LVG Köllitsch: Ferkel im Drei-Wochen-Takt
Neues von unserem Praxispartner in Sachsen: Beim Lehr- und Versuchsgut Köllitsch (LVG) werfen wir diesmal einen Blick in den Schweinestall.
Sein Herz für Schweine hat hier schon mancher entdeckt: Auch Tierwirtauszubildende Celina Hamann, die derzeit im Schweinebereich des Lehr- und Versuchsgutes (LVG) Köllitsch eingesetzt ist, hat Freude an der Arbeit mit diesen Tieren gefunden. Und dies, obwohl sie in der Fachrichtung Rinderhaltung lernt. Gleiches gilt für Alina Klugmann, die in diesem Jahre ihre Lehre zur Tierwirtin für Rinderhaltung erfolgreich abschloss und nun für zunächst ein Jahr das Team im Schweinestall ergänzt.
Insgesamt drei Mitarbeiter plus hin und wieder ein Azubi sorgen dafür, dass im Deckzentrum, in den Abferkelabteilen, im Flatdeck und im Mastbereich alles rund läuft. Sieben Gruppen mit je 16 Sauen sorgen im Drei-Wochen-Produktionsrhythmus für Ferkelnachwuchs. Verwendet wird seit 2015 Genetik des Bundes-Hybrid-Zuchtprogramms (BHZP). Bereits in den Jahren 2014 und 2015 hat das LVG im Abferkelbereich Bewegungsbuchten installiert. Zwei Varianten demonstrieren, wie sich die künftig veränderten Vorgaben für die Haltung der Sauen in diesem Bereich umsetzen lassen – ab Februar 2036 dürfen Sauen nur noch maximal fünf Tage um den Abferkeltermin im Kastenstand gehalten werden.
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„Die Ebermast funktioniert unproblematisch“
Eine der in Köllitsch verwendeten Varianten arbeitet mit einem schwenkbaren Bügel, eine andere mit verstellbaren Seitenwänden, um den Tieren die geforderte Bewegungsfreiheit zu geben. In drei Abteilen mit je 192 Plätzen werden die Ferkel nach dem Absetzen von den Sauen aufgezogen. Je zur Hälfte werden die Läufer verkauft oder gemästet. Aller sechs Wochen gehen zwischen 150 und 170 etwa 30 kg schwere Läufer über die Schweinevermarktungsgesellschaft (SVG) an einen hessischen Mäster. Rund 1.300 Läufer werden somit jährlich verkauft.
Die andere Hälfte wird in drei Abteilen mit je 200 Plätzen gemästet. Nach 90 bis 100 Tagen liefert das LVG die Mastschweine an die Emil Färber Großschlächterei im nahegelegenen Belgern. Der Schlachthof schlachtet seit gut zehn Jahren auch die Eber, die in Köllitsch gemästet werden. „Die Ebermast funktioniert unproblematisch“, sagt Birgit Kurze, Bereichsleiterin Schweine und Schafe im LVG. Die Tiere werden im Schlachthof einer Geruchsprobe unterzogen. Es passiere ganz selten, dass ein Schlachtkörper aussortiert werden müsse.
Bildergalerie: Schweineproduktion im LVG Köllitsch
Tierwohl: Planungen für Stallneubau laufen
Die Läufer, die in den Verkauf nach Hessen gehen, werden allerdings kastriert. Zur Anwendung kommt dabei ein Isofluran-Narkosegerät. Die Mitarbeiter sind für den Umgang mit diesem Gerät geschult. Mit der 2021 novellierten Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung sind auch große Veränderungen im Deckbereich verbunden. Ab 2029 dürfen die Sauen in Deckzentren nur noch kurzzeitig zur Besamung in Kastenständen gehalten werden, die Gruppenhaltung in der sogenannten Arena ist dann Pflicht.
Eine Arena für vier Sauen ist in Köllitsch bereits eingerichtet worden. Die Kastenstände wurden nach dem „Magdeburger Urteil“ von 2015 vergrößert. Mit den Umbauten infolge gesetzlicher Haltungsvorschriften stößt man in Köllitsch mit der alten Bauhülle indes mittlerweile an Grenzen. Die Planungen für einen Stallneubau laufen, die Zeit drängt.
Schweineproduktion auch mit Forschungszwecken
Die Schweineproduktion dient im LVG Köllitsch auch zu Zwecken der Forschung und der Ausbildung. So läuft eine ganze Reihe von Versuchen, die von den Tierhaltungsfachleuten des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) vorgenommen werden. Dabei geht es beispielsweise um die Fütterung wie den Einsatz von tierischen Eiweißfuttermitteln, oder um Fragen des Tierwohls. Schweinehaltungsexperte Dr. Eckhard Meyer untersucht unter anderem auch, wie ein verbessertes Lichtregime und der Einsatz verschiedener Spektralfarben das Aktivitätsverhalten im Flatdeck positiv beeinflussen kann und unerwünschtes Verhalten vermieden wird.
Aus- und Weiterbildung im LVG Köllitsch auch für Quereinsteiger in die Schweineproduktion
In Bezug auf die Aus- und Weiterbildung laufen in bewährter Weise die Veranstaltungen, wie beispielsweise der jährlich angebotene Sachkundelehrgang „Eigenbestandsbesamer Schwein“ oder der Sachkundelehrgang zum Umgang mit Selektionstieren. Sie werden immer noch gut angenommen – und dennoch ist spürbar, dass sich das Interesse verringert, weil die Schweinhaltung rückläufig ist.
Die Gründe sind vielfältig: Dazu zählen Phasen mit angespannter Preissituation und die immer aufwendigeren gesetzlichen Vorgaben ebenso wie fehlender Berufsnachwuchs. Für Letzteres spricht unter anderem auch der Umstand, dass immer häufiger Quereinsteiger die Kurse im LVG besuchen.
Auch die Afrikanische Schweinepest (ASP) spielt eine Rolle. Und sie rückt auch für die Köllitscher näher. Die äußere Restriktionszone („Pufferzone“), mit der die Tierseuche in Sachsen in Schach gehalten werden soll, hat sich inzwischen bis auf 12 km Entfernung an den Betrieb heranvorgeschoben. Zumindest was den Berufsnachwuchs angeht, hat man es noch immer selbst in der Hand. Für das nächste Ausbildungsjahr ist vorgesehen, unter anderem wieder eine Ausbildungsstelle zur Tierwirtin oder zum Tierwirt zu besetzen. „Wir freuen uns auch, wenn sich jemand für die Fachrichtung Schwein oder Schaf bewirbt“, bekräftigt Birgit Kurze das Interesse.