Julia Gaworski arbeitet als Imkerin schon seit Jahren mit Klaus Hildebrandt zusammen. Sie produziert Bio-Honig für den Großhandel – und erzählt, was ihr das Imkerleben schwer macht.
Julie Gaworski hat BWL studiert, bei Unilever und L’Oréal gearbeitet und sich irgendwann gefragt, ob das das richtige Leben für sie ist. Nach Neuorientierung, Praktikum und Anstellung in einer Imkerei bewirtschaftet die 34-Jährige seit 2014 eine eigene Bioimkerei. Von Möglin aus verteilen sie und ihr GbR-Partner Edgar Keisel ihre Bienenkästen bei Landwirten in Märkisch-Oderland (MOL). Zur Apfelblüte geht es zu Bioobstbauern ins Alte Land, dann zurück nach MOL zu Raps und Robinie. Gaworski produziert Biohonig für den Großhandel. Mit Klaus Hildebrandt hat sich über die vergangenen Jahre eine vertrauensvolle Zusammenarbeit entwickelt.
An diesem Montagvormittag schaut sie sich einen Schlag bei Quappendorf an, den sie mit ihren Bienen zur letzten Runde vor der Winterpause belegen kann. „Das ist ein schönes Geschenk für einen Imker“, sagt sie. Noch fliegen die Sommerbienen, die bis zu sechs Wochen alt werden. Dann rücken die Winterbienen nach, die bis zu neun Monate leben. Können sie sich an den Pollen vorm Winter richtig „fett“ fressen und Vorräte sammeln, kommen sie gut durch den Winter. Phacelia sei eine tolle Bienenweide.
Klaus Hildebrandt hat direkt nach der Gerstenernte eine Mischung aus Ramtillkraut, Phacelia und Lein als Zwischenfrucht in die Erde gebracht. „Die Sähmaschine ist direkt dem Mähdrescher hinterhergefahren. Durch das Strip-Till-System wird die Schattengare genutzt – trotz anhaltender Trockenheit hatte ich einen guten Saataufgang“, erläutert Hildebrandt.
Dass er keinen Pflanzenschutz auf der ökologischen Vorrangfläche betreiben darf, sieht der Landwirt kritisch. Der Gerstenaufwuchs sei nicht gesund. Das Virus könne auf Nachbarflächen übergreifen. Auch die Imkerin ist an gesunden Beständen interessiert. Der Raps habe in diesem Jahr überall gekümmert, das merke man auch am Honigertrag, so Julie Gaworski: „2016 habe ich mit einem Drittel Völker mehr geerntet als in diesem Jahr.“
Ihr Honig ist von Bioland zertifiziert. Da die Bienen bei drei bis sieben Kilometern Flugradius nicht zwischen Bio- und konventionellem Anbau unterscheiden, dürfen sie überall stehen, Hauptsache, die Grenzwerte werden nicht überschritten. „Bei guter Absprache mit den Landwirten ist Pflanzenschutz kein Problem“, hat die Berufsimkerin in ihren fünf Praxisjahren erfahren. Manche Vorschrift sei allerdings kaum einzuhalten. Wenn ein Mittel von „Ende Bienenflug bis 23 Uhr“ auszubringen sei, habe der Landwirt sommers nur sehr wenig Zeit. Das werde betriebswirtschaftlich sicher schwierig, sagt die BWLerin.
Das Imkerleben machen ihr andere Dinge schwer: Diebstahl einer Königin oder ganzer Völker zum Beispiel. Oder wenn sich andere nicht an Regeln halten. So hatten Hildebrandt und Gaworski jüngst einen Termin ausgemacht, an dem die Imkerin eine Anzahl Bienenkästen (die nach Tracht und Hektar berechnet werden) in die Sonnenblumen stellt. Hildebrandt habe ein paar Tage vorher spritzen wollen, komme morgens um drei aufs Feld – und da stehen schon Bienenkästen. Die allerdings waren nicht von Gaworski, sondern ungefragt von Unbekannt aufgestellt worden. „So können sogenannte Spritzschäden entstehen“, macht die Imkerin deutlich.
Für 2020 hat Hildebrandt kürzlich auf 17 ha Rübsen für den Vermehrungsanbau gedrillt. Das Saatgut wird Zwischenfruchtmischungen für Randstreifen beigemischt. Ein Experiment zum Rapsersatz, das seine Söhne angeregt hätten, so Hildebrandt. Die Imkerin freut sich über einen „frühen Zugang zur Massentracht“, Hildebrandt über die zuverlässige Bestäubungsleistung, die ertragssteigernd und in diesem Falle sogar unabdingbar ist.