Einblick in den Fermenter

agrafrisch Fürstenwalde: Kosten-Explosion bei Sanierung der Biogasanlage

Ein Fermenter von innen, etwa 14 Jahre nach der Inbetriebnahme. Gerade werden die alten Holzteile entfernt. © Heike Mildner

Von der Gülleausbringung unter Zeitdruck über die praktische Zwischenprüfung für den Nachwuchs bis hin zur Sanierung einer 14 Jahre alten Biogasanlage: Bei der Fürstenwalder Agrarprodukte GmbH wird angepackt. Neues von unserem Praxispartner in Brandenburg:

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Heute macht jeder seins in Buchholz und hält damit den „Laden“ insgesamt am Laufen – nicht nur den eigenen, auch den gesellschaftlichen. Geschäftsführer und Betriebsleiter Benjamin Meise begleitet an diesem Mittwoch (19.3.) den Landrat des Landkreises Oder-Spree auf einer vom Kreisbauernverband organisierten Rundreise zu Landwirtschaftsbetrieben im Landkreis. Verständnis kommt von Verstehen, und der Landrat soll verstehen, was die Landwirte in seinem Beritt umtreibt. Meise erklärt ihm, was es mit den Pappelstreifen auf den Äckern und dem Agri-PV-Projekt auf sich hat, das er mit weiteren Landwirten in der Region gemeinsam umsetzt.

Gülleausbringung unter Zeitdruck

Es ist einer dieser sonniger Frühlingstage nach einer eiskalten Nacht, hier in Ostbrandenburg hat es schon wieder viel zu lange nicht geregnet. Und so staubt es gewaltig, als Marcus Klemz mit dem leeren Güllefass hinter dem Schlepper auf den Betriebshof einbiegt. Er ist angesichts eines hohen Krankenstandes im Betrieb gerade der agrafrische Held der Gärresteausbringung.

Seit Tagen pendelt er von früh bis spät zwischen Gärrestelager auf dem Hof und diversen Äckern, unterstützt vom Lohnunternehmen, das die Gärreste ausbringt. Heute wird er 20–25 m3/ha auf den Schlägen verteilen, auf denen demnächst Mais wachsen soll. Weizen und Gerste haben schon ihre Portion bekommen. Für ihn sei die Arbeit okay, sagt er. Auf einer Zufriedenheitsskala von eins bis zehn und im Kontext anderer betrieblicher Tätigkeiten würde bei ihm das Gärreste ausfahren eine Acht bekommen. Aber danach gehe es ja nicht, sagt der Allrounder, den wir auch schon als Lagermeister angetroffen haben.

Kurzer Boxenstopp: Marcus Klemz fährt derzeit Tag für Tag sehr beharrlich Gärreste zu den Schlägen.
Kurzer Boxenstopp: Marcus Klemz fährt derzeit Tag für Tag sehr beharrlich Gärreste zu den Schlägen. © Heike Mildner

Abschied von agrafrisch: Ronny Kaczmarek geht neue Wege

Für Ronny Kaczmarek ist heute der letzte Tag bei agrafrisch. Ab dem 1. April wird er den Pflanzenbauleiter in der Agrargenossenschaft Ranzig, Brandenburger Praxispartner bis 2023, unterstützen. Bis dahin sind noch Urlaubstage zu nehmen. Kaczmareks Frau arbeitet in der Genossenschaft, die beiden leben in Ranzig, mit dem Pendeln wird es dann vorbei sein. Im vergangenen Jahr hat uns Ronny Kaczmarek bei der pflanzenbaulichen Praxis über die Schulter schauen lassen, uns gezeigt, was gerade anliegt und worauf er Wert legt.

Einer der letzten Tage in Buchholz für Pflanzenbauleiter Ronny Kaczmarek.
Einer der letzten Tage in Buchholz für Pflanzenbauleiter Ronny Kaczmarek. © Heike Mildner

Praktische Zwischenprüfung in Buchholz: Einblicke in den Prüfungsablauf

An diesem Mittwoch begleiten wir ihn beim Aufräumen: Beginnend am Vortag bis in den Nachmittag hinein liefen auf dem Gelände von agrafrisch in Buchholz und auf dem Milchhof Buchholz die praktischen Zwischenprüfungen für die Auszubildenden in der Region. Die Bauernzeitung durfte zwar nicht dabei sein, aber jetzt können wir uns beim Beräumen der Reste ein Bild machen. Larissa Langheim und Max Kloppe waren zwei der Prüflinge. Dual-Studentin Larissa ist schon wieder unterwegs zur nächsten Prüfung, Max hilft beim Aufräumen und fährt den Pflug zurück auf den Landtechnik-Betriebshof. Den Traktorführerschein hat er inzwischen in der Tasche.

