Agrofarm Lüssow: Von Klauenpflege bis Maschinendurchsicht
Auf der Agrofarm Lüssow gibt es auch bei Regenwetter viel zu tun. Während in der Werkstatt unseres Praxis-Partners in MV die Mähdrescher auf Durchsicht warteten, gewährte Klauenpfleger Sven Iversen Einblicke in seine Arbeit und in das Erfolgsrezept für gesunde Klauen.
Von Gerd Rinas
„Das geht schon wieder gut los“, sagt Lars-Peter Loeck und schaut nicht gerade begeistert in den wolkenverhangenen Himmel. Am 20. Mai wollten die Lüssower Landwirte mit der ersten Ernte des Jahres auf dem Grünland beginnen. Die Technik startklar, Mähwerke, Schwader, Wender, Anhänger und Häcksler durchgesehen und gewartet, die Häckselkette stand – doch dann kam der Regen. „Wir brauchen acht Tage trockenes Wetter, um die Grünlandflächen zu mähen, das Erntegut anzuwelken, zu häckseln und ins Silo zu fahren. Wir warten ab, bis der Regen vorüber ist“, so der Vorstandsvorsitzende.
Vor der Ernte drei Mähdrescher zur Durchsicht: „Könnte knapp werden“
An Arbeit mangelt es auf der Agrofarm dennoch nicht. Fahrer, die eigentlich Gras ins Silo bringen sollten, fahren nun Stroh. Andere misten mit dem Radlader Ställe aus, bereiten die Getreidelagerhallen auf die neue Ernte vor, reinigen und bauen Gebläse zum Trocknen des Korns auf.
Häckslerfahrer Erik Severin macht sich in der Werkstatt an einem Mähdrescher zu schaffen. „Der Hauptantriebsriemen ist porös. Er soll ausgetauscht werden“, berichtet der Fahrer. Um an das Teil heranzukommen, muss Severin vorher mehrere Keilriemen lösen. Insgesamt stehen drei Mähdrescher zur Durchsicht an. Heiko Kremser und seinen Männern bleiben noch etwa fünf Wochen bis zur Gerstenernte. „Acht bis zehn Tage gehen noch für den ersten Schnitt auf dem Grünland flöten. Es könnte knapp werden“, so der Werkstattmeister schon etwas aufgeregt.
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Zahl euterkranker Tiere in Lüssow unter Landesdurchschnitt
Im Milchviehstall treffen wir Herdenmanagerin Lisa Straßburg und Dr. Uwe Reinicke. Der sehr erfahrene Tierarzt aus Bützow ist jeden Dienstag auf der Agrofarm und führt Trächtigkeits- und Sterilitätsuntersuchungen bei Milchkühen durch. „Der allgemeine Gesundheitszustand der Milchviehherde ist gut, das gilt auch für die Fruchtbarkeit“, so Reinicke.
Die Zahl euterkranker Tiere in Lüssow liegt unter dem Landesdurchschnitt. Auf der Generalversammlung des Milchkontroll- und Rinderzuchtverbandes Mecklenburg-Vorpommern war die Agrofarm erst kürzlich wieder für ihre Milchviehhaltung ausgezeichnet worden.
Agrofarm Lüssow wiederholt mit „Vision Award“ geehrt
Zum dritten Mal hat die RinderAllianz die besten Milchviehhalter in ihrem Einzugsgebiet in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt mit dem Preis „Vision Award“ geehrt – zum dritten Mal ist die Agrofarm Lüssow einer der Gewinner. Nach je einem „Vision Award“ Gold und Silber erhielten die Lüssower für ihre Leistungen jetzt als Gewinner in der Kategorie 500 bis 999 Kühe erneut einen Silberpreis.
Neben der Herdenleistung gelten die Leistung abgegangener Kühe, die Lebenstagsleistung, das genetische Niveau der Herde in der ersten Laktation und die somatische Zellzahl als gleichrangige Kriterien bei der Preisvergabe. „Die Leistungen, die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unserer Milchproduktion bringen, sind aller Ehren wert und verdienen Anerkennung. Wir freuen uns über die Wertschätzung, die in der Auszeichnung mit dem ,Vision Award‘ zum Ausdruck kommt“, betont Vorstandsvorsitzender Lars-Peter Loeck.
Guter Klauenzustand
Klauenpfleger Sven Iversen kann sich dem Lob anschließen. An der Tiergesundheit der Lüssower Kühe hat er selbst gehörigen Anteil. „Der Klauenzustand der Herde ist gut. Meist ist nur ein Pflegeschnitt und keine medizinische Behandlung nötig“, so der Fachmann, der seit 14 Jahren in diesem Job und seit fünf Jahren für die Klauenpflege auf der Agrofarm Lüssow zuständig ist. Vorher hatte Iversen seine vierjährige Spezialisierung zum Klauenpfleger am Bildungszentrum der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Echem mit der höchsten Fachstufe 5 abgeschlossen. Seit neun Jahren arbeitet er als selbstständiger Klauenpfleger.
Für die Agrofarm ist er ein Glücksfall, wenngleich Lars-Peter Loeck eher notgedrungen auf Iversen zurückgreift. „Bei einer Herde von 600 Milchkühen macht ein Bestandsklauenpfleger Sinn. Deshalb haben wir einen Mitarbeiter bei Sven Iversen in die Schule geschickt und auch in einen eigenen mobilen Durchtreibestand für die Klauenpflege investiert. Damit, so dachten wir, hätten wir die Klauenpflege für unseren Milchkuhbestand in der Agrofarm Lüssow dauerhaft abgesichert. Doch das war ein Irrtum. Unser Mitarbeiter hat uns leider zum 1. März verlassen und verstärkt jetzt im Nachbarort den städtischen Bauhof und die Feuerwehr“, so Loeck immer noch enttäuscht.
Krankheiten wie Klauenrehe oder Ballenhornfäule sind die Ausnahme
Deshalb kommt nun Sven Iversen fünfmal im Jahr auf die Agrofarm. Dreimal kümmert er sich um die Milchkühe in Lüssow und zweimal um die Färsen in Mistorf. Der Klauenpfleger ist froh, dass in der Herde Krankheiten wie Klauenrehe oder Ballenhornfäule die Ausnahme sind. Mortellaro, eine weitverbreitete infektiöse Klauenkrankheit, gibt es in der Herde nur selten. „Wenn die Klauen gesund sind, fühlen sich die Tiere wohl“, so Iversen, der darauf hinweist, dass neben der Pflege weitere Faktoren den Ausschlag für gesunde Klauen geben. „Sehr wichtig ist, dass die Tiere in Ruhe abliegen und wiederkäuen können, die Qualität des Futters stimmt und stressfrei mit ihnen umgegangen wird.“
In den nächsten drei Wochen will Sven Iversen in Lüssow täglich die Klauen von 50 bis 60 Kühen pflegen. Für die Klauenpflege auf der Agrofarm Lüssow macht er sich morgens um 5 Uhr zu Hause in Woldegk auf den Weg. Trotz aller Hilfsmittel ist Klauenpflege immer noch eine schwere Arbeit. Ohne Männer wie Sven Iversen wäre es um die Milchviehhaltung nicht nur in Lüssow schlecht bestellt.