Bio-Betrieb

Optimale Getreidelagerung: Wie das Wassergut Canitz Qualität und Wirtschaftlichkeit vereint

Dinkel im Flachlager des Betriebes. Insgesamt kann das Wassergut etwa 1.200 t Getreide lagern. © Bernhard Wagner/Wassergut Canitz

Die Getreidelager unseres Praxispartners in Sachsen, dem Wassergut Canitz, sind noch gut gefüllt. Wie der Betrieb sein Getreide ohne Chemikalien lagert und dabei Trinkwasserschutz und Wirtschaftlichkeit vereint – Einblicke in die Getreidelagerung des Bio-Betriebes:

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Gänzlich abgeschlossen ist die Ernte 2024 im Wassergut Canitz auch im Frühjahr 2025 noch nicht. Zumindest gilt das für ihre Vermarktung. Nach wie vor liegt ein Großteil der Druschfrüchte im Lager. Nur das Vermehrungsgetreide ist bereits überwiegend ausgelagert. Derzeit wird der Verkauf von Weizen und Dinkel für die Wertschöpfungskette „Lebensmittel“ vorbereitet, danach folgt der Hafer. Die verbleibenden Bestände an Getreide schließen sich an.

Bis spätestens Ende Mai sollten dann die Lager komplett leer sein, um gereinigt und für die Einlagerung der diesjährigen Ernte vorbereitet zu werden, so Dr. Bernhard Wagner. „Wir hatten allerdings auch schon einmal die Situation, dass die letzten Partien erst rausgingen, als die Drescher schon hier waren“, gibt der Geschäftsführer des Wassergutes Canitz zu verstehen. „Es hat noch alles geklappt, aber so knapp sollte es in der Regel nicht werden.“

Getreidelagerung im Wassergut Canitz: Trinkwasserschutz als oberstes Ziel

Das Wassergut hat Kapazitäten für die Getreidelagerung (Bruttolagerraum) von bis zu 1.200 t. Das entspricht dem kompletten Erntepotenzial des Bio-Betriebes von seinen ca. 300 ha. „Man muss dazu sagen, dass wir unser Getreide aus Gründen des Trinkwasserschutzes nicht direkt düngen, sondern ausschließlich über die Fruchtfolge“, erläutert Wagner. „Die Erfüllung unserer Wasserschutzleistung steht über allen anderen Zielen.“ Das Wassergut hat als Tochterunternehmen der Leipziger Wasserwerke die Aufgabe, das Grundwasser in den Einzugsgebieten vor Verunreinigungen zu schützen.

Wirtschaftliche Vorteile der Getreidelagerung: Preise und Qualität im Blick

Die Möglichkeit, das Getreide nach der Ernte im eigenen Betrieb zu lagern, bringt wirtschaftliche Vorteile mit sich. „Meist zahlt sich sogar eine längere Einlagerung aus“, so der Betriebsleiter. „Weil wir in Ruhe schauen können, wie die Qualität der Ernte ist und sich auf dem Markt die Preise entwickeln. Dennoch bleibt auch hier immer ein Restrisiko bestehen.“

Tatsächlich sei es noch 2024 extrem schwierig gewesen, die Ernte aus dem Vorjahr zu vermarkten. Grund sei zum einen der „Dinkel-Zyklus“ gewesen. Bei guten Preisen wurde der Anbau von Bio-Dinkel von vielen Betrieben ausgeweitet und sorgte für ein Überangebot des Getreides am Markt. Zum anderen sei auch viel Ware aus dem Ausland hereingekommen. Und dies zu Preisen, mit denen man nicht habe mithalten können, wie Bernhard Wagner erläutert. „Wir mussten daher viel von dem qualitativ hochwertigen Nahrungsgetreide ins Futter fahren und haben auch Teilmengen zur Verwertung in einer regionalen Biogasanlage abgegeben“, so der Geschäftsführer des Wassergutes.

Auf der Waage wird erfasst, was an Getreide- mengen ins Lager geht. © Bernhard Wagner
Auf der Waage wird erfasst, was an Getreidemengen ins Lager geht.
© Bernhard Wagner

Knappes Futtermittelangebot und steigende Dinkel-Nachfrage

Jetzt ist die Situation genau andersherum: Futtermittel sind knapp, die Nachfrage ist groß – auch nach Dinkel. Teils sind Kontrakte mit besseren Preisen vereinbart worden. „Aber auch das kann schiefgehen. So hatten wir beispielsweise 2024 ein starkes Hagelniederschlagsereignis. Dieses hat sich auf nahezu allen Kartoffel- und Zwiebelanbauflächen sowie auf über 80 ha der Getreideanbauflächen ausgewirkt und die Erträge signifikant dezimiert. Somit kann auch eine Kontrakterfüllung schnell schwierig werden“, so Wagner mit Blick auf mögliche Risiken.

