Praxispartner: Das Korn im Schlauch, der Mais in Höchstform
Bei unserem Brandenburger Praxispartner, der agrafrisch Fürstenwalde GmbH in Buchholz, kommen die Zwischenfrüchte in den Boden oder sie sind wie der Faserhanf schon drin. Auch Mais und Pappeln gedeihen prächtig. Nur die Getreideernte fiel bescheiden aus.
Von Heike Mildner
Das Gros der bisherigen Ernte der agrafrisch Fürstenwalde GmbH liegt in langen, gasdichten Folienschläuchen auf dem Hof, darunter die 1.800 t Weizen, die einzige Frucht, mit der die Fürstenwalder mit 68 dt/ha rundum zufrieden sind. Vor zehn Jahren hat unser Brandenburger Praxispartner in die entsprechende Technik investiert und gute Erfahrungen mit der Folienschlauchlagerung gemacht. Nur die Braugerste ist auf Wunsch des Abnehmers in einer Halle gelagert. Die Radeberger Brauerei befürchtet, die Keimfähigkeit der Gerste würde unter einer Schlauchlagerung leiden. Und der Kunde ist König.
Nur die Braugerste wird in der Halle gelagert
Das Risiko, das die Lagerung in der Halle mit sich bringt, und auch den höheren Aufwand durch Kühlen und Lüften trägt allerdings der Landwirtschaftsbetrieb. Dafür bekomme er aber für die Braugerste auch hundert Euro mehr als für die Futtergerste, sagt Benjamin Meise. Mit dem Ernte-Ertrag von 60 dt/ha bei einem Hektolitergewicht von 58–65 ist der Geschäftsführer von agrafrisch Fürstenwalde GmbH relativ zufrieden. Mit dem Vollgerstenanteil hat es gerade so geklappt, der Proteingehalt liegt unter zwölf Prozent, also im grünen Bereich.
Raps mit mäßigem Ertrag
Nicht zufrieden sind die Fürstenwalder mit dem Raps, der auf 200 ha stand. Der Hektarertrag lag hier bei zwei Tonnen, der Ölgehalt stand bei unserem Besuch am 14. August noch nicht fest. Überlagernde Effekte aus Frost zur Blüte und stetiger Schädlingsdruck nennt Meise als mögliche Ursachen. Die letzten zehn Hektar seien erst gestern geerntet worden – mit 40 % Besatz und 17 % Feuchtigkeit: eine Stelle, wo es immer zu feucht für die Ernte der agrafrisch Fürstenwalde GmbH war. Hier hätte man mit Sikkation vielleicht noch etwas retten können, aber die sei ja nicht mehr erlaubt, gibt Meise zu bedenken.
Mähdrescher beim Praxispartner immer noch kaputt
Was den Pflanzenbauern die ganze Ernte über zu schaffen machte und die Ernte insgesamt in die Länge zog, war der Ausfall des zweiten Mähdreschers durch den immer noch nicht behobenen Motorschaden. Der Motor wurde von der Werkstatt ausgebaut und zur Reparatur zu einem Spezialisten geschafft. Für diese Saison fällt er – aller Hoffnung zum Trotz – komplett aus. Der Lohnunternehmer habe geholfen, aber die Schlagkraft war in den Zeitfenstern, in denen das Wetter passte, nicht immer gegeben, sagt Pflanzenbauleiter Ronny Kaczmarek. Auch die Erträge bei Roggen (20 dt/ha), Dinkel (20–30 dt/ha) und Hartweizen (30 dt/ ha) boten kaum Anlass für Freudentänze. Dafür der E-Weizen (68 dt/ha), der ab Oktober an die Mühle in Müllrose, 40 km Richtung Südosten, geliefert wird.
