Agrar eG Teichel: Kein Zurücklehnen im neuen Stall
Die Agrar eG Teichel berichtet über vorteilhafte Veränderungen durch das vollautomatische Melken. Unserem Praxispartner in Thüringen machen allerdings die Dürrejahre sowie die Preisentwicklung der Milch in den letzten Jahren Sorgen.
Wenn die Kühe während des Melkens entspannt wiederkauen, ist Herdenmanager Philipp Rose zufrieden. Seit mittlerweile sechs Jahren melkt die Agrar eG Teichel ihre Kühe vollautomatisch. 2014 ging in Teichröda das Melkkarussell Dairy Pro Q der Firma Gea als eines der ersten überhaupt in Betrieb. Zeitgleich entstand der nagelneue Kuhstall. „Zuvor gab es zwei Standorte. Der Stall in Teichröda wurde aber schon 2007 geschlossen, der Bestand reduziert“, berichtet Vorstand Dr. Stefan Blöttner. Mit 232 Tieren startete man 2014. Heute sind es wieder 400 melkende und damit in etwa so viele Kühe wie einst. Zuvor stand die grundsätzliche Frage, ob man mit der Milchkuhhaltung überhaupt weitermachen will ….
Vollautomatisches Melken ist vorteilhaft
Zu Beginn wurden die Kühe noch dreimal täglich gemolken, was sich 2016 in einer Milchleistung (MLP) von fast 11.500 kg/Kuh/Jahr widerspiegelte. Da war man aber bereits mittendrin in der schweren Milchpreiskrise. Vor allem wegen der Dürre 2018 stellte die Agrar eG wieder auf zweimaliges Melken um.
Arbeitswirtschaftlich sei das vollautomatische Melken in jedem Fall von Vorteil, sagt Herdenmanager Rose. In beiden Schichten arbeitet er mit einem Team von jeweils zwei Leuten. Nach knapp drei Stunden ist das Melken der drei Gruppen – Frischmelker, Zweitlaktierende und Altkühe – im 40er-Karussell beendet. „Die erste Kuh beim Melken ist nach 15 Minuten wieder an ihrem Platz im Stall.“ Der Kollege, der das Melken überwacht, separiert parallel behandlungswürdige Kühe etwa für die Klauenpflege. Daneben kümmert er sich im Anschluss u. a. um die Kälber. Während der zweite Mann in der Frühschicht füttert, verantwortet sein Pendant in der Spätschicht das Ausmisten. Daneben wird in Abständen das Futter wieder vorgelegt und herangeschoben.
Weil das automatische System aus 40 selbstständigen Melkmodulen besteht, können notwendige Service- oder Reparaturarbeiten im laufenden Betrieb durchgeführt werden. Reinigen, Vormelken und Dippen erfolgen automatisch in einem Becher. Nach dem Melken erfolgt das Spülen der Zitzenbecher – ebenfalls automatisch, erläutert Philipp Rose.
Dürrejahre machen der Agrar eG Teichel sorgen
Weil das automatische System aus 40 selbstständigen Melkmodulen besteht, können notwendige Service- oder Reparaturarbeiten im laufenden Betrieb durchgeführt werden. Reinigen, Vormelken und Dippen erfolgen automatisch in einem Becher. Nach dem Melken erfolgt das Spülen der Zitzenbecher – ebenfalls automatisch, erläutert Philipp Rose.
Hiermit begegnete man aber den mitunter auftretenden Blessuren an den Hinterbeinen der Kühe. Die Verbesserung des Tierwohls, des Liegeboxenkomforts, behalte man im Auge: „Wenn der routinemäßige Austausch der Liegematten ansteht, werden wir hier einiges ändern, etwa in Richtung Sandbettwaben“, blickt Blöttner nach vorn. Weil das aber erst in knapp vier Jahren ein Thema sein werde, schränkt er zugleich mit ein: „Falls wir dann noch Milch produzieren.“
Dieser Milchviehstall wurde vor vier Jahren parallel zum neuen Melkarussell errichtet. Herdenmanager Philipp Rose im angestammten Kälberstall, den man hell und luftig umbaute.
Aufgrund der anhaltend niedrigen Preise ist die betriebswirtschaftliche Lage der Milchproduktion alles andere als rosig. Blöttner kommt hier schnell in Fahrt, zumal seit 2018 die Marktleistung der Milchproduktion um gut 1.000 kg/ Kuh/Jahr abgenommen habe. Da helfe auch nicht das gute genetische Potenzial der Herde. „Die Dürrejahre 2018 und 2019 haben bei uns voll eingeschlagen. Quantität und Qualität des Futters haben in der Milchproduktion ihren Tribut gezollt.“ Blöttner zufolge konnte erstmals in diesem Oktober beim Futter wieder Anschluss an die Zeit vor der Dürre hergestellt werden. „Wir produzieren Milch auf höchstem Niveau, 2019 wurden wir durch die DLG für herausragende Milchqualität ausgezeichnet – und das alles für 30 Cent Grundpreis!“
nachhaltige Preiserhöhung notwendig
Als kurzfristige Lösung sieht Vorstandschef Blöttner eine Mengendiziplin der Produzenten. Mittelfristig brauche es aber eine nachhaltige Preiserhöhung für die in Deutschland erzeugten Lebensmittel. „Wenn der Markt Lebensmittel ‚Made in Germany‘ möchte, dann muss der Markt auch entsprechend dafür bezahlen, schließlich werden die Dienstleistungen, die von uns in Anspruch genommen werden, auch nicht zu „Weltmarktpreisen“ abgerechnet“, so Blöttner.
Auch wenn die automatischen Systeme teurer als „herkömmliche“ Karusselle sind, bleiben Blöttner und Rose vom automatischen Melken überzeugt. Die Rohmilchqualität sei trotz der vorjährigen Futtersituation auf anhaltend hohem Niveau. Und mehr Melker sind nicht in Sicht.