Agrofarm eG Lüssow: Von überschwemmten Wiesen und fehlendem Dünger
Anfang Februar 2024 beginnt beim Praxispartner Mecklenburg-Vorpommern der Start in die Dünge-Saison, der sich nicht einfach gestaltet. Große Mengen an Regen haben teilweise die Niedermoor-Standorte überschwemmt und die Dünger-Lieferung lässt auf sich warten. Neben den Bauern-Protestaktionen kämpft die Agrofarm eG Lüssow für Lösungen wegen der Landesmessstelle.
Spätestens Anfang Februar gehen alle Jahre wieder vielerorts die beliebten Fragen und Diskussionen los: Wie sehen die Flächen aus? Sind die Kulturen bisher gut durch den Winter gekommen? Welche Feldarbeiten können durchgeführt werden? Kann die Düngesaison direkt starten? Kommen alle Mitarbeiter aus der Winterruhe zurück?
Dieses Jahr allerdings gesellt sich in vielen Betrieben eine weitere zentrale Frage hinzu: Wie geht es mit den Protestaktionen weiter? Und so sind auch genau das die Leitthemen beim Treffen mit unserem Praxispartner, der Agrofarm eG Lüssow.
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Agrofarm eG Lüssow: Wiesen überschwemmt
Beim Blick in die Natur und auf die Daten der Wetterstation im benachbarten Gülzow – im Dezember gab es mit 79,9 mm Niederschlag 35,8 mm mehr als im langjährigen Mittel und im Januar verhält es sich ähnlich – wird schnell klar, zumindest oberflächlich ist es sehr nass. Besonders gut sichtbar ist das auf den Lüssower Wiesen. Die sind aufgrund der vielen Regenmengen teilweise noch überschwemmt oder gar überflutet, sodass an Arbeiten auf den Niedermoor-Standorten nicht zu denken ist.
„Da geht aktuell nichts“, bestätigt der Vorstandsvorsitzende Lars-Peter Loeck. Auch die Befahrbarkeit der Maisflächen, um Gülle auszubringen, ist am Freitag (2.2.) nicht gegeben. Da der Güllebehälter jedoch noch etwa 1.000 m³ Luft aufweist, sei die Situation noch entspannt. Für Loeck und sein Team dürfe es allerdings gern in den nächsten 14 Tagen losgehen, um nicht in Schwierigkeiten zu geraten. Der Güllewagen mit einem Samson-Fass von 21 m³ Fassungsvermögen steht dafür schon auf dem Betriebshof in den Startlöchern.
Agrofarm eG Lüssow: Warten auf den bestellten Dünger
Ebenfalls bereits aus der Garage geholt und von Werkstattmeister Heiko Kremser einsatzbereit gestellt, sind die drei betriebseigenen Düngersteuer. Gemeinsam mit ihren Gespann-Partnern, den 724 Fendt-Traktoren warten sie auf ihre ersten Überfahrten – und auf den auszubringenden Dünger.
Verärgert berichtet der Vorstandsvorsitzende, dass sie ihre bestellte Ware, einen NPK 11/8/16, noch nicht erhalten haben. Dabei schlossen die Verantwortlichen der Agrofarm bereits frühzeitig im vergangenen Jahr einen Kontrakt über 550 Tonnen mit Anlieferungszeitraum Juni bis September 2023.
Der betroffene Landhandel rede sich immer wieder mit diversen Begründungen raus – mal sei es Hochwasser, mal komme das Schiff nicht in den Hafen. Gerade heute habe wieder ein Mitarbeiter von denen angerufen, um den erst vorgestern mitgeteilten aktuellen Plan und neu avisierten Termin des Schiffs und der folgenden Anlieferung zu verschieben.
Noch harre man aus. Doch wenn nächste Woche kein Dünger kommt, werde bei einem anderen Landhandelsunternehmen gekauft. Das habe ihnen auch schon Ware angeboten. „Nur 550 Tonnen ist natürlich auch eine Menge, die sich keiner einfach so hinlegt und spekuliert, dass der Bauer noch was braucht“, weiß Loeck.
Grundwasser-Messwerte: Lösungen finden für die Landesmessstelle
Geduld und Beharrlichkeit beweist unser Praxispartner indes auch bei einem anderen Thema: Grundwasser-Messstellen und ihre Werte. Seit der vorvergangenen Woche liegt der aktuelle Ergebnisbericht der Beprobungen der drei betriebseigenen Grundwasser-Messstellen und der Landesmessstelle in Groß Schwiesow – für die beim zuständigen Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie eine Genehmigung eingeholt wurde – vom Mai und November 2023 vor.
Daraus geht hervor, dass nach DIN-Analytik die Landesmessstelle als einzige Messstelle einen relevant erhöhten Nitratgehalt aufweist. Zusätzlich wurden im Grundwasser der Landesmessstelle Rückstände von Röntgenkontrastmittel (Amidotrizoesäure) nachgewiesen, die in der nur unweit entfernten Kläranlage nicht vollständig abgebaut werden. Weiterhin korrelieren erhöhte Kaliumgehalte zwischen dem Ablauf der Kläranlage und der Grundwasserprobe der Landesmessstelle.
Laut Gutachten – das wie bereits im Jahr 2021 die Firma Fugro Germany Land GmbH erstellte – ist die Landesmessstelle nicht geeignet, den Einfluss der landwirtschaftlichen Flächenbewirtschaftung auf das Grundwasser zu über prüfen, weil sie maßgeblich von nicht-landwirtschaftlichen Tätigkeiten beeinträchtigt wird.
Diese Erkenntnisse bestärken das Vorstandsduo Loeck und Wencke Ladwig darin, weiter mit Rechtsbeistand gegen die Landesmessstelle in Groß Schwiesow und die damit verbundenen Folgen durch die Landesdüngeverordnung vorzugehen. Dabei seien sie nicht auf Konfrontation aus, sondern wollen Lösungen finden.
Ungeachtet dessen wünschten sie sich auch Lösungen, wertschätzenden Umgang sowie die Möglichkeit eines fairen, weltweiten Wettbewerbes von politischen Entscheidungsträgern bei anderen Brennpunkten. Der Unmut wachse nicht nur im landwirtschaftlichen Berufsstand immer weiter. Nicht aus Spaß beteiligen sich seit Wochen zahlreich Menschen und Betriebe an Protestaktionen – so auch die Agrofarm Lüssow, die auch weiterhin dabei sein werde, bis sich etwas ändert.
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