Agrargenossenschaft Ranzig: Ein Fest für die Landwirtschaft
Der vergangene Samstag war ein besonderer Arbeitstag bei unserem Brandenburger Praxispartner in Ranzig. Die 27. Brandenburger Landpartie lud nach zweijähriger Coronapause wieder Tausende Brandenburger und Berliner auf die Höfe. Die Agrargenossenschaft Ranzig ist von Anfang an mit von dieser Partie.
Während die einen ihrer ganz normalen Arbeit nachgehen, kümmern sich die anderen bei der Landpartie der Agrargenossenschaft Ranzig um die Gäste, die neben Bier, Bratwurst und Blasmusik auch eine gute Portion Landwirtschaft erwartet. Pflanzenbau-Chef Thomas Kläber betätigt sich als Reiseführer und unternimmt mit wechselnder Besatzung Busfahrten entlang der Genossenschaftsflächen. Er erklärt Kreislaufwirtschaft, erläutert Feldversuche zum Pflanzenschutz und Sortenversuche in der Gerste und spricht über Toleranz für Unkräuter.
Busfahrten entlang der Genossenschaftsflächen
An den Fragen, die ihm gestellt werden, merkt man, wie gemischt sein Publikum ist. Warum so wenig Weizen angebaut werde, verrät den Einsteiger, das verbale Kopfschütteln über Ackerrandstreifen und die damit in Kauf genommenen Verluste den Bauern vom alten Schlag. Am Kuhstall in Stremmen wechselt die Busbesatzung: Wer sich in Sachen Milchproduktion weiterbilden möchte, steigt aus und die, die ihre Stallführung absolviert haben, steigen ein, um nach Ranzig zurückzufahren.
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Stallführungen und Landpartie-Streichelzoo
Bei den Stallführungen der Agrargenossenschaft Ranzig zur Landpartie wechseln sich Tierproduktions-Chef Christian Rußig und Kerstin Kappel ab. Für die Herdenmanagerin ist es die erste Landpartie, bei der sie Gäste durch „ihre“ Ställe führt. Vom Abkalbebereich geht es entlang der Kälberig-lus und vorbei an der Mistplatte durch den Stall mit melkenden Kühen bis zum Melkkarussell. Hier freuen sich Kerstin Klingbeil und Volkmar Krassau gerade auf den Feierabend. Seit halb vier haben sie 300 Kühe gemolken, jetzt wird unter den neugierigen Blicken der Gäste sauber gemacht.
Krassau ist schon sechs Jahre Melker in Ranzig. Pünktlich das Geld auf dem Konto und geregelten Urlaub zu haben, seien ihm wichtig, sagt er, und in Ranzig sei das immer der Fall. Kerstin Klingbeil wollte eigentlich mit ihrem Mann im Schweinestall arbeiten, aber weil Melker fehlten, steht sie seit Juni vergangenen Jahres im Karussell in Stremmen.
Ihren Mann Denny Poethke treffen wir in Ranzig an einem Gatter mit zwei Ferkeln, einem Schaf und einem Kälbchen, dem extra eingerichteten Landpartie-Streichelzoo. Er macht grad Pause von Geburtshilfe und Erstversorgung: 120 Ferkel sind an diesem Samstag schon zur Welt gekommen. Seine Kollegin Monique Tobey betreut derweil den Eintags-Zoo, hebt Kinder ins Gatter, erklärt, wie die Tiere gehalten werden und beantwortet Fragen. Mit Kindern kann sie gut. Ihr Mann, der in Ranzig im Feldbau arbeitet, betreut heute die eigenen drei und wird später noch vorbeischauen.
Bildergalerie: Landpartie bei der Agrargenossenschaft Ranzig 2022
Früh übt sich: Nachwuchsförderung auf Ranziger Art
Überhaupt sind viele Kinder mit von der Partie. Manche haben schon erste Begegnungen mit Kuh und Acker, weil Onkel, Tante, Opa oder Oma in der Landwirtschaft tätig waren oder es noch sind. Hier bietet sich eine gute Gelegenheit, den Kontakt zu intensivieren. Und wer weiß, vielleicht schlummert in manchem Kind eine künftige Fach- oder Führungskraft? Zum Beispiel Minna, die Tochter von Christian Rußig, die ihrem Papa nicht von der Seite weicht und im Kuhstall schon Mais- von Grassilage unterscheiden kann, obwohl sie erst im August zur Schule kommt – wo sie das wahrscheinlich sowieso nicht lernen würde.
Fahrten für´s Publikum über den Acker
Nicht nur für die Jüngsten ist eine Fahrt über den Acker das Größte bei der Landpartie der Agrargenossenschaft Ranzig: entweder mit Weitblick von Feldhäcksler oder Schlepper aus oder rasant mit dem Kawasaki-Mule, der die großen Maschinen fix mal in einer Staubwolke hinter sich lässt. Eigentlich nutzen die Ranziger das geländegängige 24-PS-Gefährt zu Kontrollen im Feldbau oder um Zäune bei den Mutterkühen abzufahren. Heute steht der Spaßfaktor klar im Vordergrund. Christoph Barow hinter dem Lenkrad macht es sichtlich Freude, mit immer neuen Gästen über den Acker zu fahren, auch wenn er nach der zigsten Runde beinah schon aussieht wie ein Kohlekumpel.
Quereinsteiger ist er tatsächlich. Der gelernte Tischler arbeitet seit sechs Jahren in der Agrargenossenschaft, fährt Getreide ab, streut Mist, fährt Silage fest – oder eben Leute über den staubigen Acker. Nach dem Mittag kommt ein Kollege mit einem Wasserfass, um die Staubentwicklung auf dem Parcours ein bisschen einzudämmen. Aber auch das ist eben Landwirtschaft in Brandenburg: staubtrockner Boden. Der Mais als Zweitfrucht auf dem Acker gegenüber wird es schwer haben, sich in diesem Jahr zu behaupten.
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