Weideflächen dringend gesucht
Die Trockenheit schlägt aufs Gemüt und lässt das Arbeitspensum steigen. Doch unser Praxispartner in Brandenburg, die Agrargenossenschaft Ranzig, steckt den Kopf nicht in den märkischen Sand.
Dass am letzten Augustwochenende in Ranzig 55 l/m², in Kossenblatt sogar 85 l/m² Regen gefallen sind, dürfte die Lage weiter entspannt haben. „Die Wiesen kommen langsam wieder in die Gänge“, sagt Christian Rußig, Leiter der Tierproduktion. Vorvergangenen Freitag stehen wir an einem Schlag mit Zweitfruchtmais, der aufgrund der Trockenheit bei der Agrargenossenschaft Ranzig nicht erntewürdig war. Die 90 Kühe, 84 Kälber und drei Bullen haben ihn dankbar abgefressen und muhen aufgeregt, als Toni Grasse und Mario Kappel eine Extramahlzeit vorbeibringen: Luzerne und Silage, die für die Milchkühe nicht gut genug ist. „Eine Koppel, die sonst acht Tage reichte, war schon nach drei Tagen runter“, so Rußig. „Wie hier haben wir es auch mit einer Luzernefläche gemacht, die nach dem Umbruch nochmal ausgetrieben war. Wir sind mit den Kühen ein paar Kilometer über den Acker gezogen, um die 30 ha Aufwuchs zu nutzen. Das hat uns wieder drei, vier Tage Futter gebracht.“
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Kälber: Zufüttern hat geholfen
Die Fotos vom Treiben erinnern an Südafrika oder Australien. Nicht nur, dass die Trockenheit in der Agrargenossenschaft Ranzig aufs Gemüt schlägt, es ist viel mehr zu tun als sonst: Treiben, koppeln, Tränken und Futterautomaten weiterrücken. Auch für die Tiere hat das einen erhöhten Energiebedarf zur Folge. Er sei dankbar, dass alle Mitarbeiter an einem Strang ziehen, um die Situation zu meistern. Mit Erfolg: Die Kälber stehen noch recht gut da, das Zufüttern hat geholfen. „Nächste Woche kommen die Bullen raus, drei Wochen eher als im letzten Jahr“, erzählt Rußig. Er will den Abkalbezeitraum kürzen. Trächtigkeitsuntersuchungen werden zeigen, wie erfolgreich die Herefordbullen waren.
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Maisernte in Ranzig beendet
Bis auf wenige Flächen, auf denen sich der kolbenlose Zweitfruchtmais wiederbegrünt hat, ist die Maisernte in Ranzig beendet. „Wir haben ein Viertel von dem geerntet, was wir brauchen. Und wir kommen aus drei trockenen Jahren, es gibt kaum Reserven“, schildert Rußig die Lage.
Besonders bitter: 30 ha Mais mussten nachgelegt werden, weil Krähen und Kraniche die frisch gelegten Körner herauspickten. „Das kostet Geld, und man kann nichts dagegen machen“, sagt Pflanzenbauleiter Thomas Kläber und rechnet vor: 120 – 130 €/ha für das Saatgut machen 3.750 €, plus Verfahrenskosten von 20 €/ha sei man schon bei 4.350 €. Hinzu komme der Ertragsverlust. Es gebe eine Beize, die das Korn bitter und für Vögel unattraktiv macht. Aber auch die kostet Geld: etwa 16 € mehr pro Hektar, kalkuliert Kläber. Auf den beernteten Flächen bereiten die Mitarbeiter der Pflanzenproduktion indes den Boden für die Aussaat der Zwischenfrüchte vor oder sind schon beim Drillen. Thomas Kläber hat das Konzert aller Maßnahmen im Blick.
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Gebot der Stunde: Hauptsache Futter
Gemeinsam machen wir die Runde: Christoph Barow streut anhand einer Vierjahres-Bodenanalyse Kalk. Bei 13 m Arbeitsbreite verteilt er eine Tonne Saale-Kalk-I auf dem Acker und zieht dabei eine lange weiße Fahne hinterher. Ein paar Steinwürfe entfernt fährt Aaron Schulz, Azubi im zweiten Ausbildungsjahr, Rindergülle auf den Acker. Sein Azubi-Kollege Karsten Schütze hat gerade mit der Ausbildung begonnen und ist mit Bernd Schenk, der den Traktor fährt, zum Steinesammeln eingeteilt.
Normalerweise fällt die Tätigkeit in die arbeitsärmere Phase nach dem Drillen, aber in diesem Jahr lagen nach dem Grubbern so viele Steine auf dem Acker, dass man den Extraeinsatz vor dem Drillen für nötig befand. Hier wird ab dem 10. September Futterroggen wachsen, er Mitte April geerntet werden soll, um dem Mais Platz zu machen. Auf einem anderen Schlag drillt Jörg Geller Deutsches Weidelgras, 40 kg/ha. Thomas Kläber hofft auf einen ersten Schnitt im November und auf einen zweiten im April bis Mai. Dann kommt auch hier Mais als Hauptfrucht in die Erde, getreu dem Gebot der Stunde: Hauptsache Futter.