Bio-Legehennen: Die Stille vor dem großen Gackern

Winterruhe bei den Stallbauarbeiten. Der Innenausbau hat begonnen, der erste Stall steht.
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Noch ist es ruhig auf dem Betriebshof der Trebnitzer Agrarproduktions GmbH. Eingestallt werden die Bio-Legehennen in der 22. Kalenderwoche. Bis dahin ist für unseren Praxispartner in Brandenburg noch einiges zu tun und offene Fragen zu klären.

Von Heike Mildner

Weiß dominiert die ostbrandenburgische Landschaft in der ersten Woche des neuen Jahres. Auch das Baustellengelände hinter dem Betriebshof der Trebnitzer Agrarproduktions GmbH (TAP) ruht unter einer zehn Zentimeter dicken Schneedecke. Nur der Kollege, der hier regelmäßig nach dem Rechten sieht, hat seine Spuren hinterlassen. Der Bautrupp ist noch im Weihnachtsurlaub. Kaum zu glauben, dass hier Anfang Juni 11.880 Biohühner und 120 Biohähne vor sich hingackern werden. Ende Januar schlüpfen sie aus ihren Eiern, und zwar 500 km westlich von Trebnitz in einem Zuchtbetrieb in Paderborn.

Umstellung auf Ökolandbau

Für Weiße Dekalb und weiße Bioeier hat sich TAP-Geschäftsführer Dirk Steinhoff letztlich entschieden, zuvor für Bioland als zertifizierenden Verband. Denn auch wenn Bioland die Umstellung auf Ökolandbau begleitet, hätte die Entscheidung anders fallen können.

Die deutschen Bioverbände haben unterschiedliche Vorgaben zu den Haltungsbedingungen, die über die EU-Zertifizierung hinausgehen. Steinhoff hat sich durchgearbeitet. So sei beispielsweise die Einstallung von Hähnen bei der EU-Biozertifizierung nicht gefordert, Bioland möchte möglichst einen Hahn je 100 Hennen, Demeter mindestens einen Hahn je 50 Hennen. Auch beim Stallbau sei Demeter strenger, so Steinhoff. Die Obergrenze liegt hier bei 3.000 Legehennen pro Stall. Bioland erlaubt zwei blickdicht voneinander getrennte Stalleinheiten mit je 3.000 Legehennen. Zwei solcher Ställe entstehen in Trebnitz, 30 Hähne sind für jeweils 3.000 Hennen zuständig.

Personelle Konsequenzen für die Trebnitzer Agrarproduktions Gmbh

Seit unserem Besuch vor fünf Wochen hat sich einiges getan. Die Richtfestkrone hängt noch über einem der Ställe. Heute versteckt sich das rote Blechdach unterm Schnee. Nur an einer Stelle ersetzt eine Folie das Profilblech. Dort lassen sich die Dachbinder nach oben hin anklappen und sorgen so für ein großes Zusatztor, das erst nach beendetem Innenausbau geschlossen wird. Über solche Details kann sich Ackerbauprofi Frank Schumacher beim Rundgang über das Gelände besonders freuen. Draußen gibt es derzeit nichts zu tun. Nur ein bisschen Saatgutreinigung in der Halle, den Techniker bestellen, weil die Photovoltaikanlage nicht ganz macht, was sie soll, so etwas eben. Die Kollegen haben Urlaub. Der letzte ruhige Winter vorm Einstieg in die Tierhaltung mit Einstallung in der 22. Kalenderwoche.

Dieser Einstieg hat auch personelle Konsequenzen. Eigentlich wollte die TAP mit der Ausbildung von Landwirten aufhören. Man hatte sich über so einiges geärgert. Dass beispielsweise bei den zwölf Wochen, die der Auszubildende in einem Tierhaltungsbetrieb arbeitet, weder Urlaub noch Unterrichts- oder Krankheitstage anteilig angerechnet werden, kann Schumacher ebenso wenig nachvollziehen wie fünf Wochen Blockunterricht im Spätsommer, wenn im Betrieb die meiste Arbeit anfällt. Zumindest das erste Problem entfällt mit der eigenen Tierhaltung. Für die Lösung des zweiten muss Frank Schumacher, der ehrenamtlich in zwei Prüfungskommissionen mitarbeitet, noch etwas Überzeugungsarbeit leisten. Jedenfalls freut sich die TAP zum August über Bewerber mit Faible für Ökolandbau und Biohühner.

Für jede Henne einen Bruderhahn

Derweil bildet sich Dirk Steinhoff selbst aus und weiter und taucht in die betriebswirtschaftlichen Tiefen der Bioeierproduktion. Er lernt neue Begriffe und Kennziffern, lernt Tabellen zu deuten, zwischen „Anfangshenne“ und „Durchschnittshenne“ zu unterscheiden und bereitet weitere Entscheidungen vor. Denn einige stehen noch aus. Auch die, wer die Eier letztlich abnimmt. Dies wiederum hat Einfluss auf die Anschaffung einer eigenen Packstation, was wiederum mehr personellen Einsatz erfordern würde. Vielleicht ist es doch besser, an die nächste Bioland-Packstation zu liefern, längere Wege in Kauf zu nehmen, aber sich dafür auf das Kerngeschäft konzentrieren? In fünf Wochen werden diese Fragen geklärt sein.

Fest steht, dass mit den Trebnitzer Hennen auch „Bruderhähne“ heranwachsen. Das hat keine praktischen, aber betriebswirtschaftliche Konsequenzen: 6,50 €, rund zwei Drittel des Preises für eine Biohenne kommen nochmal dazu. Die Bruderhähne wachsen 18 Wochen getrennt von ihren Schwestern in einem Bruderhahn-Betrieb heran.