Seit ASP steht die Drille kaum noch still

Artikel teilen

Bei der Trebnitzer Agrarproduktion (TAP), unserem Brandenburger Praxispartner, läuft die Aussaat der Winterkulturen. Und das obwohl es Betriebsleiter Frank Schumacher eigentlich noch zu warm für die Herbstbestellung ist. Der Grund dafür: ASP.

Von Heike Mildner
(Text und Fotos)

Eigentlich ist es Frank Schumacher noch zu warm für die Herbstbestellung. Das Getreide soll nicht zu üppig in den Winter gehen, da dann die Fungizidgefahr steigt. Über eine geringere Bestandsdichte kann er diesen Faktor im ökologischen Landbau nicht gut regulieren. Der Roggen muss dicht stehen, damit er dem Unkrautdruck stand halten kann. Aber nun ist der Geschäftsführer der Trebnitzer Agrarproduktionsgesellschaft mbH (TAP) doch nervös geworden. Seit Donnerstag wird gedrillt.

Zwar ist Trebnitz von Sembten, dem Ort, an dem am 4. September das erste ASP-positiv befundete Wildschwein gefunden wurde, 60 km Luftlinie entfernt. Aber was ist schon sicher dieser Tage. Auch hätte Schumacher nicht gedacht, dass die Kreise um den Fundort so weit gezogen werden und dass dort gar nicht mehr geackert werden darf. Also ist die Drille im Dauereinsatz, alles muss rein!

Freiraum für intuitives handeln

Eine Staubwolke kündigt den Schlepper an, der über die Hügelkuppe in Sichtweite kommt: Henry Elsner macht einen kurzen Boxenstopp, um die Drille zu prüfen und mit Frank Schumacher das weitere Vorgehen zu besprechen. Der ist mit Elsbeth Rys, Vertreterin der Feldsaaten Freudenberger, einem langjährigen Partner der TAP, zu einigen Beständen unterwegs: Wie geht der Rotschwingel, den die TAP vermehrt, in die nächste Saison? Wie steht es um die Reinigung des geernteten Phacelia-Saatgutes? Und auf diesem Schlag kommt gerade Wickroggen mit Wicken aus dem Hause Freudenberger in den Boden.

Aufs Pflügen hat Frank Schumacher hier verzichtet. Nach Ernte der Triticale wurde der Boden gegrubbert und schwarz gehalten. Sollte Triticale durchwachsen, ist es für den Wickroggen nicht von Nachteil: Das Gemenge aus Wicken und Roggen soll als Futter für Tiere oder Biogasanlagen angeboten werden. Auch wo die Wintererbsen standen, ist die Fläche sauber genug, um ohne Pflug neu bestellt werden zu können. Für die Aussaat hat Schumacher einen groben Plan, der aber noch Freiraum für intuitives Handeln lässt. „Wenn es länger heiß und trocken bleibt, behalte ich mir vor, umzuplanen. Dann kommt statt Roggen Triticale in den Boden“, sagt er – schon wieder unterwegs zum nächsten Schlag.

Hier ist Jonas Stolberg am Ackern. Er pflügt eine Fläche, auf der Wickroggen gestanden hat, der seit der Ernte ausgewachsen ist. Die umgepflügten Brocken sind gut durchwurzelt, die Wicken haben Stickstoff gesammelt. Da bis zur nächsten Bestellung nur zwei bis drei Wochen Zeit sind, folgen dem Pflug Packer und Krümler, die die Schollen zerkleinern und Struktur des umgepflügten Bodens von unten nach oben wieder aufbauen. Hier wird wahrscheinlich Triticale gedrillt. Das Saatbett ist schon fast perfekt vorbereitet.

Durch ökologischen Landbau mehr pflugeinsatz

Die Rotschwingel-Vermehrungsflächen, die nach zwei Erntejahren umgebrochen wurden, sind mit noch mehr Humus angereichert. Hier soll Weizen gedrillt werden. Insgesamt pflüge er mit der Umstellung auf ökologischen Landbau mehr als vorher, so Schumacher.

Eine andere Rotschwingel-Vermehrungsfläche geht ins zweite Jahr. Was geerntet wird, ist Umstellungsware. Noch könne das hier gewonnene Saatgut auch in der Umstellungsphase als ökologisch vermarktet werden, so Schumacher. Bei Futtermischungen dürfen noch immer 30 % Umstellungsware im Ökofutter sein. „Das soll mit der neuen Ökoverordnung gekippt werden.“ Daher sei der Markt für Umstellungsware gesättigt. Auch das müsse man betriebswirtschaftlich erstmal verkraften, so Schumacher.


Beim Praxispartner in Trebnitz wird Phacelia für die Saatgutgewinnung gedroschen. (c) Heike Mildner

Erste Ökokontrolle für die Trebnitzer Agrarproduktion

Bei unserem Brandenburger Praxispartner, der Trebnitzer Agrarproduktion, wurde am 12. August die Phacelia für die Saatgutgewinnung gedroschen. Außerdem stand die erste Ökokontrolle seit Beginn der Umstellung an. mehr


Zum Schluss schauen wir uns die Blühflächen an, die im Frühjahr angelegt wurden. Seit dem 15. September dürfen die mehrjährigen Blühflächen in Brandenburg gemulcht werden. Das hat Jungmeister Maik Wilke übernommen. Aus ästhetischen Gründen fährt er sogar zweimal drüber: Ordentlich soll es aussehen vor dem Winter. Außerdem haben die zweijährigen Pflanzen dann genug Licht, der Samen der Einjährigen kann sich im nächsten Frühjahr besser entwickeln und das Ganze geht gepflegt in die zweite Runde. Das geübte Auge erkennt zwischen den Stoppeln Ringelblume, Buchweizen, Lichtnelke, Wilde Möhre, Spitzwegerich, Margeriten, Malven, Ferkelkraut, Schafgabe – und die braune Melde ist endlich weg.