Agrargenossenschaft Teichel eG: Ein Hoch auf gute Nachbarschaft
Die Agrargenossenschaft Teichel eG stand wie viele andere Betriebe durch den plötzlichen Wintereinbruch vor Schwierigkeiten. Durch gute nachbarschaftliche Verhältnisse war schnell eine Lösung gefunden. Nun geht es darum, dass Jahr effizient zu planen.
Es war knapp: Der heftige Wintereinbruch zu Beginn der zweiten Februarwoche machte der Agrar eG Teichel die Gärrestdüngung unmöglich. „Zum Glück taute der Schnee schnell ab“, weiß Ackerbauvorstand Eric Engelmann zu berichten. Dienstag voriger Woche waren die Winterweizenflächen gut abgetrocknet. So konnte der Dienstleister zügig 4.000 m³ düngen. Die Fahrspuren bezeugen gute Bedingungen. Zuvor war es aber notwendig geworden, gut 1.000 m³ Gülle früher als geplant an einen Nachbarbetrieb „abzugeben“. Auch hier konnte das Lohnunternehmen seine Schlagkraft unter Beweis stellen.
„Wir waren in der Lage, aufgrund der guten nachbarschaftlichen Verhältnisse, die die Agrargenossenschaft Teichel eG pflegt, die Gärreste bei unseren Nachbarn einzulagern. Was bitter ist, denn dieser gute Dünger wäre auf den eigenen Flächen besser aufgehoben“, so Engelmann. Jedoch verbieten Seuchenschutz und Wirtschaftlichkeit das spätere Zurückfahren der Gärreste. Es sei wichtig, dass sich die Bauern in Notlagen helfen! Der „Gülletourismus“ werde für den Betrieb erst dann ein interessantes Geschäftsfeld, wenn sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen weiter von der Realität entfernten, merkt Vorstand Dr. Stefan Blöttner sarkastisch an.
Witterungsbedingte Schwierigkeiten
Die enormen Schneemengen sorgten überdies für eine Havarie: Gleichwohl man mit höherem Druck schnell reagierte, gab die Hülle eines Fermenters unter der Last nach. Hier war „Knochenarbeit“ mit der Schaufel angesagt, um den nassen Schnee von der Hülle zu bekommen. Beim Freischippen des Daches half der benachbarte Landmaschinenhändler, der extrem kurzfristig einen Spezial-Teleskoplader zur Verfügung stellte, sodass die Kollegen zügig die Schneelast beseitigen konnten. „Zum Glück ist die Hülle nicht gerissen. Sie richtete sich wieder auf“, berichtet Engelmann erleichtert. Und erneut machten sich die guten nachbarschaftlichen Beziehungen in einer Notlage bezahlt.
Die Niederschläge zum Ende der vorigen Woche unterbrachen den schnellen und kompakten Start auf den Ackerflächen. Das Saatbett für die Sommerfuttererbsen (35 ha) konnte mit dem Grubber bereitet werden. Für die Sommerbraugerste (60 ha), das Sommergerste-Luzerne-Gemisch (33 ha) und das Hafer-Erbsen-Gemisch (17 ha) – beide zur GPS-Nutzung – sowie den zum Drusch geplanten Hafer (17 ha) stand zu Wochenbeginn das Grubbern noch aus. Auf diesen Flächen wurde im Herbst gepflügt. Montag dieser Woche erhielt die Rapid A 600 S nochmal den letzten Schliff, damit das Drillen flott vorangeht.
Liquiditätsplanung schwierig
Zum Einsatz kamen vorige Woche auch der Miststreuer und der Pflug. Und zwar auf einem Rest von Maisflächen, die im vergangenen Herbst nicht mehr zu schaffen waren. Der Winterraps sieht gut aus – auf den sandigen Standorten sogar hervorragend. Die meisten Schläge erhielten bereits eine Piamon-Gabe. In Abhängigkeit von der Bekämpfungsschwelle ging das Pflanzenbauteam gegen den Rapsstängelrüssler vor. Flottgemacht wurde der Mulcher, der in dieser Woche zur Pflege der Weideflächen ausrücken sollte. In Vorbereitung auf die Weidesaison wird das Wiesenschleppen beginnen. Engelmann und Blöttner geben sich optimistisch: Aus Pflanzenbauersicht läuft die Saison ziemlich gut an. Niederschläge gab es ausreichend: 65 mm regnete es im Januar und 38 mm im Februar, die bis zu 40 cm Schnee nicht berücksichtigt. Gut, sagen beide, dass der Boden nicht gefroren war und so das Tauwasser direkt versickern konnte. Von Frostschäden blieb man in Teichröda bisher verschont. Nach drei extrem schweren Jahren sei ein „normales“ bitter nötig.
Dazu zählt für Blöttner auch, dass etwa die Agrardieselentlastung, die man für gewöhnlich im Februar beantragt, nach vier bis sechs Wochen auf dem Konto ist. „Sie ist fester Bestandteil unserer Liquiditätsplanung. 2020 kam das Geld erst Ende Mai. In finanziell knappen Zeiten tut das richtig weh.“ Kopfschütteln löste bei ihm der zu Wochenbeginn vom Bundesagrarministerium vorgelegte Entwurf zur GAP-Ausgestaltung in Deutschland aus. „Ich kann wirklich nicht verstehen, warum größere Betriebe anders behandelt werden sollen als die Kleinen. Die Skaleneffekte eines ‚großen‘ Unternehmens gegenüber einem ‚kleinen‘ sind gerade mit Blick auf ökologische, ökonomische und soziale Leistungen eindeutig. Gern lade ich Frau Klöckner dazu ein, sich unsere natürlichen Bedingungen und unser Konto anzuschauen“, sagt Blöttner.
Direktvermarktung darf nicht vergessen werden
Ungeachtet dessen sei die Agrargenossenschaft mit ihrer betriebswirtschaftlichen Beratung dabei, konzeptionelle Antworten auf die Krise zu finden. Ohne Details zu nennen, gehe es unter anderem darum, kostenintensive Flächen zu identifizieren und diese dann entsprechend zu nutzen. Etwa, indem das Wildgatter vergrößert wird. Denkbar sei, die Acker- und die Futterbauflächen klarer abzugrenzen und zu konzentrieren. „Wir kommen nur über mehr Effizienz voran“, ist Blöttner überzeugt.
Darüber vergesse man nicht die Direktvermarktung. Neben ihrer Wirtschaftlichkeit geht es um die Bindung zu den Menschen in den Dörfern. Ostern steht vor der Tür. Da dreht es sich verstärkt um die Wildvermarktung. Beworben wird in erster Linie Rot- und Damwild aus der eigenen Haltung. Für das Fest dürfen freilich frische Eier nicht fehlen. Dafür bietet der Hofladen speziell zu Ostern Ein-Kilogramm-Körbchen an – mit weißen und braunen Eiern aus dem Tochterunternehmen, dem Geflügelhof Teichweiden.
Agrargenossenschaft Teichel eG
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