Stallbau für Bioeier aus der Streusandbüchse

Vergangenen Freitag standen die Giebelwände, eine Woche zuvor nur die Pfeiler.
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Bei der Trebnitzer Agrarproduktions GmbH in Brandenburg steht das Richtfest der neu gebauten Ställe bevor. Voller Überzeugung möchte der Betrieb den Einstieg in die Produktion von Bioeiern wagen.

Von Heike Mildner

Am Mittwoch wird in Trebnitz Richtfest gefeiert: pandemiegedämpft wie alles dieser Tage, aber vom Zeitplan her voll im Takt. Wo noch vor vier Wochen die Bagger den Boden zurechtrückten, standen bei unserem Vor-Ort-Termin am vergangenen Freitag schon die Giebelwände des ersten Stalls. „Anfang nächster Woche werden die vorgefertigten Dachbinder geliefert, dann ist Richtfest“, sagt Frank Schumacher beim Gang übers Gelände.

hochmotiviert Richtung endspurt

Auf dem Acker ist der Großteil der Arbeiten abgeschlossen. Auf 140 ha haben die Trebnitzer in den vergangenen Wochen das Winterland gepflügt. Jetzt ist Winterruhe, Zeit für Urlaub und Gerätepflege. Die Musik spielt in diesen Wochen etwa 200 Meter hinter dem Betriebshof. Ein neuer Weg führt hinunter zur Baustelle, wo sich ein Dutzend emsiger Montagearbeiter hoch motiviert dem Weihnachtsurlaub entgegenarbeitet.

Einiges ist schon zu erkennen, anderes bedarf der Erklärung. Was hier am Ortsrand von Trebnitz auf der „grünen Wiese“ wächst, ist eine Stallanlage für viermal 3.000 Biolegehennen: Zwei Ställe, jeder längsseits in zwei autark zu bewirtschaftende Einheiten halbiert. An den Längsseiten schließen sich Kaltscharrräume und Auslauf an: in Trebnitz je Huhn fünf statt der geforderten vier Quadratmeter für Biolegehennen. Daneben ein Löschteich für den Fall der Fälle und zwei Lagerhäuser für Biogeflügelkot, die aufnehmen können, was 12.000 Hennen in den Ställen in einem Jahr ausscheiden.

enormes bautempo

Das Bautempo ist so enorm, weil die Gebäude aus komplett vorgefertigten Betonteilen vor Ort nur noch zusammengefügt werden müssen. Beim ersten der beiden Ställe fehlen noch Seitenwände und Dach, beim zweiten werden gerade die Fundamente für die Pfeiler, die das Dach tragen werden, ausgerichtet, dazwischen Berge märkischen Streusandes. „Das sieht ja aus wie bei Tesla“, habe neulich die Friseurin gesagt, erzählt Dirk Steinhoff und fügt freundlich verschmitzt hinzu: „Noch bevor bei Tesla die ersten Autos vom Band rollen, legen hier unsere Hühner die ersten Eier.“

Der Geschäftsführer und TAP-Eigner, der aus Niedersachsen stammt und eigentlich mit seiner Familie in Leipzig lebt, ist in diesen Stallbauwochen jeden Morgen um Sechs im Trebnitzer Büro. Das Planen, Recherchieren, Durchdenken und Entscheiden macht ihm sichtlich Freude. An jeder Entscheidung hängt ein Rattenschwanz von Konsequenzen, die berücksichtigt sein wollen, wenn es am Ende wirklich rund laufen soll.

Ganz konkret geht es derzeit um die Bestellung der 12.000 Legehennen inklusive Aufzucht der Bruderhähne. Welche Rasse, welcher Züchter, zu welchem Termin? Wie groß sollte der zeitliche Puffer zwischen Bauende und Einstallung sein? Wie kalkuliert man das Corona-Risiko eines Bautrupps mit Weihnachtsurlaub, wie die Geflügelpest-Risiken eines Legehennenzüchters? Wie wird der Winter? Und wie soll letztlich der Absatz organisiert werden: An eine Bioeier-Sortierstelle liefern und viele unökologische Fahrkilometer in Kauf nehmen oder in eine eigene Verpackungsstrecke und Logistik investieren? Alles Fragen, die jetzt entschieden werden müssen, macht Steinhoff deutlich.

Einstieg in die produktion von Bioeiern

Die Anregung, in die Bioeierproduktion einzusteigen, kam vor knapp einem Jahr von Bioland-Berater Uwe Becherer. Ersten Überlegungen folgte eine Exkursion zum Gut Schmerwitz mit seiner offenen Volierenhaltung mit Wintergarten und Wiesenauslauf. Dann hielt Dirk Steinhoff Ausschau nach den richtigen Partnern für Planung, Architektur und Stalltechnik. Die Szene sei recht übersichtlich, über den Stallausrüster sei man zum Planungsbüro und zum Förderungsberater, beide aus Mecklenurg

Vorpommern, gekommen. Mit dem Tiefbau wurde eine Firma aus dem zehn Kilometer entfernten Müncheberg beauftragt, den Stallbau bewerkstelligt eine Spezialfirma, dazu kommen lokale Handwerker. Das Konzept stellte Dirk Steinhoff im Trebnitzer Gemeinderat vor: weil er es wollte, nicht weil er musste. Auch die Baugenehmigung sei reibungslos gelaufen, lobt Steinhoff den Landkreis Märkisch-Oderland. Er habe allerdings mit seinen Planern auch von vornherein alle Eventualitäten im Blick gehabt.

Absatz der Bioeier ist sicher

Und ist der Kreislauf auf dem Acker nun geschlossen? Der Hühnermist der 12.000 Legehennen reicht jährlich nur für 200 der insgesamt 780 ha der TAP. Der Rest kommt aus rückgeführtem Gärrestsubstrat vom abgelieferten Wickroggen und durch den Anbau von Leguminosen. Für die Fruchtfolge bieten sich jedoch durch die Geflügelhaltung eine Reihe von Kulturen an, deren Anbau als Futtermittel interessant ist. Und auch bei der Wahl einer Futtermühle gilt es gerade, eine gute Entscheidung zu treffen: Welche wird dem, was die TAP zu geben und zu nehmen hat, besonders gut gerecht? Es geht immerhin um mehr als 500 t Futter im Jahr.

Wenn Steinhoff erzählt, vergisst man fast, dass es bei all dem lustvollen Abwägen und Entscheiden letztlich um viel Geld geht: eine 2,2-Millionen-Euro-Investition, davon knapp 30 % Fördermittel. Zweifel, dass er seine Bioeier am Ende für einen guten Preis los wird, hat der Agrarwirtschaftler nicht. Dafür sei Berlin zu nahe dran. Und auch im Dorf freut man sich schon auf die Bioland-Eier aus Trebnitz.