Überraschungen am laufenden Band
Auch wenn der Mais im Silo und der letzte Weizen gedrillt ist, kann von Winterruhe auf der Agrofarm in Lüssow keine Rede sein. „Kein Tag ist wie der andere und jeder Tag hält seine Überraschungen bereit“, sagt Lars-Peter Loeck. Der Vorstand weiß, wovon er spricht.
Von Gerd Rinas
Am Dienstag voriger Woche erreichte ihn die Hiobsbotschaft, dass ein Brunnen ausgefallen ist: Die Pumpe, die so lange Wasser für 950 Milchkühe und deren Nachzucht förderte, hatte ihren Geist aufgegeben. Dem Vorstand schwante nichts Gutes. Längst bekommen auch Landwirte wegen unterbrochener Lieferketten Engpässe bei Maschinen und Ersatzteilen zu spüren. Zwar haben die Lüssower schon vor Jahren einen zweiten Brunnen gebohrt und einen Speicher für 160 m³ Wasser angelegt. „Der Vorrat reicht für einen Tag. Nur wenn beide Brunnen Wassern fördern können, ist die Versorgung abgesichert“, sagt Lars-Peter Loeck.
Doch in diesem Fall war seine Sorge unbegründet. Nach einem Telefonat mit Brunnenbau Zelck in Bützow entspannte sich die Lage. Die Firma wartet seit vielen Jahren Brunnen und Wasserwerk der Agrofarm eG Lüssow. Die defekte Pumpe brachte Brunnenbaumeister Holger Zelck nicht in Verlegenheit. Schon am nächsten Morgen rückte Mitarbeiter Mirko Gehrke mit einem neuen Gerät an. Zusammen mit Andreas Ricker und Patrick Knoll von der Agrofarm brachte der Brunnenbauer einen kleinen Kran in Stellung. Die Männer zogen die Steigleitung aus dem Brunnenschacht, bauten die alte Pumpe aus, die neue ein, verschraubten den Brunnenkopf an der Wasserleitung – gegen Mittag war die Pumpe einsatzbereit.
Glasfaserkabel für die Agrofarm Lüssow
Zu dem Zeitpunkt hatten auch Robert Funke und Eric Grabley von der Firma MTF Anlagenbau das härteste Stück Arbeit geschafft. Am Morgen waren sie mit Lkw und Transporter aus Kriesow bei Stavenhagen angereist und begannen gegenüber der Agrofarm eG Lüssow mit Tiefbauarbeiten. Im Auftrag der Telekom verlegten sie Leerrohre für Glasfaserkabel. Auf dem letzten Abschnitt bis zum Verwaltungsgebäude der Agrofarm musste die Landesstraße L 14 durchörtert werden.
Am Übergabepunkt hatten die beiden Tiefbauer eine Grube ausgehoben und eine Horizontalbohrmaschine in Position gebracht: Mit der „Ditch Witch JT 24“ und ihrem bis zu 81 m langen Bohrgestänge durchstießen sie am Vormittag den lehmigen Straßenuntergrund und eine Fläche bis zu einer zweiten Baugrube neben dem Bürogebäude der Agrofarm.
Nach der Pilotbohrung zog die Maschine das Leerrohr für das Glasfaserkabel durch den neuen Kanal zum Übergabepunkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite. „So, das war‘s für uns. Das Glasfaserkabel wird später von anderen verlegt. Wir packen zusammen und fahren weiter zur nächsten Baustelle“, verabschiedete sich Robert Funke.
„Richtig zufrieden sind wir nicht“
Wann in der Agrofarm eG Lüssow schnelles Internet anliegen wird, weiß Lars-Peter Loeck nicht. Als die Telekom vor zwei Jahren das analoge Telefonnetz abschaltete, waren die Lüssower plötzlich ohne Festnetzanschluss.
„Als Einzelkunde 800 Meter außerhalb der Ortslage waren wir für eine DSL-Leitung nicht interessant genug. Weil wir die Festnetznummer behalten wollten, bauten wir uns eine Antenne aufs Dach und telefonierten fortan mit verschiedenen Anbietern übers Internet. Manchmal gibt es Aussetzer. Richtig zufrieden sind wir nicht. Wenn jetzt schnelles Internet über Glasfaserkabel anliegt, werden wir wohl wieder zurückwechseln. Vielleicht überrascht uns die Telekom dieses Mal ja positiv“, hofft Lars-Peter Loeck.
Suche nach Spuren vergangener Zeit
Das erlebte der Vorstand in der vorigen Woche, als Dr. Friedhelm Zedler in der Tür stand. Der ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger fragte nach, ob er in einer Niederung bei Strenz mit Spaten und Metalldetektor nach Spuren vergangener Zeiten suchen darf.
Der agile Ruheständler hat sich der Aufgabe seit zweieinhalb Jahren mit Haut und Haaren verschrieben und schon bemerkenswerte Fundstücke geborgen. Darunter Beile und Sicheln aus der Bronzezeit und ein seltener „Grapen“ – ein Kochtopf aus dem Mittelalter. Wie viele Bodendenkmalpfleger im Land hofft Zedler, dass Mecklenburg-Vorpommern bald ein archäologisches Landesmuseum bekommt, damit solche Funde endlich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können. „Bisher sind wir das einzige Bundesland ohne eine solche Ausstellung“, erfahren wir von Friedhelm Zedler.
Bei Lars-Peter Loeck findet er sofort ein offenes Ohr. „Ich interessiere mich für Geschichte und finde es gut, wenn Leute ihr auch hier in unserer Region nachspüren“, ermuntert der Landwirt den Archäologen im Ehrenamt.