Max Kloppe hatte seine praktische Zwischenprüfung. Er hilft, die Prüfungsstationen wieder abzubauen.
Max Kloppe hatte seine praktische Zwischenprüfung. Er hilft, die Prüfungsstationen wieder abzubauen.
© Heike Mildner

Am Pflug sollten die Prüflinge vermutlich ein paar Schare auswechseln, außerdem sind die entsprechenden Stellen frisch abgeschmiert, fällt Kaczmarek auf. Im Betrieb werde der Pflug nur noch selten eingesetzt, da agrafrisch zum größten Teil auf Mulchsaat umgestiegen ist. Nur wenn es die Vorschriften erfordern – Stichwort Blühstreifen – oder man einem Unkraut nicht mehr auf andere Weise beikommt, sei der Pflug noch gefragt, so Kaczmarek.

Bei den Prüfungen geht es immer auch um Arbeitsschutz und die Erläuterung von Anbauteilen und Motortechnik. Max wurde zur Abfahrtskontrolle geprüft und zeigt sich vorsichtig optimistisch, was das Ergebnis betrifft. Beim Aufräumen der Prüfungsstation zum Düngen schiebt Ronny Kaczmarek gleich noch ein paar Fragen nach. Verschiedene Dünger stehen in Eimern neben dem Düngerstreuer, dazu eine Streustandschale. Wie prüft man die Querverteilung? Praktisches Zwischenprüfungswissen.

Biogasanlage: Fermenter-Sanierung – Warum jetzt gehandelt wird

Schon Prüfungen sind nicht eben alltäglich, aber in der Biogasanlage kann man an diesem Tag etwas noch weniger Alltägliches sehen: einen 14 Jahre alten Fermenter von innen. Die Balken, die die Decke getragen haben, sind mit Schwefel besetzt und zerfressen und auch das Rührwerk ist in Mitleidenschaft gezogen.

Jetzt wird der Fermenter grundlegend saniert, um Folgeschäden zu vermeiden und wieder auf die volle Leistung zu kommen. „Wir haben schon im vergangenen Frühjahr gemerkt, dass da etwas getan werden muss“, sagt Anlagenchef Fabian Meise. „Durch Defekte in der Rührwerkstechnik war die Durchmischung nicht mehr optimal. Das hatte eine eingeschränkte Leistung zur Folge, die sich bereits an den Werten bemerkbar machte.“

Nun sollen Decke und Rühwerk erneuert werden. Seit Anfang der Woche ist die Firma E & H Anlagenservice, ein Dienstleister aus Fürstenwalde, dabei, die alte Decke zu entfernen. Die Membran wurde abgenommen, die Holzbalken darunter werden nun mit einem Kran herausgehoben. In der nächsten Woche wird eine andere Firma die letzten Reste herausholen und den Fermenter besenrein machen. Dann erfolgt eine Dichtigkeitsprüfung, und wenn alles planmäßig läuft, kann der Fermenter noch vor Ostern wieder befüllt werden, hofft Meise.

Fabian Meise (r.) will die erneuerte Anlage noch vor Ostern wieder befüllen.
Fabian Meise (r.) will die erneuerte Anlage noch vor Ostern wieder befüllen. © Heike Mildner

Kostenexplosion bei Sanierung der Biogasanlage

Bei der Sanierung der Biogasanlage werden alle Holzteile ersetzt. „Mittlerweile kommen weniger anfällige Materialien zum Einsatz“, sagt Meise. Die Stütze in der Mitte bekomme einen Metallring, von dem Kunststoffgurte zur Behälterwand gespannt werden. Die würden dafür sorgen, dass die Membran nicht ins Gärsubstrat fällt, so Meise. „Das Holz hat bei uns schon relativ lange gehalten. Nach etwa zehn Jahren muss man da ran“, erläutert er.

Auch das Rührwerk des Fermenters muss die Fürstenwalder Agrarprodukte GmbH bei der Sanierung der Biogasanlage ersetzen. Etwa 100.000 Euro werde das Ganze kosten, rund 30.000–40.000  Euro mehr als ursprünglich geplant. Eine Förderung gebe es dafür nicht, sagt Fabian Meise, der sich freut, wenn dieser Teil der Biogasanlage für die nächsten Jahre wieder fit ist.

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Den Betriebszweig, der für agrafrisch mehr und mehr zur Last geworden war, sehen Anna de Boer und Benedikt Kraus als Chance, ihr Ding zu machen: Milch.
Den Betriebszweig, der für agrafrisch mehr und mehr zur Last geworden war, sehen Anna de Boer und Benedikt Kraus als Chance, ihr Ding zu machen: Milch. © Heike Mildner

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