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Agrafrisch Fürstenwalder Agrarprodukte GmbH: Neuer Praxispartner in Brandenburg

Die Milchproduktion gehört zum Betriebskonzept wie die Direktvermarktung. Benjamin Meise vor der Buchholzer „Milchquelle“. (c) Heike Mildner
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Die Bauernzeitung hat einen neuen Praxispartner in Brandenburg. Nachdem wir fast zwei Jahre die Agrargenossenschaft Ranzig begleitet haben, ist nun die agrafrisch Fürstenwalder Agrarprodukte GmbH unser neuer Praxispartner.

Von Heike Mildner

Nach fast zwei Jahren in der Agrargenossenschaft Ranzig möchten wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, heute unseren neuen Brandenburger Praxispartner vorstellen: die agrafrisch Fürstenwalder Agrarprodukte GmbH in Buchholz, 40 km nördlich von Ranzig, ebenfalls im Landkreis Oder-Spree.

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Agrafrisch Fürstenwalder Agrarprodukte GmbH: Innovatives Potenzial in Buchholz

Milchquelle-Automaten, Dünger aus Gärresten für Privathaushalte und immer viele Azubis am Start: Die Buchholzer waren uns schon mehrfach mit ihrem innovativen Potenzial und Engagement aufgefallen. Und so freuen wir uns umso mehr über die vielversprechende Möglichkeit, ihre betrieblichen Aktivitäten künftig im Fünf-Wochen-Abstand begleiten zu können. Am Freitagvormittag, den 10. November 2023, trafen wir uns mit Geschäftsführer Benjamin Meise, um bei seinem Routine-Rundgang in Buchholz den Stammsitz der agrafrisch-Gruppe kennenzulernen.

Hier stehen u. a. drei Milchviehställe, zwei aus DDR-Zeiten, einer von 2009, Bergehallen und eine Biogasanlage, die als BBE Buchholzer Bioenergie GmbH firmiert und von Benjamins Bruder Fabian Meise geleitet wird. Außerdem werden von hier aus zwei Drittel der Pflanzenproduktion auf insgesamt etwa 3.000 ha, davon 350 ha Grünland, organisiert, das dritte Drittel 20 km südöstlich von Briesen, wo in der Vieh- und Fleisch GmbH auch die Ställe für die Jungviehaufzucht und 22.000 Legehennen stehen.

Älteren Lesern der Bauernzeitung wird der Name Meise vielleicht eher in Verbindung mit Hans-Georg Meise klingen. Der Vater von Benjamin, Fabian und Philipp, die den Betrieb inzwischen gemeinsam weiterführen, ist Ende März dieses Jahres gestorben. Bis fast bis zuletzt habe er die betrieblichen Entwicklungen verfolgt, erzählt Benjamin, der vor zwölf Jahren Verantwortung bei agrafrisch übernommen hat und mit seinen Ideen prägt.

Einblick in die agrafrisch-Gruppe: Von Milchviehställen bis zur Biogasanlage

Erste Station am Freitag ist ein leerer Milchviehstall aus DDR-Zeiten. Statt der maximal 740 Kühe, die in Buchholz stehen könnten, sind es derzeit 400. Die anderen seien im Laufe des Jahres verkauft worden, erläutert Benjamin Meise. „Der Milchpreis liegt bei 36 Cent, damit erwirtschaften wir mit jeder Kuh einen negativen Deckungsbeitrag.“ Durch die zeitweise Reduzierung des Bestandes könne auch der Gesamtverlust reduziert werden.

agrafrisch Fürstenwalder Agrarprodukte GmbH und die Milchproduktion
Die Milchproduktion gehört zum Betriebskonzept wie die Direktvermarktung. (c) Heike Mildner

Der studierte Betriebswirtschaftler – die Landwirtschaft ist später dazugekommen – denkt gern außerhalb der in der Branche üblichen Muster. Meise fragt: Warum sollte er die Milchviehhaltung mit voller Leistung fahren, wenn der Markt es gerade nicht hergibt? Wenn im Reifenwerk im benachbarten Fürstenwalde der Markt gesättigt und die Läger voll sind, würden schließlich auch nicht endlos neue Reifen produziert. Folgerichtig hat Meise für die Mitarbeiter in der Milchproduktion beim Jobcenter Kurzarbeitsgeld beantragt. Das sei zwar gerade vor zwei Tagen abgelehnt worden, aber er werde Widerspruch einlegen und, falls nötig, auch juristisch den Gleichbehandlungsgrundsatz durchzusetzen versuchen.

