Agrargenossenschaft Teichel eG

Mehrere bestätigte Wolfsrisse: Praxispartner ist beim Wolf ratlos

Das scheue Rotwild der Agrargenossenschaft Teichel eG erhielt im Dezember ungebetenen Besuch. © Frank Hartmann
Praxispartner

Die Agrargenossenschaft Teichel impft gegen BTV-3. Währenddessen bereitet der Wolf dem Betrieb Sorgen: Im Dezember kam es zu einem Riss im Wildgatter. Jetzt teilten die Behörden das Ergebnis mit:

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Ein halber Tag genügte, da hatten die Charolaisrinder und die Milchkühe der Agrargenossenschaft Teichel ihre erste BTV-3-Impfung (Bluevac-3) erhalten. Pauline Freier von der Tierarztpraxis Dr. Nico Breymann setzte bei der Aktion am 29.1. routiniert den Impfstab an. Im Mutterkuhstall hatte Herdenmanager Jens Schmidt die Tiere im Fressgitter fixiert; die Jungkühe konnten per Triebweg im Stall nacheinander geimpft werden. „Im Milchviehstall stellte Phillip Rose die Fressgitter ebenso auf Fangen. Das ging alles mit großer Ruhe über die Bühne“, berichtet Vorstandschef Dr. Stefan Blöttner.

Der Betriebsleiter und die Tierärztin beim impfen der Fleischrinder.
BTV-Impfung der Mutterkühe: Pauline Freier und Jens Schmidt.
© Stefan Blöttner

Impfung gegen Blauzungenvirus

Die Thüringer Tierseuchenkasse hatte zum 1. Januar den Zuschuss für das Impfen sowohl für Schafe und Ziegen als auch für Rinder auf 2 Euro je Impfung erhöht. Das Impfen der ersten zehn Tiere erfährt eine Unterstützung von 5 €/Tier/Jahr. Für den Fall, dass Tiere trotz Impfung an der Blauzungenkrankheit verenden oder deswegen getötet werden müssen, gewährt die Tierseuchenkasse eine Beihilfe. Im März erfolge der zweite Impfdurchgang. Spätestens mit der gemeinsamen Tagung für Tierärzte und Landwirte im November vorigen Jahres in Mellingen stand für Blöttner fest, dass der Rinderbestand geimpft wird.

Eine Impfung an einer Milchkuh. Vorne sieht man die Spritze dahinter das Tier.
Nach den Fleischrindern wurde zügig das Milchvieh geimpft.© Stefan Blöttner

Weidesaison: Früher Start geplant

Bis zum Beginn der 6. Kalenderwoche vergrößerte sich die Charolais-Herde um 62 Kälber. Die bislang sieben Zwillingsgeburten sind auch für Jens Schmidt eine Seltenheit. 26 Abkalbungen stehen noch an. „Leider waren 13 Kühe und sieben Färsen in der abgelaufenen Saison nicht tragend“, so Schmidt. Für den erfahrenen Züchter bleibt die Ursache im Dunkeln. Blöttner strebt einen frühen Start der Weidesaison an, damit der üppige Aufwuchs auf nur schwer oder nicht mechanisierbaren Flächen in Schuss gebracht wird.

Wolfsrisse: Sorgen um den Wolf und das Wildgatter

Sorgen bereitet ihm in diesem Zusammenhang der Wolf, der jetzt in der Region aktiv ist. Im Kreis Saalfeld-Rudolstadt gab es in den vergangenen Wochen und Monaten mehrere bestätigte Wolfsrisse. Selbst als Jäger aktiv, tauscht sich Blöttner zudem mit anderen Weidmännern etwa über spürbaren Wilddruck oder auffällig vermehrte Muffelwildrisse aus. „Wir meldeten im Dezember einen Riss in unserem Wildgatter. Ein männliches Hirschkalb, gut ein Jahr alt, ist gerissen worden.“

