Klauengesundheit: Pediküre für die Kühe
Der Klauengesundheit seiner Milchrinder widmet der Landwirtschaftsbetrieb Schröter in Tilleda viel Aufmerksamkeit und Zeit. Neben der Klauenpflege spielen hierbei auch Fütterung und Stallhygiene eine wichtige Rolle.
Klauenerkrankungen sind im Allgemeinen eine der Hauptursachen für das vorzeitige Abgehen von Milchkühen. Im Landwirtschaftsbetrieb Schröter in Tilleda (Sachsen-Anhalt) wird daher besonders auf die Gesundheit der Klauen und Gliedmaßen der Tiere geachtet. „Zuallererst muss die Klauenpflege stimmen“, sagt Betriebsleiter Jörg Schröter. „Mit steigenden Leistungen wird diese umso wichtiger.“ Die Kühe „fit auf den Füßen“ zu halten, wie der 52-Jährige es nennt, ist zuvorderst eine Frage des Tierschutzes.
Aber auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht sind Rinder mit gesunden Fundamenten erstrebenswert. Denn Klauenprobleme wirken sich unter anderem auch negativ auf die Milchleistung und Milchqualität (Zellzahl) sowie die Fruchtbarkeit aus. Eine Lahmheit kann einige hundert Euro an Verlusten nach sich ziehen. Bei der Klauengesundheit vorzusorgen, ist mithin besser und günstiger als eine Behandlung.
Junior für Klauenpflege verantwortlich
Mit dem Umstieg auf Melkroboter bekam das ohnehin bedeutsame Thema Klauengesundheit auf dem Südharzer Hof eine noch größere Dimension. Schließlich sollen die Kühe selbstständig zum Melken gehen. „Treibekühe bedeuten einen immensen zusätzlichen Arbeitsaufwand“, weiß Jörg Schröter. Besonderes Augenmerk gelte daher der Prophylaxe. Grundsätzlich würden den Kühen zum Trockenstellen die Klauen geschnitten. Und dann erneut nach dem Kalben. Zwar sei der Zeitraum dazwischen relativ kurz, doch wachse das Horn an den Hufen während der Trockensteherphase, in der die Kühe auf Stroh gehalten werden, schneller, ergänzt Schröters Sohn Pascal.
Der Junior ist in dem Familienbetrieb für die Klauenpflege verantwortlich. Das Rüstzeug hat sich der 30-Jährige bei Lehrgängen der Klinik für Klauentiere der Universität Leipzig und der Klauenpfleger-Genossenschaft Sachsen eG angeeignet. Die Arbeiten führt er in einem Behandlungsstand im alten Melkhaus mit der „Flex“ und dem Klauenmesser durch. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht eine Kuh turnusmäßig mit der Pediküre dran ist.
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Einzeltierbehandlung ist vorteilhaft
Bei Bedarf versorgt der Junglandwirt auch Tiere außerhalb der Reihe. Früher kam der Klauenpfleger zweimal jährlich auf den Tilledaer Hof. Für die gesamte Herde bedeutete das Stress. Heute geht es mit der Einzeltierbehandlung viel ruhiger zu. „Perspektivisch müssen wir sicher in einen moderneren Klauenbehandlungsstand investieren, der es für Mensch und Tier noch einfacher macht“, ergänzt Betriebsleiter Jörg Schröter.
Die tägliche Tierbeobachtung trägt maßgeblich dazu bei, Klauenerkrankungen möglichst frühzeitig zu erkennen. Zudem signalisiert der Melkroboter, wenn eine Kuh einmal länger ausbleibt. Sollte es bei einzelnen Tieren doch einmal erste Anzeichen zum Beispiel für Mortellaro, eine ansteckende Entzündung der Klauenhaut, geben, kommt das Klauenbad zum Einsatz. Dazu wird eine mobile Wanne für einen halben Tag am Ausgang des Melkroboters positioniert, sodass jede Kuh mindestens einmal durch die Desinfektionslösung geht. Aktuell ist die Mortellarosche Erkrankung in der Tilledaer Herde eher kein Problem. Jörg Schröter führt das vor allem auf die Fütterung zurück.
Saubere Wege für gesunde Klauen
Der Betrieb achtet im Interesse der Klauengesundheit auf gute Futterqualitäten und stabile Silagen. Und macht damit gute Erfahrungen. „Die Reaktion an den Klauen kommt vermutlich durch den Kot der Rinder, der aggressiver regiert“, glaubt der Betriebsleiter. Der Mischration für die Trockensteher werden außerdem saure Salze zugesetzt, die eine positive Wirkung auf den Stoffwechsel der Tiere haben sollen. Die Fütterung der Rinder wird zudem generell so schonend wie möglich umgestellt. „Die entsprechende Futteraufnahme muss gewährleistet sein. Sonst zehrt die Kuh von ihrer eigenen Substanz – mit allen negativen Folgen“, erklärt Junglandwirt Pascal Schröter.
Die Laufflächen im Stall in Tilleda sind aufgeraut, ein mobiles Gerät von Lely schiebt die Exkremente der Rinder stetig durch die Spalten auf dem Boden. Mit der automatischen Stallreinigung bleiben die Laufwege sauberer und trockener, die Tiere kommen weniger mit Kot und Harn in Kontakt. „Die Klauengesundheit in der Herde zu erhalten, kostet uns viel Zeit“, fasst Betriebsleiter Jörg Schröter zusammen. Und Zeit ist bekanntermaßen Geld. „Geld, das wir über die Milch und den Tierverkauf verdienen müssen.“ Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Milcherzeugung sind hierfür im Allgemeinen derzeit alles andere als rosig.
Uns sollte trotz aller Vorsorgemaßnahmen auf dem Tilledaer Milchviehbetrieb doch einmal bei einer Kuh ein Klauenproblem akut werden, ist die Klinik für Klauentiere der Universität in Leipzig über die Autobahn A38 in knapp einer Stunde erreicht.