Hof- und Brennfest

Vom Apfel zum Gin: Obsthof Müller lädt zum Schau-Brennen

Saisonkräfte waren Anfang Oktober auf dem Obsthof Müller noch mit der Apfelernte beschäftigt. © Obsthof Müller
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Äpfel in fester und flüssiger Form: Am 12. Oktober feiert der Obsthof Müller in Querfurt sein Hof- und Brennfest. Besucher können beim Schaubrennen dabei sein. Neues von unserem Praxispartner aus Sachsen-Anhalt:

Von Detlef Finger

An diesem Sonnabend (12.10.) wird es auf dem Obsthof Müller hoch hergehen. Dann werden auf dem Betriebsgelände in der Bauernsiedlung am südwestlichen Rand von Querfurt wieder unzählige Gäste erwartet. Seit der Obsthof Müller Ende der 1990er-Jahre erstmals einlud, ist das alljährliche Hoffest des Familienbetriebes zum regionalen Ereignis geworden und aus dem Veranstaltungskalender nicht mehr wegzudenken.

Buntes Programm rund ums Obst: Hoffest auf dem Obsthof Müller

Überschrieben ist das traditionelle Event des Obsthof Müller diesmal mit Hof- und Brennfest. Denn in der 2020 eingerichteten betriebseigenen Brennerei können die Besucher mitverfolgen, wie aus Zwetschgen Obstler gebrannt wird.

Neben dem Schaubrennen gibt es in der Zeit von 10–17 Uhr ein buntes, interessantes und unterhaltsames Programm rund um das Obst, so u. a. Darbietungen von Kita-Kindern, Musikschule und Vereinen, Kutschfahrten durch die Obstplantagen, eine Apfelsortenschau des Quedlinburger Fachbereiches Obstbau der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau (LLG), Pflanzenschutzempfehlungen vom zuständigen Fachbereich des Amtes für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten (ALFF) Süd sowie das Bestimmen von Apfel- und Birnensorten durch einen erfahrenen Pomologen.

In der vorigen Woche liefen die Vorbereitungen für das Hoffest beim Obsthof Müller auf Hochtouren – parallel zu jenen für den Erntedank- und Bauernmarkt auf dem Marktplatz in Halle (Saale), der am vergangenen Wochenende stattfand und bei dem der Obsthof zu den Stammausstellern gehört.

Früherer Ernte-Abschluss und spätfrostbedingte Ertragsausfälle

In der Woche vor dem Erntedanktag wurde in der Apfelplantage in Querfurt ungeachtet dessen weiter fleißig geerntet. „Wir hätten schon Anfang Oktober fertig sein können, doch bedingt durch die zuletzt wechselhafte Witterung hat sich die Pflücke bei uns etwas verzögert“, sagt Betriebsinhaber Alexander Müller. Trotzdem werde die Ernte damit etwa 14 Tage früher beendet sein als üblich. Ursache hierfür seien die spätfrostbedingten Ertragsausfälle, die sich bei dem Kernobst nach Einschätzung Müllers über alle Sorten hinweg auf durchschnittlich 60 % belaufen.

Gepflückt werden die Äpfel in der Reihenfolge des Abreifens der einzelnen Sorten, wobei zunächst immer nur die Früchte von den Bäumen kommen, die den hohen Anforderungen für Tafelobst in puncto Größe, Qualität und Farbe entsprechen. „Pro Sorte kommen wir so auf mehrere Durchgänge, zwei sind es mindestens“, erklärt der Obstfachmann. Am vorigen Freitag waren die Erntehelfer mit drei Erntemaschinen unterwegs, um Früchte von Jonagored, Topaz und Golden Delicious zu bergen.

In Holzstiegen stehen Äpfel für den Verkauf auf dem Erntedank- und Bauernmarkt in Halle bereit. © Detlef Finger
In Holzstiegen stehen Äpfel für den Verkauf auf dem Erntedank- und Bauernmarkt in Halle bereit.
© Detlef Finger

Konfitüre, ­Spirituosen oder Saft: B-Ware auf Obsthof selbst veredelt

Äpfel mit kleinen Makeln, die ansonsten aber gesund und knackig sind, werden auf dem Obsthof selbst verarbeitet bzw. veredelt, etwa zu Konfitüren, ­Spirituosen oder Saft. Das Mostobst kommt beim Pflücken in einen gesonderten Bunker auf den Apfelerntemaschinen. Teilweise wird auch frisches Fallobst aufgesammelt, das eben erst vom Baum geplumpst ist. Ist eine ausreichende Menge zusammengekommen, wird verarbeitet. Die Mostäpfel beispielsweise werden zunächst gewaschen, dann zerkleinert und in einer Bandpresse von hintereinander angeordneten Walzen mehrfach ausgequetscht. Der so gewonnene Saft wird zentrifugiert, bei 78 °C pasteurisiert und anschließend abgefüllt.