Futter und Schlauchsilage

Auf dem Betriebshof wird siliert. Die Buchholzer setzen beim Milchviehfutter auf Schlauchsilage. Ein Mitarbeiter der Firma Budissa presst mit einem Rotor Bagger Sommerroggen in Silageschläuche. Etliche liegen schon auf der Betonplatte, nun kommen von der letzten Ernte des Jahres noch ein paar Meter dazu. Pflanzenbauleiter Ronny Kaczmarek und Benjamin Meise schauen sich die Fasern genauer an: Zum ersten Mal haben sie nach der Gerstenernte den Sommerroggen als Futterreserve gedrillt. Aber dessen optimaler Erntezeitpunkt fiel mit der Maisernte zusammen, daher kommt er jetzt mit Verspätung vom Acker.

Zwar sei die Schlauchsilage teuer, aber durch den guten Vorschub erwärmt oder schimmelt das Futter nicht, die Mengenschätzung ist komfortabel und Änderungen im TS-Gehalt kämen sukzessive, so Meise. Durch den geringen Abraum werde das Verfahren wieder vergleichsweise günstig. Die Schläuche werden nach der Nutzung aufgewickelt und in Hamburg zu Gartenmöbeln verarbeitet, Entsorgungskosten fallen nicht zusätzlich an.

Milch, Strom und Innovation: Die vielseitige Zukunft der Buchholzer Landwirtschaft

Ein Grund, warum die Buchholzer trotz aller Widernisse an der Milch festhalten, steht unübersehbar hinter den Ställen: Die Biogasanlage, die Rindergülle und Mais verarbeitet. Sie hat einen Zwischenspeicher und kann im Blockheizkraftwerk Strom erzeugen, wenn Sonne und Wind das gerade nicht können. Mit der Abwärme des Motors werden Gärreste zu Dünger verarbeitet – ein Thema, das wir im Laufe des nächsten Jahres genauer beleuchten wollen.

Biogasanlage
Die andere Seite der Milch- ist die Stromerzeugung. Die Biogasanlage ist u. a. mit einem zusätzlichen Gasspeicher (im Vordergrund) ausgestattet und kann flexibel Energie liefern. (c) Heike Mildner

Ebenso die Arbeit in der Hofmolkerei, die an zwei Tagen in der Woche Milch verarbeitet, die direkt aus dem Melkstand kommt. Um diesen Betriebsteil kümmert sich seit ein paar Wochen Benjamins jüngerer Bruder Philipp. Bei den Kühen treffen wir die junge Herdenmanagerin Jacqueline Brock. Sie hat bei agrafrisch in Buchholz ihren Meister gemacht und ist vor ein paar Wochen zurückgekommen, um die Herde auf Trab zu bringen: Dem Veterinäramt war die hohe Kälbersterblichkeit aufgefallen und hatte Kontrollen im Betrieb gemacht. Die Kontrolle gestern sei ohne Beanstandung gewesen, freut sich die Herdenmanagerin über erste Erfolge ihrer Arbeit – und Meise freut sich mit.

Obwohl agrafrisch immer mehr Lehrlinge ausgebildet habe, als der Betrieb brauche, gehe der Fachkräftemangel nicht am Betrieb vorbei, so Meise. Auch deshalb versuche er, sie mit dem Kurzarbeitergeld über die Durststrecke hinweg zu binden. Neben den deutschen Mitarbeitern sind gelernte und angelernte Mitarbeiter aus fünf Nationen am Start. Auch auf die Besonderheiten, die daraus resultieren, werden wir an dieser Stelle näher eingehen. Wir freuen uns auf spannende Stippvisiten und manche gute Anregung für die Praxis.

Herdenmanagerin Jacqueline Brock mit Benjamin Meise
Herdenmanagerin Jacqueline Brock mit Benjamin Meise. (c) Heike Mildner
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