannend werde es beim Mais. „Wir lassen das Feldgras für einen Schnitt im Frühjahr stehen, dann wird dort Mais als Zweitfrucht angebaut“, erläutert Frank Groß, Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft. „Das Risiko ist beträchtlich, aber wir haben uns entschieden, es einzugehen, um eine gute Futtergrundlage zu bekommen.“
Direktvermarktung ist in Ranzig Chefsache
„Wir“ – das sind in Ranzig das Dreigestirn aus Frank Groß als Vorstandsvorsitzendem, Thomas Kläber, der die Pflanzenproduktion, und Christian Rußig, der die Tierproduktion leitet. „Wir machen quasi jeden Morgen eine Vorstandssitzung und besprechen das Tagesgeschäft“, so Groß. Auch wenn seine Arbeit mit diversen Vermarktungs-, Bank-, Verbands- oder Personalgesprächen häufig an Computer und Telefon gebunden ist oder auswärts stattfindet, fährt Frank Groß nach der morgendlichen Vorstandssitzung und der sich anschließenden Arbeitsbesprechung mit den Ackerbaumitarbeitern fast jeden Tag in den Stall und zur Landfleischerei. Die Direktvermarktung ist in Ranzig Chefsache – und damit auch die Vorbereitungen auf die „Brandenburger Landpartie“ am 11. Juni.
Seit 27 Jahren immer bei der Landpartie dabei
Es ist die 27. Landpartie, und die Agrargenossenschaft ist von Anfang an ohne Unterbrechung dabei. Na ja, bis auf die digitale Variante im vergangenen Corona-Jahr. Aber Ochse am Spieß macht sich am Computer ja wirklich nicht so besonders gut. „Durch die Direktvermarktung ist der hohe Aufwand gerechtfertigt“, ist Frank Groß überzeugt. 800 bis 1.000 Gäste – je nach Wetter – kommen jedes Jahr nach Ranzig.
Nicht nur wegen Ochse und Spanferkel am Spieß. „Der Bus ist schon gemietet“, sagt Groß. Mit dem unternimmt Thomas Kläber mit interessierten Gästen stündlich eine Feldbefahrung. Er erklärt, warum welche Pflanzenschutzmaßnahmen und Dünger notwendig sind. Die Gäste können wahlweise beim Stall aussteigen, sich moderne Milchproduktion ansehen und mit dem nächsten Bus wieder zurück zur Landfleischerei fahren, wo sich Ochse und Spanferkel zu Blasmusik am Spieß drehen und die Landfrauengruppe Ranzig-Mittweide Kaffee und Kuchen anbietet. Auf dem Mähdrescher oder Traktor mitzufahren, ist für manches Kind aus dem Dorf ein prägendes Erlebnis.
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Mindestlohn eine riesige Herausforderung
Die Vorbereitungen laufen bereits. Es ist ein bisschen, als wenn sich zu Hause Besuch angesagt hat: Hier wird Gras gemäht, da der Stall aufgeräumt, und zwei zusätzliche Zelte haben sich die Ranziger auch zugelegt. Vorfreude – trotz allem … Trotz Mindestlohn zum Beispiel.
Groß vermutet, dass viele Mitarbeiter am Ende weniger in der Tasche haben werden als jetzt, weil mehr Abgaben zu zahlen sind und die Preisspirale weiter angekurbelt wird. Aus Fairness müssten die Löhne für alle steigen, und fast 20 % ab Oktober seien bei derzeit 91 Beschäftigten eine riesige Herausforderung. „2023 müssen wir rund 500.000 Euro mehr erwirtschaften“, hat Groß ausgerechnet. „Wie, weiß ich noch nicht so richtig.“ Die Preise für Betriebsmittel steigen, der Milchpreis liegt bei 50 Cent, auch fürs Getreide gebe es etwas mehr, so Groß, „aber ob es so bleibt, weiß momentan keiner. Und allein über die Marktfrüchte – Gerste und Roggen – wird die halbe Million nicht zu erwirtschaften sein.“