Die erste Charge Saft wurde im Jahr 2005 noch durch einen Lohnunternehmer produziert, der mit einer mobilen Mosterei auf den Hof kam. Dann investierte die Familie mit Unterstützung durch Mittel aus dem Agrarinvestitionsförderprogramm (AFP) in eine eigene Kelterei. Dazu wurde die Scheune umgebaut und Technik angeschafft. Seither wird selbst gemostet. „B-­Ware fällt immer an“, erzählt Müller. Durch die alternativen Verwertungsschienen für Früchte, für die bei der Vermarktung als Industrieobst nur wenige Cent pro Kilo zu erlösen wären, verbleibt mehr Wertschöpfung auf dem Hof. Und letztlich wird so auch das Sortiment an eigenen Produkten im Hofladen erweitert.

In einer Art Waschmaschine werden die Äpfel, von denen der Saft gewonnen wird, gereinigt.
In einer Art Waschmaschine werden die Äpfel, von denen der Saft gewonnen wird, gereinigt.
© Detlef Finger

Landeswettbewerb: Gin preisgekrönt

Beim Betriebsbesuch am „Brückentag“ zwischen dem Tag der Deutschen Einheit und dem Erntedankwochenende trafen wir den umtriebigen Betriebsleiter in der Hofbrennerei beim Ginherstellen an. Seit 2021 wird in einer gebraucht erworbenen Edeldestillat-Brennereianlage mit Feinbrandkolonne selbst gebrannt. 2023 gab es für den selbst kreierten Gin No. 2 aus der Müllerschen Manufaktur bereits einen Kulinarischen Stern im sachsen-anhaltischen Landeswettbewerb in der Kategorie Spirituosen.

Alexander Müller füllt die Kräutergrundmischung für einen Gin in die Brennblase der Anlage.
Alexander Müller füllt die Kräutergrundmischung für einen Gin in die Brennblase der Anlage.
© Detlef Finger

Die Idee dazu kam von Müllers Gattin Monique, die auch an den betriebseigenen Rezepturen tüftelt, damit am Ende Geschmack und Geruch passen. „Viele im Handel erhältliche Gin-Sorten sind nur mit Tonic genießbar. Wir aber wollen Gin, der auch solo schmeckt“, sagt Alexander Müller und verweist auf die gestiegene Nachfrage. „Gin ist inzwischen der Verkaufsschlager“, so der Betriebsleiter.

So entstand bereits ein Summer-Gin, eine Herbst-Variante ist derzeit in Arbeit. Am vorigen Freitag kam eine mit Neutralalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs angesetzte Spezialmischung mit Wacholderbeeren in die Brennblase. Zu den Inhaltsstoffen des sogenannten Mazerats für den preisgekrönten Gin No. 2 mit leichter Zitrusnote gehören neben Kräutern u. a. Schalen einer speziellen Apfel­sorte aus betrieblichem Anbau, um dem Anspruch einer eigenen Marke zu genügen. „Die genaue Rezeptur ist Betriebsgeheimnis“, erklärt Müller lachend.

Der Gin No. 2 gehört zu den mit einem Kulinarischen Stern prämierten Produkten des Betriebes.
Der Gin No. 2 gehört zu den mit einem Kulinarischen Stern prämierten Produkten des Betriebes.
© Detlef Finger

Neue Produkte und Kooperation: Obsthof Müller bleibt innovativ

Zu den neuesten Vorhaben des Betriebes gehört ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Landesweingut Kloster Pforta in Bad Kösen. Dass der Querfurter Obsthof auserkoren worden sei, für diesen Partner einen Wein-Gin herzustellen, sei ein Zeichen der Anerkennung und mache ihn schon stolz, betont Müller. Daneben koche man auch Wein-Gelee für das Landesweingut sowie für die Winzergenossenschaft Freyburg-Unstrut.

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Süßkirschenernte auf dem Obsthof Müller
Auf dem Obsthof Müller in Sachsen-Anhalt wurden die Süßkirschen geerntet. (c) Detlef Finger

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