Das scheue Rotwild erhielt im Dezember ungebetenen Besuch. © Frank Hartmann

Ende Januar erreichte das Ergebnis des freistaatlichen Rissgutachters den Betrieb. Darin heißt es: „Der Halsbereich des Tieres war großflächig angefressen, daher konnten keine Bissverletzungen mehr festgestellt werden. Die linke Brustseite war aufgerissen und ein Loch mit etwa 12 cm Durchmesser wurde in die Brust, durch die Rippen gefressen. Herz, Lunge und Zwerchfell waren nicht mehr vorhanden. In der Brusthöhle/Bauchhöhle befand sich Panseninhalt. Der Pansen selbst war nicht mehr vorhanden. Der Bauch war nicht geöffnet und die Därme befanden sich noch im Kadaver. Der linke Vorderlauf war angefressen.“

Abstriche wiesen Hunde-DNA am Kadaver nach: „Ob der Hund nur Nachnutzer oder Schadensverursacher war, kann aufgrund des Fraßbildes und dadurch fehlender Hinweise nicht mehr festgestellt werden. Die Todesursache ist daher unbestimmt“, heißt es abschließend.

Wolfsrisse? Ein Kadaver eines gerissenes Rehs.
Todesursache unbestimmt. Ob Wolf oder Hund, ist amtlich unklar. © Stefan Blöttner

Fragt man Gerhard Sorge, der das Wildgatter der Genossenschaft Ende der 1990er zunächst nur mit Damwild einrichtete, wann mal ein Hund Jagd im Gatter gemacht hätte, erinnert er sich an einen Fall vor langer Zeit: Ohne DNA-Spur konnte der Täter, ein ausgebüchster Schäferhund aus dem Dorf, rasch ermittelt werden. Blöttner blickt jetzt sorgenvoll auf die Mutterkuhherden: Viele Weiden liegen in unmittelbarerer Nähe zur Bundesstraße und zu Staatsstraßen.

Entbuschung und Pflege von Grünlandflächen

Angehen will der Betrieb in diesem Frühjahr die Entbuschung bzw. Pflege der Ränder von schwierigen Grünlandflächen. Weil die naturschutzfachlich wertvoll sind, ist man mit der Natura-2000-Station „Obere Saale“ in Kontakt getreten. „Wir haben um Hilfe gebeten, weil wir dafür nicht mehr die Manpower haben“, begründet Blöttner den Schritt. Er freut sich, das Interesse geweckt zu haben.

An mehrere hundert Verpächter sandte man Briefe aus, „dass wir die Grundsteuer weiterhin übernehmen“. Gebeten wurde, „mit uns die Steuer für die Pachtflächen zu ermitteln“, so Blöttner. Der Rücklauf sei noch verhalten, weil die Frist großzügig gestaltet ist. Anders als in anderen Regionen hat Rudolstadt den Hebesatz für die Grundsteuer A um lediglich fünf Prozentpunkte erhöht, von 295 auf 300 %.

Das neue BHKW traf samt Container ein und sollte zügig 
zum Laufen gebracht werden. © Frank Hartmann
Das neue BHKW traf samt Container ein und sollte zügig zum Laufen gebracht werden. © Frank Hartmann

Verzögerung bei Biogasanlage bringt Puffer für Ackerbau

Mit leichter Verzögerung traf Mitte der 5. Kalenderwoche der 17 t schwere neue Container samt dem repowerten BHKW ein. Bis Ende der 6. KW sollten alle Anschlüsse fix sein und die Biogasanlage wieder anlaufen. Seit Mitte Dezember sicherte ein 50-kW-Behelfsmotor die Wärmeversorgung. „Es wird Zeit, denn die Einnahmen aus dem Stromverkauf fehlen natürlich“, weiß Eric Engelmann. Einen kleinen Vorteil hatte es, dass die Biogasanlage nicht wie gewohnt „gefüttert“ werden konnte: „Wir haben keinen Druck beim Ausbringen der Gärreste. Wir haben einen Puffer von bis zu drei Wochen. Angesichts der nassen Flächen passt das gut“, so der Ackerbauvorstand.

Der Raps wächst nicht zu üppig, werde sich aber aus Erfahrung wieder aufrappeln. „Der Weizen ist angesichts der milden Witterung auch im Winter gewachsen und sieht gut aus. Begonnen haben wir mit der Saatbettbereitung für die Sommergerste und die Erbsen“, so Engelmann. Weil für die 6. KW Frost angesagt war, hoffte Engelmann, die Sommergerste drillen zu können.

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