Arbeitszeit-Erfassung: Agrargenossenschaft Teichel eG ohne Stundenzettel
Bei der Agrargenossenschaft Teichel in Thüringen wird die Zeit im Winter genutzt, um die Arbeit im Büro umzustellen. Eine Neuerung gibt es bei der Erfassung der Arbeitszeit. Stundenzettel gibt es dann nicht mehr.
Die Feldarbeiten sind beendet, Maschinen und Geräte warten auf ihre Pflege in der Werkstatt. Überstunden werden in den nächsten Wochen abgebaut, die Planung der Erntetechnik für die kommende Saison läuft. So beschrieb Ackerbauvorstand Eric Engelmann zu Beginn dieser Woche die Lage im Feldbauteam. Bis auf die Aussaat der Mischungen für die Stilllegungsflächen, wofür im März noch Zeit bleibt, konnten alle Arbeiten abgeschlossen werden. Der angekündigte Schnee samt Frost dürfte seine Schutzfunktion für die jungen Wintersaaten erfüllen. Dazu zählt auch die Sommerbraugerste Leandra, die auf 35 ha Anfang November in den Boden kam. „Sie entwickelte sich nur zögerlich, weil es relativ kühl blieb. Ich bin aber ganz entspannt“, so Engelmann.
Ende November war Zeit, mit seinem Kollegen Heiko Schmidt zur Düngungs- und Pflanzenschutztagung des Landesamtes nach Erfurt zu reisen. Am Rande erfuhren Braugerstenanbauer dort, wie man fachrechtlich mit der Sommergerste als Herbstsaat künftig umgeht. Noch ist nicht alles abschließend geklärt, aber der Hinweis, sie wie eine „echte“ Winterbraugerste einzuordnen, beunruhigt Engelmann: „In dem Fall bekäme ich Probleme mit der vielfältigen Fruchtfolge bei der zweiten Ökoregelung.“
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Digitale Arbeitszeit-Erfassung: Urteil vom Arbeitgericht Erfurt wird umgesetzt
Eine Neuerung für die Mitarbeiter und die Lohnbuchhaltung stelle die digitale Arbeitszeiterfassung dar, die man gerade installiert. Man reagiere damit frühzeitig auf ein zu änderndes Arbeitszeiterfassungsgesetz in Deutschland, das bislang zwar nur als Entwurf vorliegt, aber europarechtlich gefordert wird, erklärt Vorstand Dr. Stefan Blöttner. Das Bundesarbeitsgericht in Erfurt hatte Ende 2022 zunächst geurteilt, dass es eine verpflichtende Arbeitszeiterfassung geben muss.
„Dem kommen wir lange schon mit täglich zu führenden Stundenzetteln nach, die die Mitarbeiter selbstständig ausfüllen.“ Im Gesetzentwurf des Bundesarbeitsministeriums ist von einer verpflichtenden elektronischen Arbeitszeiterfassung die Rede, für deren Einführung bei Firmen mit bis zu 50 Mitarbeitern eine fünfjährige Übergangsfrist eingeräumt werden soll: „So lange wollen wir nicht warten. Außerdem versprechen wir uns vom Ende der Zettelwirtschaft Erleichterungen für die Lohnbuchhaltung“, sagt Blöttner.
Arbeitszeit: Schulung für Mitarbeiter in der Zeiterfassung
Außerdem gab es für die 35 Mitarbeiter Schulungen zur neuen Zeiterfassungstechnik, wobei sich die Begeisterung in Grenzen hielt. „An drei Standorten gibt es einen Terminal, an dem sich die Kollegen per Chip zur Arbeit an- beziehungsweise abmelden können. Im Dezember gibt es eine Testphase, ab 1. Januar geht es dann los.
Wir müssen sehen, wie wir es im Detail handhaben, beispielsweise beim Erfassen von außerplanmäßigen Überstunden, die anfallen können, wenn mal eine Mutterkuh ausbüxt oder die Biogasanlage am Wochenende ein Fehlersignal aussendet.“ Per App sollen alle Mitarbeiter jederzeit Einsicht auf ihr individuelles Zeitkonto erhalten. Eine Elektronikfachfirma aus dem nahegelegenen Saalfeld betreut das System. Für die Hardware fallen monatliche Mietkosten von knapp über 100 € netto an.
Wurst wird auf Weihnachtsmarkt in Erfurt verkauft
Längst beendet wurde die Weidesaison der Charolais-Rinder. Alle Tiere sind im Winterquartier, wo die Abkalbesaison startete. Lediglich drei Abkalbungen gab es auf der Weide. Die Futtersilos sind gut gefüllt. Damit die Biogasanlage weiter auf Volllast fahren kann, sicherte man sich durch Zukauf noch 1.000 t Silomais. Verpackt und geliefert sind unter anderem die Wildwurstprodukte, die auf dem Erfurter Weihnachtsmarkt am Stand des Kompetenzzentrums Direktvermarktung mit angeboten werden.
Kürzlich öffnete der Markt seine Tore. Auch wenn Blöttner noch keine exakten Zahlen zum auslaufenden Jahr vorliegen, stellt er zwei Dinge heraus: „Wir fahren weiter auf Sicht. Mehr ist angesichts der allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und den wiederholt geringen Getreideerträgen, einschließlich Einbußen bei der Weizenqualität, nicht drin.“
Milch: Zufrieden mit dem Preis
Dass die Milch ein zweites Jahr in Folge den Betrieb stützt, „daran hätte ich doch vor drei oder vier Jahren nicht im Traum gedacht“. Mit stabilen 45–46 ct/kg Grundpreis über das Jahr 2023 gibt er sich zufrieden, gleichwohl es immer mehr sein könnte. Zu den Erfolgen des Jahres zählt der Abschluss des Insolvenzverfahrens. Mitte Januar war es mit Zustimmung aller Gläubiger eingestellt worden. Aus formalrechtlichen Gründen dauerte es dann noch etliche Wochen, bis die Genossenschaft offiziell wieder auf eignen Beinen stand.
Im Futterbau kamen Niederschläge und Trockenphasen für die Ernte stets noch zum richtigen Zeitpunkt. Mit ausreichenden Substraten startete die Biogasanlage wieder durch. Dadurch verbesserte sich die Einnahmesituation aus dem Stromgeschäft. Zum Jahr 2023 gehöre auch die neue GAP, samt Antragstellung und Monitoring mit dem Thüringer Portal Portia beziehungsweise der Fan-App: „Um es freundlich auszudrücken: Es war und ist eine Herausforderung.“
Auszeichnung beim Thüringer Fleischrindertag
Zu den schönen Ereignissen gehört die Auszeichnung der Mutterkuh-Agrar GmbH Teichröda für ihre jahrzehntelange, erfolgreiche Charolaiszucht. Beim 27. Thüringer Fleischrindertag Mitte Mai nahm Herdenmanager Jens Schmidt den Staatsehrenpreis für Verdienste auf dem Gebiet der Fleischrinderzucht des Landwirtschaftsministeriums entgegen. Dass er darüber seine Vorstände bis zur Auszeichnung im Unklaren gelassen hatte, machte die Überraschung perfekt.
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