Neuer Praxispartner in Mecklenburg-Vorpommern

Agrofarm Lüssow: Corona fordert uns heraus

Führungsteam: Lars-Peter Loeck und Wencke Ladwig führen die Agrarfarm eG Lüssow als Vorstand. (c) Gerd Rinas
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Die Agrofarm eG Lüssow ist neuer Praxispartner der Bauernzeitung in MV. Neben der Frühjahrsbestellung stehen die Landwirte derzeit vor einer völlig neuen Herausforderung: dem Schutz vor dem Coronavirus.

Von Gerd Rinas

„Hatschi!“ Lars-Peter Loeck muss niesen. „Sorry, aber bitte keine Angst: Es ist nicht das Coronavirus, nur eine einfache Erkältung“, gibt der Mann Entwarnung. Er habe schon aufgehört zu rauchen, trotzdem gehe es nur langsam bergauf. Loeck ist Vorstandsvorsitzender der Agrofarm eG Lüssow im Landkreis Rostock. Seit voriger Woche ist die Genossenschaft Praxispartner der Bauernzeitung in Mecklenburg-Vorpommern.

Gefahr des Coronavirus ernst nehmen

Bei meinem Antrittsbesuch sitzen mir Lars-Peter Loeck und seine Vorstandskollegin Wencke Ladwig gegenüber. In diesen Tagen sehen sich die beiden mit einer neuen Herausforderung konfrontiert: „Das Coronavirus beschäftigt uns schon sehr“, räumt Loeck ein. „Wenn man sieht, wie viele Opfer das Virus bisher in Italien und anderen Ländern gefordert hat, ist klar, das wir die Gefahr ernst nehmen müssen“, so der Vorstand. Man versuche, sich, die Mitarbeiter und das Unternehmen bestmöglich zu schützen. „Aber im Grunde genommen können wir uns nur anpassen, wie ein Kaninchen, dass die Ohren anlegt und hofft, dass der Falke drüber wegzieht. Es gibt sehr viele Unbekannte“, so der Landwirt.



Wie sorgt man in so einer noch nicht erlebten Krise vor? „Wir haben mit unseren Mitarbeitern gesprochen und darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, die Hygieneregeln einzuhalten“, so Loeck. Bei Schutzmaßnahmen sei man allerdings schnell an Grenzen gestoßen. Die Anfrage nach Masken durch den Arbeitsschutz-Servicepartner blieb erfolglos. Im Internet werden Masken mit vier Wochen Lieferzeit angeboten. Immerhin konnte man einen Vorrat Einmal-Handtücher anlegen.

Agrofarm Lüssow hat vorgesorgt

Im Trockensteherstall: Die Milchproduktion hat in Lüssow eine lange Tradition. Die Agrofarm hält  890 Milchrinder mit Nachzucht. (c) Gerd Rinas

Für die rund 1.800 Rinder, davon 890 Milchkühe, wurden zusätzlich Mineral- und Mischfutter, Raps-, Mais- und Sojaschrot sowie Zuckerrübenschnitzel, eingelagert. Die Silos mit dem Grundfutter sind noch gut gefüllt. „Die Tiere können ohne Einschränkungen versorgt werden, die Milchabholung ist gesichert, auch die Frühjahrsbestellung ist bisher nicht in Gefahr. Den Dieselvorrat haben wir aufgefüllt. Unsere Partner im Landhandel wollen Ersatzteile liefern, wir müssten aber rechtzeitig bestellen“, so Loeck. Manche Firmen sind wegen Corona nicht mehr lieferfähig.

„Uns treibt die Frage um, was tun wir, wenn Mitarbeiter ausfallen“, sagt Wencke Ladwig. „Wir versuchen, mehrere Sicherungen einzubauen. Wie schon in der Vergangenheit könnten Kollegen aus der Ackerbauabteilung bzw. der Werkstatt im Stall bzw. Melkstand aushelfen. Zwei Studenten und geringfügig Beschäftigte haben sich bereit erklärt, einzuspringen, falls Tierwirte ausfallen.“

Agrofarm Lüssow: Bei Quarantäne Quartier im Betrieb

Beinahe generalüberholt:  Werkstattmeister Hans-Heinrich Harder (l.) und Betriebsmechaniker Andreas Ricker haben die Maislege für den Einsatz vorbereitet. (c) Gerd Rinas

Im Quarantänefall könnten Mitarbeiter auf dem Betrieb einquartiert werden. „Wir haben 14 Feldbetten und die gleiche Anzahl Schlafsäcke bestellt. Neben dem Bürotrakt und den Lehrlingszimmern stehen zwei Einraumwohnungen zur Verfügung. Zur Not könnten wir auch den Versammlungsraum als Schlaf- und Aufenthaltsraum nutzen. Wir hoffen natürlich, dass es dazu nicht kommt“, so Ladwig.

Jenseits der Coronaabwehr geht im Betrieb bisher alles seinen gewohnten Gang. Das Wetter war in den vergangenen Tagen gut, die Felder sind abgetrocknet. Das Grünland muss geschleppt, gedüngt und gewalzt werden. In der nächsten Woche wollen die Lüssower mit der Aussaat von Erbsen und Lupinen beginnen. 40 bzw. sechs Hektar werden mit den beiden Kulturen bestellt. Danach muss der Acker für das Maislegen vorbereitet werden, Getreide und Raps müssen Dünger bekommen, damit was wächst. „Ja, und dann wär‘ es gut, wenn ich endlich meine Erkältung loswerden würde“, wünscht sich Lars-Peter Loeck.