Lehr- und Versuchsgut Köllitsch

LVG Köllitsch: Mehr Milchfett für die Molkerei

Die drei Fleischrinderherden des LVG, das Bild zeigt Fleckvieh auf den Weiden in der Nähe der Elbfähre Belgern, sind seit Ende November in den Winterquartieren.
LVG Köllitsch
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Das Lehr- und Versuchsgut Köllitsch hat im vergangenen Milchwirtschaftsjahr eine höhere Milchleistung erzielt und auch beim Fettgehalt einen Schritt nach vorn gemacht. Versuchsweise kommen im Rinderbereich des Betriebes zunehmend digitale Anwendung zum Einsatz. Und auch Fütterungsversuche wird es im neuen Jahr wieder geben.

Sogar für einen kleinen „Titel“ hat es gereicht: In der Größenklasse von 150 bis 199 Kühen ist das Lehr- und Versuchsgut (LVG) Köllitsch im abgelaufenen Milchwirtschaftsjahr laut Sächsischem Landeskontrollverband (LKV) bester ganzjährig geprüfter Betrieb nach Fett-Eiweiß-Kilo. Im Schnitt betrug die Jahresleistung 818 Fett-Eiweiß-Kilo, das sind 33 kg mehr als im Jahr zuvor. Im Einzelnen waren es 437 Fett-Kilo (+29 kg) und 381 Eiweiß-Kilo (+ 3 kg). Und dies bei einer durchschnittlichen Milchleistung von 10.772 kg pro Kuh und Jahr (+ 327 k g ).

Auf bewusste umstellung der fütterung wurde verzichtet

Dass sich der Fettgehalt der Milch von 3,9 % auf 4,05 % erhöhte, habe ihn besonders gefreut, sagt Rüdiger Naumann, Bereichsleiter Rinder im LVG. Denn seit dem vergangenen Jahr liefert das LVG seine Milch an die Molkerei im sachsen-anhaltischen Jessen. Dort wird vor allem Käse produziert und die Bezahlung am Fettgehalt orientiert. „Wir haben im Vorfeld diskutiert, wie wir den Fettgehalt steigern können“, so der Bereichsleiter. Möglich sei dies auf zwei Wegen: über züchterische Auswahl der Tiere, was lange Zeit in Anspruch nimmt, oder eine Umstellung der Fütterung. Da aber die Milchmenge letztlich bedeutender für die Bezahlung der Milch ist, entschied man sich im LVG, auf eine bewusste Umstellung der Fütterung zu verzichten.

Eine „ungewöhnliche Futterzusammensetzung“, wie Rüdiger Naumann sagt, gab es dennoch. Wegen des trockenen Vorjahres musste mit der Grassilage gehaushaltet werden. „Wir haben geschwitzt, dass wir den Anschluss schaffen“, macht der Bereichsleiter deutlich. So enthielten die Rationen deutlich mehr trockenen Mais. Der Kuhgruppe, die vom Automatischen Melksystem (AMS) gemolken wird, wurde zudem statt Grassilage solche aus Futterroggen vorgelegt. Darüber hinaus enthielten ihre Rationen über ein Dreivierteljahr ganze Sojabohnen aus eigenem Anbau. Die rund 55 Kühe umfassende AMS-Gruppe steigerte den Fettgehalt in ihrer Milch deutlich von 3,74 % auf 4,13 % – und zugleich die Leistung um 527 auf 10.821 kg. Doch auch die rund 140 anderen Kühe legten zu. Insgesamt dürfte sich auch das günstigere Wetter im Jahresverlauf 2021 auf Leistung und Gehalt an Milchfett ausgewirkt haben, glaubt Rüdiger Naumann.

Im Köllitscher Milchviehbereich wird viel untersucht und erprobt.
Im Köllitscher Milchviehbereich wird viel untersucht und erprobt.

neue versuche geplant

Zur Fütterung wird es im kommenden Jahr wieder neue Versuche im LVG Köllitsch geben. So soll ein vom Fütterungsexperten Prof. Dr. Olaf Steinhöfel entwickelter Proteinmix zur Anwendung kommen, in dem Erbsen, Soja und Ackerbohnen aus eigenem Anbau komplett Rapsschrot ersetzen. Ein zweiter Versuch betrifft den Aufschluss von Stroh, um es für die Fütterung besser nutzbar zu machen.

Verbessert hat sich auch die Nutzungsdauer der Köllitscher Kühe. Die Lebensleistung lebender Kühe betrug im abgelaufenen Milchwirtschaftsjahr 26.906 kg (+876 kg). Die Lebensleistung gemerzter Kühe stieg um 1.309 kg auf 35.227 kg. Beide Werte liegen deutlich über dem sächsischen Durchschnitt. „Trotzdem besteht hier noch Luft nach oben“, befindet Betriebsleiter Ondrej Kunze.

Digitales kälberdorf im LVG

Technische Neuerungen haben im Milchviehbereich des LVG insbesondere bei den Kälbern Einzug gehalten. Durch die Stabsstelle Digitalisierung im Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG), die in Köllitsch ihren Sitz hat, wurde ein „Digitales Kälberdorf“ eingerichtet, in dem neue Anwendungen auf ihre Praxistauglichkeit getestet werden. Dazu zählt ein „Milchtaxi“, das den Kälbern individuell abgestimmte Menge an Tränkmilch verabreicht, ebenso wie neue Tränkautomaten und Vorrichtungen zur Gesundheitsüberwachung der Tiere. In den Umgang mit diesen neuen, digital gesteuerten Werkzeugen galt es sich einzuarbeiten. „Das hat unsere Mitarbeiter besonders gefordert“, so der Bereichsleiter.

Ohnehin ist er seinen Mitarbeitern für den Einsatz in diesem Jahr dankbar. Trotz der Schwierigkeiten, die die Pandemie mit sich bringt, hätten alle dazu beigetragen, die Arbeitsabläufe im Milchvieh- wie auch im Fleischrinderbereich sicherzustellen.

So sind im Kälberdorf eine Reihe digitaler Anwendungen eingeführt worden.
Im Kälberdorf ist eine Reihe digitaler Anwendungen eingeführt worden.

zukünftig nur noch zentrale fleischrindbullenauktionen

Die drei Fleischrinderherden des LVG sind seit Ende November in ihren Winterquartieren. Eigentlich hätte der Aufwuchs es erlaubt, sie noch länger draußen zu lassen. Doch das Veterinäramt hatte als Frist für die BHV1-Untersuchung den 25. November gesetzt. So wurden Herden nacheinander vom 22. bis 24. November von den Weiden geholt. Jeweils am nächsten Tag bekamen die Tiere ihren Klauenschnitt und einen Aufguss gegen Ekto- und Endoparasiten und Blutproben wurden genommen. Zum Bestand zählen 23 Angus-, 35 Fleckvieh- und 20 Limousinmutterkühe. 62 Absetzer zählte das LVG in diesem Jahr. Davon gehen 13 zur Mast. Die verbleibenden dienen der Reproduktion des Bestandes oder werden als Zuchttiere verkauft.

Leider wird es die Sächsische Bullenauktion in Meißen, die bereits dieses Jahr nur als live übertragene Online-Auktion stattfand, nicht mehr geben, bedauert Michael Kuhn, der im LVG für die Fleischrinder verantwortlich ist und bei der Veranstaltung schon einige Male Prämierungen für Köllitscher Jungbullen sammeln konnte. Die Zuchtorganisation Masterrind hat entschieden, künftig nur noch eine zentrale Fleischrindbullenauktion im niedersächsischen Verden auszurichten und auf die Meißner Auktion künftig zu verzichten.



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