Agrofarm Lüssow: Grünland-Pflege, Kitzrettung, erster Futterschnitt
Die Kombination aus Niedermoorstandort und Niederschlagsmenge erschwert 2024 die Grünlandpflege und den ersten Futterschnitt beim Praxispartner in Mecklenburg-Vorpommern. Ungleich besser sieht es hingegen auf den Ackerflächen der Agrofarm Lüssow aus.
So trübe wie der wolkenverhangene Himmel und die nasskalte Luft am Morgen unseres jüngsten Besuches, so traurig sehen auch weiterhin überwiegend die Grünlandflächen unseres Praxispartners, Agrofarm eG Lüssow, aus. Die Kombination aus Niedermoorstandort und Niederschlagsmenge des bisherigen Jahres macht sich nach wie vor stark bemerkbar. Da ist es auch kein Wunder, dass die Themen Grünlandpflege und Futterernte der Agrofarm – nicht nur in unserer Berichterstattung – in dieser Saison nahezu omnipräsent sind und zum Lotteriespiel werden.
Die Niederschlagsmengen im Monatsvergleich
Nachdem bereits im Dezember laut Daten der Wetterstation im benachbarten Gülzow mit 79,9 Millimeter Niederschlag 35,8 Millimeter mehr als im langjährigen Mittel fielen, setzte sich der Trend zu Jahresbeginn fort. Aufgrund der 51,8 Millimeter im Januar (+10,5 Millimeter) und 62,6 Millimeter (+31,5 Millimeter) im Februar ging, wie wir uns erinnern, auf den Flächen zum Saisonstart nichts. Der dagegen verhältnismäßig trockene (18,4 Millimeter, -16,8 Millimeter) und zudem sehr milde März ließ dann zumindest etwas hoffen. Auch wenn durch die aufgeweichten Böden die Befahrbarkeit und notwendige Bearbeitung eingeschränkt waren und sich der Aufwuchs in Grenzen hielt. Dieser Hoffnungsschimmer auf den ersten Futterschnitt erhielt jedoch mit jeweils knapp 80 Millimeter im April (+49,1 Millimeter) und Mai (+32,8 Millimeter) weitere Dämpfer.
Agrofarm Lüssow Grünland: Ergebnis des ersten Futterschnitts
Umso erstaunlicher sei es, dass die Lüssower um den Monatswechsel Mai/Juni herum einen „verkappten ersten Schnitt“ durchführen konnten, wie Vorstandsvorsitzender Lars-Peter Loeck berichtet. Und den in Anbetracht der Umstände mit 65 dt/ha Frischmasse bei 32 % gar nicht mal so schlecht. Doch das hat wiederum Spuren hinterlassen, sodass partiell, in Summe 40 Hektar nachgesät werden mussten.
Warum Walzen auf dem Grünland so wichtig ist
Ebenso ist auf den drei Wiesenkomplexen jeweils eine Kombination aus Schlepper und drei Walzen mit Gewichten zwischen 1.000 und 3.000 Kilogramm pro Walze zur Pflege des Grünlandes im Einsatz. Das diene der mechanischen oberflächigen Verdichtung, stelle Bodenschluss her und sorge für eine gleichmäßige und ebene Bodenoberfläche, erläutert Loeck. Außerdem verbessere das Walzen die Wasser- und Wärmeleitung des Bodens. „Und auch die Pflanzen danken einem diesen Arbeitsgang, da dadurch die Bestockung der Gräser angeregt wird“, sagt der Landwirt. Er nehme daher diesen Mehraufwand gern in Kauf – auch wenn zugegebenermaßen das Grünland in diesem Jahr deutlich mehr Aufmerksamkeit bekommt als gewöhnlich.
Grünland: Kitzrettung für tierschutzgerechte Futterernte
Ebenfalls intensiver in den Fokus gerückt ist die Kitzrettung, um auf dem Grünland für tierschutzgerechte Futterernte zu sorgen. Nachdem sich der Betrieb gemeinsam mit den umliegenden drei Jagdgenossenschaften voriges Jahr eine eigenen Drohne des Typs Mavic 3 Enterprise mit Wärmebildkamera anschaffte, konnten die Suchaktionen unabhängiger und effektiver durchgeführt werden.
So sicherte das ehrenamtliche Team um Jäger Mario Batarow vor dem ersten Schnitt an fünf Aktionstagen 51 Rehkitze auf den Lüssower Flächen. Und mehr noch, denn die Verantwortlichen der Agrofarm stellten die Drohne auch benachbarten Betrieben zur Verfügung, sodass weitere 25 Jungtiere gerettet werden konnten, erzählt der Jäger.
Agrofarm Lüssow: Auf dem Acker sieht es besser aus
Genauso positiv und ungleich besser als auf dem Grünland sieht es auf den Ackerflächen aus. Die Winterkulturen Weizen, Gerste und Triticale sowie der Raps stehen überwiegend gut und sehen ansprechend aus. Die derzeitige niederschlagsreiche und kühle Witterung wirkt sich eher günstig auf die Kornfüllung aus. Auch die bisherigen Dünger- und Pflanzenschutzmaßnahmen unterstützten die Kulturen optimal bei der Entwicklung.
Vermehrungsweizen im Blick
Einzig ein 83 Hektar großer Schlag Vermehrungsweizen der Sorte Ponticus fällt aus der Reihe. Im dortigen Bestand sorgen Gräser und Getreidedurchwuchs für leichte Sorgenfalten. Deshalb ist ein Team aus Kollegeninnen aus dem Büro sowie Azubis und Praktikanten unter Leitung von Wencke Ladwig, stellvertretende Vorstandsvorsitzende, im Einsatz, um zu selektieren.
Offensichtlich mit Erfolg, wie Jürgen Fischer weiß, den wir bei unserem obligatorischen Felderkiek treffen. Der amtlich verpflichtete Feldbestandsprüfer kontrolliert die Vermehrungsflächen während der Vegetation mehrfach. Untersuchungsparameter seien dabei beispielsweise Keimfähigkeit, Sortenreinheit, Gesundheitszustand sowie Fremdbesatz, erklärt er und bescheinigt dem Betrieb gute Arbeit beim Vorselektieren. „Rund zwei Drittel der Fläche wird daher trotzdem Vermehrungsware werden“, schätzt Fischer aktuell ein.
Nachbehandlung im Mais
Ebenfalls noch mal zusätzlich aktiv wurden die Lüssower in den Maisbeständen. Nachdem im Drei-Blatt-Stadium eine Herbizidbehandlung mit 1,5 Liter Spectrum und 1 Liter Laudis erfolgte, sorgte die anschließende feuchte Witterung für Spätverunkrautungen, sodass eine weitere Maßnahme notwendig ist. „Mit 0,2 Liter Arrat und 1 Liter Dash versuchen wir, die Situation zu lösen“, sagt Loeck, der ansonsten mit der Entwicklung des Maises zufrieden ist. Denn auf den meisten Schlägen bilden kräftige Einzelpflanzen gesunde, dichte Bestände.
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