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LVG Köllitsch blickt nach Leistungsknick auf bessere Zahlen

Etwas weniger als 200 Milchkühe hält das LVG derzeit.
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Das vergangene Jahr war für viele Betriebe ein Schwieriges – auch für das Lehr- und Versuchsgut Köllitsch (LVG) in Sachsen. Nach dem Rückgang der Milchleistung hofft der Betrieb auf bessere Zahlen im Jahr 2021 und setzt dabei auch auf die Digitalisierung.

Von Karsten Bär

Corona wirkt sich auf vieles aus – auch auf die Milchleistung der Kühe im Lehr- und Versuchsgut (LVG) Köllitsch. Denn dass diese im vergangenen Milchwirtschaftsjahr recht deutlich zurückging, ist unter anderem eine Folge unterbrochener Geschäftsbeziehungen während des ersten Lockdowns im Frühjahr und Frühsommer 2020. Weil der Jungrinderverkauf nach Großbritannien vorübergehend einbrach, rückten viele Jungkühe mit noch niedrigem Leistungsniveau in den Bestand nach.

Im vergangenen Milchwirtschaftsjahr gab laut Milchleistungsprüfung des Sächsischen Landeskontrollverbandes eine Köllitscher Kuh im Schnitt 10.445 kg Milch – ein Rückgang um 577 kg zum Vorjahr. Auch die Fetteiweißkilo waren rückläufig. Der Wert sank um 32 kg auf 785. „Sicher spielen auch Umstände wie Hitzephasen im Sommer eine Rolle“, interpretiert Rüdiger Naumann, Bereichsleiter Rinder auf dem LVG Köllitsch, die Ergebnisse. Hauptgrund dürften jedoch die vielen Jungkühe sein, die im Bestand verblieben. „Im November 2019 hatten wir die vorübergehend letzten Jungrinder verkauft“, berichtet der Bereichsleiter. „Und erst im Juni 2020 folgten dann wieder die nächsten.“ Nur sechs Tiere wurden im vergangenen Milchwirtschaftsjahr als Zuchtvieh verkauft. Im Jahr zuvor waren es 41.

IM LVG Köllitsch besteht Hoffnung auf Steigerung

Kühe auf der Weide
Noch bis Dezember konnten die Trockensteher auf der Weide stehen – für Rüdiger Naumann ein klares Zeichen für den fortschreitenden Klimawandel.

Nachdem das LVG Köllitsch in den Vorjahren aufgrund des dürrebedingten Futtermangels den Milchkuhbestand gezielt reduziert hatte, wurde daher der Bestand 2020 notgedrungen wieder aufgestockt. Mittlerweile ist er, dank zwischenzeitlich erfolgter Verkäufe, wieder etwas gesunken und liegt nunmehr bei 196 Kühen. Die Leistung dürfte sich im vorausliegenden Jahr wieder in Richtung des alten Niveaus entwickeln, glaubt Rüdiger Naumann. Um etwas unabhängiger vom Zuchtviehverkauf zu werden, nimmt der Betrieb jetzt vermehrt Fleischrindanpaarungen vor. Niemand kann schließlich sagen, wie sich die Lage weiterentwickelt und insbesondere die Handelsbeziehungen nach Großbritannien, wohin bisher die meisten Jungrinder verkauft wurden, nach dem bevorstehenden Brexit aussehen werden.

Nicht nur auf die Milchleistung, auch auf Nutzungsdauer und Lebensleistung hatte der Druck nachrückender Färsen in Köllitsch Auswirkungen. Die Lebensleistung im lebenden Bestand sank um rund 4.000 kg auf 26.030 kg. Verlangte die Futterversorgung der Rinder in den beiden Vorjahren dem LVG einige Mühe ab, konnte der Betrieb 2020 sogar Reserven anlegen, indem der Anbau von Futterroggen ausgeweitet wurde. „Im Nachhinein hätten wir so viel Anbaufläche für Futterroggen gar nicht gebraucht“, sagt Betriebsleiter Ondrej Kunze. Doch punktgenau zu planen, sei schwierig geworden. „Die Ertragsschwankungen sind extrem.“ 2018 hätten 120 ha Maisanbaufläche wegen der Trockenheit nicht ausgereicht, den Bedarf zu decken, sodass man 2019 sogar 160 ha anbaute, verdeutlicht er. „In normalen Jahren haben bisher 40 bis 60 ha Mais gereicht.“ Vom Grünland hat das LVG nur den ersten Schnitt mit annähernd normalem Ertrag eingebracht. Danach wuchs kaum noch etwas auf. Seit dem Herbst grünen die Wiesen und Weiden wieder, freilich ohne dass man davon Qualitätssilage gewinnen könnte. Die Trockensteher allerdings waren noch bis in den Dezember auf der Weide am sogenannten „Barbaragarten“ am Ortseingang von Köllitsch.

regelmäßiger Weidegang

Weidegang haben nicht nur die Trockensteher, sondern auch gut ein Fünftel des Milchkuhbestands. Ursprünglich erfolgte dies im Rahmen eines Forschungsprojekts. Nach dessen Ende behielt es das LVG bei, einen Teil der Herde halbtags – in der Regel von 8 bis 16 Uhr, bei heißen Temperaturen im Sommer hingegen nachts – auf die Weide zu treiben. Der Fitness der Tiere und ihrer Klauengesundheit tut dies nachweislich gut. „Aber alles hat zwei Seiten“, bedauert Betriebsleiter Kunze. „Man muss schon auch abwägen, wie sinnhaft der Weidegang ist, wenn ab Juni kein Aufwuchs mehr kommt, die Weide zertreten wird und man zufüttern muss.“

Um Fütterung geht es in einem aktuellen laufenden Versuch des Sächsischen Landesamtes für Umwelt. Landwirtschaft und Geologie (LfULG), in dessen Rahmen das Milchvieh Rationen mit gequetschter Sorghumhirse bekommt, die Maisschrot ersetzt. Sorghum könnte im Zuge des Klimawandels mehr Bedeutung erlangen. Der Versuch soll zeigen, wie sich der Einsatz dieser Futterpflanze in der Praxis auswirkt. Belastbare Erkenntnisse sind aus dem erst kürzlich begonnenen Versuch noch nicht gewonnen worden, doch es deuten sich positive Ergebnisse an. Die gibt es auch in einem anderen Fütterungsversuch, bei dem auf Ackerbohnen und Erbsen als heimisches Eiweißfuttermittel zurückgegriffen wird. Dabei zeichnen sich positive Ergebnisse im Hinblick auf Trockenmasseaufnahme und Milchleistung ab. „Das sagt allerdings noch nichts über die betriebswirtschaftliche Bewertung dieses Futtermittels aus“, macht Ondrej Kunze auf die Kehrseite aufmerksam.

Digitalisierung hält auf dem LVG Köllitsch Einzug

Neben Fütterungsversuchen finden in den Köllitscher Rinderställen auch diverse Projekte des LfULG statt, bei denen digitale Anwendungen auf ihre Praxistauglichkeit erprobt werden. So kommt jetzt ein Spaltenreinigungsroboter zum Einsatz und das Milchtaxi für die Kälber erhält demnächst eine digitale Erweiterung, die jedem Kalb eine täglich individuell errechnete Milchmenge zuweist.