Lagertechnik im Wassergut Canitz: Flachlager und Rundzellen im Vergleich

Dem Wassergut stehen zwei Lager zur Verfügung. Ein 2002 erbautes Flachlager mit drei Zellen sowie eine Lageranlage mit je acht Viereckanlagen und Rundzellen, die aus dem Jahr 1992 stammt. Das Flachlager hat eine Lagerkapazität von etwa 400 t Dinkel oder 600 t Weizen. Es ist belüftungsfähig und kann bei Bedarf gekühlt werden. Für die kontinuierliche Qualitätskontrolle werden Temperatur- und Feuchtigkeitssensoren verwendet. Optimalerweise sollte das Getreide bei unter 13 ° Grad gelagert werden, da bei dieser Temperatur keine Schädlingsentwicklung mehr stattfindet. Das Be- und Entladen aus diesem Lager ist unter Dach möglich.

Die Rundzellen bieten Platz für je 65–70 t Dinkel oder 90–100 t Weizen. Eine Nasszelle ist mit Trockner ausgestattet. Alle Zellen können zentral und dabei jeweils bis zu vier gleichzeitig belüftet werden. Auch ein Kühlaggregat kann angeschlossen werden. Die Viereckzellen fassen jeweils 12–15 t Dinkel oder bis zu 20 t Weizen.

Belüftet werden kann sowohl das Flachlager als auch die ältere Anlage mit Rund- und Viereckzellen.
Getreidelagerung: Belüftet werden kann sowohl das Flachlager als auch die ältere Anlage mit Rund- und Viereckzellen. © Bernhard Wagner

Vielfalt in der Getreidelagerung: Sortenreinheit und Standortunterschiede

Dass die Lager recht kleinteilig sind, hat gute Gründe. Aufgrund seiner breiten Fruchtfolge, die unter anderem zum Erreichen der Wasserschutzziele beiträgt, hat der Betrieb zahlreiche verschiedene Getreidearten zu lagern. Winterdinkel, -weizen und -roggen sind im Anbau, ebenso Triticale, Sommerhafer, -weizen und -gerste, die als Braugerste vermarktet wird. Die Körner müssen sortenrein gelagert werden. Zum Teil wird auch nach Standorten unterschieden. „Geogen bedingt muss bei Getreide aus der Muldenaue mit erhöhten Schwermetallgehalten gerechnet werden“, erklärt der Geschäftsführer. Entsprechende Partien könnten nicht für die menschliche Ernährung verwendet, wohl aber für die Vermehrung eingesetzt werden.

Ohne chemische Lagermittel: Qualitätskontrolle in der Getreidelagerung

„Wichtig für eine erfolgreiche Lagerung ist das Handling“, sagt Bernhard Wagner. Im Biobereich sei dies noch einmal etwas anspruchsvoller. Chemische Lagermittel könnten nicht eingesetzt werden. Regelmäßige Kontrollen seien für den Qualitätserhalt essenziell. Mindestens zweimal pro Woche werden sensorische Kontrollen – also das optische Erscheinen des Lagergutes und der Geruch – ebenso wie Schadnagerkontrollen, das Überprüfen der Insektenfallen und das Messen der Temperatur vorgenommen. Künftig sollen Sensoren integriert werden, die das Ablesen der Messdaten vom mobilen Endgerät ermöglichen.

Öko-Feldtage 2024: Wie bereitet sich das Wassergut Canitz vor?

Während man im Wassergut für die Frühjahrsbestellungen in den Startlöchern steht, laufen die Vorbereitungen auf die bundesweiten Öko-Feldtage, die am 18 und 19. Juni auf dem Betriebsgelände stattfinden werden, bereits auf Hochtouren. Rund 320 Aussteller waren nach letztem Stand angemeldet, die Termine für Maschinenvorführungen sind bereits jetzt schon ausgebucht. Wöchentlich gibt es intensiven Austausch mit dem Veranstalter, der FiBL Projekte GmbH, und anderen Beteiligten. Aktuell werden die Demoparzellen auf einer 7 ha großen Ausstellungsfläche vorbereitet. Die Sorten und Saatmischungen, die dort gezeigt werden sollen, wurden in den vergangenen Wochen ausgesät. Auch andere Ausstellungselemente sind in Vorbereitung. Ein Wildschutzzaun soll die angelegten Kulturen schützen – auch vor allzu neugierigen Zweibeinern.

Auf den Demoparzellen der Öko-Feldtage werden derzeit auch Vorbereitungen für Ausstellungen und Präsentationen vorgenommen.
Auf den Demoparzellen der Öko-Feldtage werden derzeit auch Vorbereitungen für Ausstellungen und Präsentationen vorgenommen.
© Karsten Bär

Die Arbeit im Betrieb muss neben den Messe-Vorbereitungen jedoch weitergehen. Im Rahmen der Naturschutzförderung des Freistaates Sachsen hat das Wassergut eine Heckensanierung begonnen. Das 500 Meter lange Gehölz soll innerhalb von drei Jahren auf Stock gesetzt und so verjüngt werden. Darüber hinaus wird eine Koppel für die neu entstehende Waldweide der Fleischrinder gebaut.

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Die Herde des Wassergutes weidet während der Saison in der Muldenaue.
Die Herde des Wassergutes weidet während der Saison in der Muldenaue. © Wassergut Canitz

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