Gesündere Kühe auf Stroh und mehr Milch
Der Landwirtschaftsbetrieb Schröter in Tilleda hält sein Milchvieh überwiegend auf Stroh und macht damit gute Erfahrungen. Sehen lassen kann sich vor allem die durchschnittliche Herdenleistung.
Landwirt Jörg Schröter hält sein Milchvieh größtenteils auf Stroh, denn ihm liegt das Tierwohl sehr am Herzen. Die Kälber in den Iglus oder Kleingruppen liegen auf dicken Matten aus Langstroh, ebenso die tragenden Jungrinder, die Trockensteher und die frisch abgekalbten Tiere in ihren Tiefstreuställen. Die rund 120 melkenden Kühe hingegen ruhen im Laufstall in Liegeboxen auf einem Häckselstroh-Kalk-Gemisch.
„Diese Matratze ist wesentlich stabiler als reines Stroh“, weiß der Betriebsleiter aus Tilleda im Landkreis Mansfeld-Südharz. Es werde weniger Material ausgetragen, der Einstreubedarf sei deutlich geringer. „Wir streuen nach Bedarf ein“, ergänzt Schröters Sohn Pascal. Die Boxen werden zweimal täglich auf Verunreinigungen kontrolliert. „Frische Einstreu zieht die Kühe magisch an. Dann liegen 95 Prozent der Tiere“, freuen sich die beiden Landwirte. Schließlich ruhen Milchkühe zwischen zwölf bis 14 Stunden täglich und sind dabei am produktivsten.
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Boxen für Strohhaltung umgerüstet
In dem Anfang der 1990er-Jahre gebauten Stall lagen die Kühe zuerst auf Gummimatten, später dann auf Komfortmatratzen. „Dazu gab es wissenschaftliche Betrachtungen, beratungsseitig wurde es empfohlen“, erinnert sich Jörg Schröter. Glücklich waren damit aber weder er noch seine Kühe. Längst setzt der Betrieb auf Stroh und macht damit sehr gute Erfahrungen.
Durch Aufkantung wurden die Hochboxen in Tiefboxen umfunktioniert, die Kühe bekamen außerdem mehr Platz: Die Nackenriegel wurden nach vorn verschoben, die Boxen auf 1,20 m verbreitert. „Die Kühe sind durch die Züchtung und die hohe Intensität der Jungviehaufzucht größer geworden“, erklärt der 51-Jährige. Entsprechend müssten die Liegeflächen angepasst werden. „Stehende Tiere sind ein Anzeichen dafür, dass es ihnen zu beengt ist.“
Stroh wird Kalksubstrat beigemischt
Flexible Trennbügel aus Kunststoff erleichtern den Kühen im Tilledaer Stall das Ablegen und Aufstehen und verringern die Verletzungsgefahr. Die Einstreu aus Häckselstroh, Wasser und einem mineralischen, leicht alkalischen Material aus der Kalksteinaufbereitung wird im Futtermischwagen zubereitet und mit dem Hoflader sowie anteiliger Handarbeit in die Liegeboxen eingebracht. Denn die Spaltenböden sind nicht mit schwerer Technik befahrbar. Ein Roboter drückt das aus den Boxen ausgetragene Kurzstroh durch die Spalten in den Güllekanal.
Das Jungvieh liegt auf Gummimatten, die ebenfalls mit dem Häckselstroh-Kalk-Gemisch eingestreut werden. Wegen des Güllesystems im Jungviehstall darf die Häckselstrohmatte in den gleichermaßen umgerüsteten Liegeboxen aber nicht zu dick sein. „Eigentlich wäre ein Umbau des Stalles angebracht“, sagt der Betriebsleiter. Die Gefahr von Gelenkproblemen sei hier erhöht. In Zeiten niedriger Milchpreise sei an eine Investition in (noch) mehr Tierwohl aber leider nicht zu denken.
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Der Landwirtschaftsbetrieb Schröter benötigt jährlich etwa 1.000 Quaderballen Stroh, darunter rund 120 Ballen Häckselstroh und 800 bis 900 Ballen normales Langstroh. Das Stroh wird von den ca. 120 ha Weizen- und Gerstenfläche des Familienunternehmens mit eigener Technik selbst geborgen. Die nach dem Drusch im Schwad liegenden Halme werden zu Großballen gepresst. Das Häckselstroh mit etwa fünf bis zehn Zentimeter Halmlänge entsteht über die Schneideinrichtung in der Strohpresse.
Haltung auf Stroh hat auch Vorteile
Das Einstreuen und Entmisten der Tiefstreuställe erfolgt ebenfalls bedarfsabhängig mittels Hoflader. Auch Zeitpunkt und Witterung sollten dann jeweils passen. Der Stallmist wird als organischer Dünger und Humusmehrer auf dem Ackerland des Betriebes ausgebracht.
„Bei der Diskussion über die Strohhaltung werden immer die Kosten für das Bergen und Lagern aufgeführt. Niemand rechnet aber das Mehr an Milch, die bessere Fruchtbarkeit und die längere Nutzungsdauer der Kühe dagegen“, resümiert Schröter. Von dem Verfahren ist der Milchviehhalter, der eine mittlere Herdenleistung von immerhin 11.900 kg Milch vorweisen kann, aufgrund seiner positiven Erfahrungen überzeugt.
In diesem Frühjahr stand Jörg Schröter vor einer schwierigen Entscheidung. Spätfröste hatten dem Winterweizen zugesetzt und dessen Ährenanlagen geschädigt. Die Überlegung, den Bestand als Ganzpflanze zu ernten und einzusilieren, wurden letztlich aber verworfen. „Wenn wir nicht auf Zukäufe angewiesen sein wollen, müssen wir das Stroh bergen.“ Zumal auch die Qualität passen muss: Zum einen, um die Hygiene im Stall zu sichern. Weil Stroh bei Bedarf zudem als Bestandteil in die Futterrationen für Jungrinder und Milchkühe einfließt, ist dessen Qualität umso wichtiger.