Kleine Privaterhebung
Die Lagerung lohnt sich. Vor ein paar Jahren habe er mal eine kleine private Erhebung in puncto Getreidevermarktung gemacht, erzählt Meise. Abwechselnd sei an zwei verschiedene Abnehmer geliefert worden: Immer im Wechsel ein Hänger zum Einen, der Lkw-genau abrechnete, der nächste zum Anderen, der 100-Tonnen-Mischproben nahm. Von Letzterem bekam er 13 Euro pro Tonne mehr bei sonst gleichen Verträgen.
Probennahme zur Bestimmung des optimalen Zeitpunkts
Und weil nach der Ernte auch vor der Ernte ist, geht es auf den Äckern der agrafrisch Fürstenwalde GmbH rund um Buchholz und Steinhöfel gerade rund: Der Mais ist in Höchstform. Gestern (14.8.) hat Ronny Kaczmarek Kolben verschiedener Schläge für eine Probe gesammelt und nach Waldsieversdorf zum Landeskontrollverband gebracht, der über den TS-Gehalt den optimalen Mais-Erntezeitpunkt bestimmt – vermutlich um den 26. August. Wir schauen uns einen Schlag an, auf dem zwischen dem Mais, der schon fast drei Meter hoch ist, die Pappeln gedeihen, die als Agroforststreifen den Acker gliedern.
Agroforststreifen haben den Regen genutzt
Auch sie haben den reichlichen Niederschlag genutzt und sind fast schon zwei Meter hoch. Kaum zu glauben, wenn man an die Stecklinge denkt, die Ende April mit bemannten Raupen auf etwa 18 Hektar in den Boden gestanzt wurden.
Auf einem Teil der Betriebsfläche bereiten die Pflanzenbauer den Boden für die Rapsaussaat vor. Dafür liegt Gips bereit, der mit seinem Schwefel- und Kalziumanteil alle vier Jahre gestreut wird. 500 kg/ha Gips sollen noch ausgebracht und flach eingegrubbert werden, bevor um den 22. August die 45 Rapskörner je Hektar per Drille in den angereicherten Boden kommen.
Sommerroggen und Faserhanf
Ein Novum in Fürstenwalde ist die Aussaat von Sommerroggen auf 40 ha in der zweiten Augustwoche. Auf dem Schlag stand vorher Weizen. Nun soll hier noch Ganzpflanzensilage fürs Milchvieh heranwachsen. Bereits aufgelaufen ist der Faserhanf als Zwischenfrucht. Im Wettbewerb mit dem Unkraut hat er noch klar die Nase vorn und wächst auf 100 Hektar im Vertragsanbau für das Textilfaserwerk bei Neuruppin. Wenn es besser funktioniert als in der vergangenen Saison, wird der Faserhanf nach der Frostdarre im Februar geerntet. Im ersten Versuch war der Anbau an zu hohem Unkrautdruck und zu geringem Niederschlag gescheitert.
Zwischenfrucht: betriebseigene Mischung per Düngerstreuer
Auf mehreren Schlägen bringt die agrafrisch Fürstenwalde GmbH in dieser Woche eine Zwischenfruchtmischung aus. Ronny Kaczmarek hat sie selbst zusammengestellt. „Hafer, Erbsen und Sonnenblumen stammen aus eigenem Anbau, Phacelia, Wicke, Tief- und Ölrettich sind dazugekauft“, erklärt der Pflanzenbauleiter. Seine Kollegen befüllen gerade den Tank des Düngerstreuers mit der Mischung, der sie großflächig verteilt. Im zweiten Gang wird ein Gemisch aus Gärresten und Gülle ausgebracht. Danach fährt die Scheibenegge über die Flächen und arbeitet alles flach in den Boden.
Wahlkampf für bessere Bedingungen in der Zukunft
Für Benjamin Meise steht derzeit noch eine ganz neue Praxis auf dem Programm: Wahlkampf für die Partei Deutsch-Land-Wirtschaft, deren Mitbegründer er ist und die die 2.000-Unterstützer-Hürde genommen hat, um sich an der Wahl zum neuen Brandenburger Landtag zu beteiligen. Aber das ist eher Freizeit, wenn es auch dabei um künftiges Wirtschaften geht.
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