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Agrofarm eG Lüssow: Am Ende eine schwarze Null

Mit den Erträgen bei Getreide und Raps waren die Lüssower 2020 zufrieden. Die Technik hielt gut durch. Auf die Männer in der Werkstatt ist Verlass.
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Trotz guter Leistungen und Erträge und einer Auszeichnung für tierwohlgerechte Rinderhaltung im Jahr 2020 bleibt für die Agrofarm eG Lüssow unter dem Strich nur die schwarze Null. Das lässt auch den Vorsitzenden Lars-Peter Loeck nachdenklich in die Zukunft blicken.

Von Gerd Rinas

Das Handy von Lars-Peter Loeck steht an diesem Donnerstagmorgen nicht still. Als es wieder einmal klingelt und der Vorsitzende der Agrofarm eG Lüssow hört, was passiert ist, wird sein Gesichtsausdruck augenblicklich ernst. „Ich komme“, ruft er ins Telefon, steht auf und eilt zur Tür.

Eine Minute später steigt Loeck auf dem Vorplatz vor den Milchviehställen aus seinem Pick-up. Dort lagert Dung. Ein Mitarbeiter sorgt an diesem Morgen mit Stalltraktor und Anhänger für Nachschub. Ein anderer bringt den Stapel mit einem Teleskoplader in Form. Um dem Kollegen die Arbeit zu erleichtern, fährt der Fahrer des Traktors so dicht wie möglich an den Haufen heran. Dabei passiert es: Mit zwei Rädern im Mist stehend, gerät der Zetor in Schieflage – und kippt um. „Gott sei Dank ist niemand zu Schaden gekommen“, atmet Loeck auf. Werkstattmeister Heiko Kremser und Kollegen hantieren mit Drahtseilen und keine 20 Minuten später steht der Trecker wieder. Außer ein paar Schrammen hat auch er nichts abbekommen. „Wir sind glimpflich davongekommen. Solche waghalsigen Aktionen können auch ganz anders ausgehen“, sagt Loeck.

Zurück im Büro, vor den Zahlen des Jahres 2020 sitzend, zieht er eine Parallele zur wirtschaftlichen Bilanz des vergangenen Jahres. „Im Grunde genommen sind wir ebenfalls mit einem blauen Auge davongekommen. Noch im Frühjahr haben wir darüber nachgedacht, Feldbetten und Schlafsäcke einzukaufen, um im Notfall in der Coronakrise Mitarbeiter auf dem Betriebsgelände einzuquartieren, um die Versorgung der Kühe abzusichern. Das war glücklicherweise nicht notwendig. Bis auf zwei Kollegen in Quarantäne sind wir bisher ohne Blessuren durch die Pandemie gekommen. Aber das Virus bleibt gefährlich. Ich wünsche mir mehr Aufklärung und dass die Impfung rasch vorankommt“, so Loeck. Mit den Erträgen und Leistungen ist der Vorsitzende der Agrofarm eG Lüssow nicht unzufrieden. Mit Hektarerträgen von 95 dt Weizen, 90 dt Gerste und 41 dt Raps wurden die Ergebnisse aus den Vorjahren um acht bis zehn Prozent überboten. Auch Triticale (72 dt/ ha), Erbsen (57 dt/ha) und Mais (40 t Frischmasse/ha) enttäuschten nicht. Anders als in den Vorjahren waren dieses Mal auch die Qualitäten bei den Druschfrüchten und der Ölgehalt beim Raps in Ordnung. Abstriche mussten die Lüssower lediglich auf dem Grünland machen. „Trockenheit wird zunehmend zum Problem“, sagt Loeck.

Agrofarm Lüssow setzt auf Tierwohl ausgerichtete rinderhaltung

Die Preise, die die Landwirte 2020 erzielten, lagen mit 38,50 €/dt Raps, 18,57 €/dt Weizen und 15,80 €/dt Gerste leicht über dem fünfjährigen Mittel. Günstig wirkte sich die Verpachtung von Flächen für den Windpark Groß Schwiesow aus. „Wir sind daran interessiert, den Park zu repowern und weitere Flächen zur Verfügung zu stellen“, so Loeck.

Zweites Standbein ist die Milchproduktion. Mit rund 11.500 kg Milch/Kuh im LKV-Jahr 2019/2020 stieg die Leistung der Herde mit 800 melkenden Kühen noch einmal an. Zudem wurde die Genossenschaft für ihre auf Langlebigkeit und Tierwohl ausgerichtete Rinderhaltung 2020 als einer der besten Betriebe im Zuchtgebiet in der Kategorie 500 bis 999 Kühe mit dem Silber Vision Award des Rinderzuchtverbandes MV ausgezeichnet. Trotz der hohen Leistung war aber auch 2020 die Milchproduktion nicht kostendeckend: „Knackpunkt sind die schlechten Milchauszahlungspreise. Weniger als 30 ct/kg Milch im Jahresdurchschnitt reichen einfach nicht aus“, sagt Loeck.

steigende kosten in allen Bereichen

Daneben müssen die Landwirte mit steigenden Kosten in allen Bereichen rechnen: Plus fünf Prozent für Dünger, acht Prozent mehr für Pflanzenschutzmittel. Dazu kommen höhere Ausgaben für externe Werkstattkosten und die Pacht. „Auf den ersten Blick sehen die hohen Umsatzzahlen für 2020 gut aus. Unterm Strich bleibt aber nur eine schwarze Null“, sagt Loeck. Die Entwicklung beunruhigt den Vorsitzenden. „Im vergangenen Jahr haben wir noch alle geplanten Investitionen umsetzen können. Das ist absolut notwendig, denn sonst verlieren wir unsere Wettbewerbsfähigkeit. Mit einer schwarzen Null kann auf Dauer aber niemand investieren. Und auf Rücklagen kann man nur einmal zugreifen“, so Loeck nachdenklich.